Das Ungeheuer von Loch Ness – Das steckt hinter Nessi

Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness, mit dem viel zu niedlichen Namen gehört definitiv zu den bekanntesten urbanen Legenden. Wo kommt es her? Wie wahrscheinlich ist seine Existenz und warum hat es überhaupt den Beinamen „Monster“? Niemand hat ihm jemals angedichtet, etwas Schlimmes getan zu haben. Auch hat es noch kein Mensch zu Gesicht bekommen – vermutlich. Ein (Er)klärungsversuch.

Was ist Nessi

In Schottland werden Seen „Loch“ genannt (ausgesprochen wie das deutsche Wort Loch). Loch Ness ist nach dem Loch Lomond der zweitgrößte See des Landes. Das Besondere an diesem See ist die Tiefe von 325 Metern. Aufgrund des Namens und um den unhandlichen Begriff „Das Ungeheuer von Loch Ness“ zu umgehen, erhielt das von der Londoner Presse „Monster“ getaufte Wesen den Spitznamen Nessie.

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Erste Sichtungen

Die erste angebliche Sichtung eines Seemonsters geht auf den irischen Mönch Columba im Jahr 565 zurück. Aufgrund mangelnder Aufzeichnungen, trotz des Durchstöberns von Sagen und Mythen, ist es wahrscheinlicher, dass eine erstmalige (angebliche) Sichtung erst im Jahr 1933 stattfand.

Mr. und Mrs. Mackay fuhren an der Nordküste des 36 km langen Sees entlang. Aufgrund der sehr schmalen Breite von lediglich 1,5 km, kann man von überall aus die gegenüberliegende Uferseite sehen. Der Legende nach nahmen die beiden Bewegungen an der Wasseroberfläche wahr, die wie zwei Buckel aussahen und sich rollend durch das Wasser bewegten, kurz vor dem Erreichen des Ufers jedoch untertauchten. Eine Lokalzeitung druckte die Geschichte und geboren war der Mythos um das Ungeheuer von Loch Ness.

Schnell verbreitete sich die Geschichte über die Landesgrenzen hinaus. Selbst Londoner Zeitungen schrieben über das Monster aus dem Norden. Die schnelle Verbreitung und die beweislose Erzählung lockte eine Vielzahl an Monsterjägern an. In den kommenden Monaten gab es Berichte über mehr als 20 weitere Sichtungen, welche sich jedoch als Fälschungen bzw. Fehlinterpretationen von Leuten, die auf eine schnelle Berühmtheit hofften, herausstellten.

Zweifel an den Beweisen

Manipulierte Fotos, unscharfe Bilder und widersprüchliche Beschreibungen befeuern die Gerüchte um ein im See lebendes Ungeheuer und bieten Raum für eine unscharfe Grenze zwischen Legende, Sage und wissenschaftlicher Forschung. Fürsprecher sehen in Nessie eine riesige Seeschlange oder den Nachfahren eines längst ausgestorbenen Dinosauriers. Skeptiker sehen lediglich schwimmende Baumstämme. Die Faszination um eine eventuell doch reale Existenz beschäftigt seit Jahrzehnten eine Vielzahl von Forschungsteams, die mit aufwendigen Methoden unter Wasser, aus dem All via Satelliten oder mit Booten nach dem Ungeheuer von Loch Ness suchen und dabei Millionenbeträge aufwenden.

Allerdings wurden Fotos aus den 1930er bis 1980er Jahren allesamt der Fälschung überführt und liefern keine stimmigen Beweise zur Untermauerung der Annahme, es könnte sich tatsächlich um ein großes Lebewesen im Loch Ness handeln.

Für Nessies Gegner sind die gefälschten Fotos Beweis genug. Sie untermauern ihre These jedoch mit weiteren Argumenten. So sei das Wasser im See zu kalt für Reptilien. Auch ist das Nahrungsangebot an Pflanzen und Fischen zu gering, um solch ein großes Tier zu ernähren. Zumal es nicht nur ein einziges Exemplar, sondern eine Gruppe an Tieren sein müsste, welche sich permanent fortpflanzt, da das Tier sonst längst ausgestorben wäre. Die besondere Lage und Beschaffenheit des Sees sowie die klimatischen Voraussetzungen liefern darüber hinaus günstige Bedingungen für optische Täuschungen. Weitere mögliche Erklärungen beschreiben einen großen Aal, eine Wellenbewegung oder einfach Treibgut. Alle logisch klingenden Erklärungsversuche reichen den wahren Nessie-Nerds, welche sich in einem eigenen Fanclub austauschen, selbstverständlich nicht aus. Für sie ist es mehr als nur ein Mythos.

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Deutungsversuche

Die Legende um das sagenumwobene Ungeheuer aus dem trüben See ist aus der schottischen Geschichte nicht mehr wegzudenken. Bei einer Umfrage nach der berühmtesten Person Schottlands landete Nessie auf Platz 1. Hotels und Restaurants rund um den See sowie eine Vielzahl an unterschiedlichen Merchandise-Stores bilden eine enorm wichtige Einnahmequelle in der Region im Norden Schottlands. Echte Fans können sogar eine Bootsfahrt auf dem Loch Ness buchen und selbst an Beobachtungen teilnehmen.

Auch kulturell spielt Nessie eine wichtige Rolle. Neben einem Besucherzentrum direkt am Loch Ness gibt es ein Museum, in dem in 17 verschiedenen Sprachen über die Suche nach dem Seeungeheuer informiert wird. Eine erste Verfilmung des Phänomens um das Monster aus der Tiefe wurde 1959 veröffentlicht und fiel bei den Kritikern gnadenlos durch. Weitere Versuche folgten Anfang der 2000er. In diesen Medien kannst du Nessi zu gesicht bekommen:

• Das Ungeheuer von Loch Ness (1959)
• Scooby-Doo und das Ungeheuer von Loch Ness (2004)
• Mein Freund, der Wasserdrache (2007)
• Loch Ness – die Bestie aus der Tiefe (2008)

Popkulturelle Bedeutung

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Büchern, vor allem Kinderbücher, in denen Nessie als das liebe Ungeheuer aus dem See dargestellt wird und in ebenso vielen Geschichten als Unterhaltungsgrundlage dient. Da es in den Sagen und Mythen keine Erzählungen über Zerstörung oder Gewalt seitens Nessie gibt, eignet sich das Seeungeheuer als ideale Hauptfigur für Kindergeschichten.

So werden wohl auch nachfolgende Generationen Geschichten besonders in Europas Norden von dem Ungeheuer von Loch Ness hören, erzählen und den Mythos weiter ausbauen. Solange die Fantasie der Menschen nicht durch Beweise zerstört wird, lebt bei einigen die Hoffnung an die mystische Existenz weiter und wird auch in Zukunft viele Menschen faszinieren. Vermutlich verhält es sich bei dem Glauben an das sagenumwobene Ungeheuer von Loch Ness wie mit dem Hype um UFO-Sichtungen, Aliens und der Verschwörung um Area 51 in den Vereinigten Staaten.

Zum Vergleich: In den USA gab es in den vergangenen rund 100 Jahren knapp 125.000 vermeintliche UFO-Sichtungen, wohingegen im Rest der Welt im selben Zeitraum lediglich gut 15.000 vermeintliche Sichtungen dokumentiert wurden. Eine Geschichte, die sich selbst trägt und zu immer neuen Spekulationen anregt. Es liegt also nahe, dass sich die Legenden um ein Seeungeheuer aus sich selbst heraus nähren. Daher ist davon auszugehen, dass das Ungeheuer von Loch Ness ein spannender Mythos bleiben und auch noch in Zukunft eine Menge Diskussions-Zündstoff liefern wird. Und mal im Ernst – macht genau das es nicht gerade so spannend?

 

Bilder: WILD HARE, Andrea Izzotti, Michael Rosskothen / stock.adobe.com