AjoureLifestyleUnterhaltungBigfoot – Das ist dran am urbanen Mythos des Sasquatch

Bigfoot – Das ist dran am urbanen Mythos des Sasquatch

Er lebt noch: Die Legende des nordamerikanischen Riesenaffen Bigfoot hält sich hartnäckig in Medien, Kultur und öffentlicher Diskussion. Wir begeben uns auf Spurensuche des haarigen Riesen und beantworten die Frage: Was ist dran am Bigfoot-Mythos?

Unsere Welt hat trotz Fortschritt der Wissenschaft immer noch Unbekanntes und Unentdecktes zu bieten. Es gibt Flecken im Ozean die kein Mensch je gesichtet hat, ebenso wie nicht erforschte Winkel in dichten Wäldern. Hier, fernab jeder Zivilisation, soll Bigfoot hausen – und das schon seit hunderten von Jahren. Auch wenn Videos und Beweismaterial immer mal wieder als gefälscht enttarnt werden, gibt es einige Bekennende, die festen Glaubens sind, dass sie dem Wesen begegnet sind – oder es noch tun werden.

Aussehen und Ursprung des Mythos

Bei Bigfoot handelt es sich um ein riesiges, affenähnliches Wesen, das angeblich die Wälder Nordamerikas durchstreift. Berichten zufolge ist er etwa 2 bis 3 Meter groß, hat zotteliges schwarzbraunes Fell und – namensgebend – riesige Füße. Seit mehr als 100 Jahren erzählen Menschen immer wieder von Begegnungen mit dem mysteriösen Wesen. Der Glaube ist schon unter den Ureinwohnern weit verbreitet gewesen: In Kanada und einigen Stämmen amerikanischer Ureinwohner Nordamerikas nennt man die Legende daher auch „Sasquatch“, was in der eigenen Sprache so viel wie „haariger“ oder „wilder Mann“ bedeutet.

Der Sasquatch soll in den Rocky Mountains und Appalachen leben, wird aber immer mal wieder in anderen Bundesstaaten (z.B. Georgia) gesichtet. Die Begegnungen mit ihm dauern meistens nur wenige Sekunden, und hinterlassen den Beobachter mit Furcht und Schrecken. Erstmals öffentlich dokumentiert wird eine Sichtung 1850 in Nordkalifornien. Doch erst in den 1970er Jahren kommt es zum eigentlichen Bigfoot-Hype, als zwei Forscher Videomaterial veröffentlichen, das ihr Treffen mit dem zotteligen Riesen zeigen soll.


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Sichtungen vom Sasquatch: Echte Begegnungen oder falscher Film?

Bigfoot Silhouette im Wald

1917 ist der Trapper Albert Oswald auf einem Jagdtrip unterwegs in den Wäldern British Colombias. Aber sein Ausflug bleibt nicht ungestört – bei Nacht widerfährt ihm etwas, das er sich erst 20 Jahre später traut, öffentlich zu erzählen. Oswald gab an, dass er von einem Bigfoot angegriffen wurde. Ein großes, menschenähnliches Wesen hätte ihn bei Nacht gepackt und über die Schulter geworfen. Vor Schreck und Grauen sei er ohnmächtig geworden, weshalb er nicht wüsste, was danach geschehen wäre.

Schon damals war die Öffentlichkeit gespaltener Meinung bezüglich der Glaubwürdigkeit dieser Erzählung. Einige hielten es für Scharlatanerie oder Verwirrung, andere für den Beweis einer lang geglaubten Legende. In der Folge kamen immer mehr Menschen mit ähnlichen Sichtungen in die Öffentlichkeit. Übereinstimmende Merkmale seien ihren Schilderungen nach eine gigantische Größe von bis zu 3 Metern, riesige Füße, ein stinkender Geruch und dunkles, zotteliges Fell.

Große Aufmerksamkeit erregte die auf 16-Milimeter-Film festgehaltene Begegnung mit einem Sasquatch der Forscher Patterson und Gimlin. Sie waren 1967 dem sensationellen Wilden in Nordkalifornien begegnet und verfolgten ihn mit verwackelter Kamera durch die Wälder. Die Aufnahmen des Films ließen allerlei Spekulationen zu: So wurde schon früh gemutmaßt, dass die unscharfen Aufnahmen Absicht gewesen seien, damit die Fälschung nicht so leicht zu erkennen wäre. Spät erhielten die Zweifler recht: Erst 30 Jahre später gaben die Forscher zu, die Aufnahmen mithilfe eines Gorillakostüms gefälscht zu haben. Das änderte allerdings nichts daran, dass viele Wildhüter, Bigfoot-Fans und Forscher das Wesen immer noch für real hielten.


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Die Kryptozoologie auf den Spuren des Sasquatch

Mit dem Patterson/Gimlin Film erlebte der heutige Bigfoot-Mythos seine (Wieder-) Geburtsstunde. Die Erforschung des Wilden erlangte seinen Einzug in die Kryptozoologie, einem Teilgebiet der Zoologie, das sich mit dem Erforschen unentdeckter Tiere und Wesen beschäftigt. Neben Bigfoot zählen hierzu unter anderem sein asiatischer Verwandter, der Yeti, und das Monster von Loch Ness. Während die Kryptozoologie von anderen Disziplinen verspottet wird, berufen sich die Forscher dieser sogenannten „Kryptide“ auf Okapis, Quastenflosser und Komodowarane – Tierarten, deren Existenz als Folklore abgetan wurde, bis sie im 20. Jahrhundert bewiesen werden konnte.

Die Kryptozoologen versuchen bis heute mit dem wenigen Beweismaterial, das ihnen zugetragen wird, die tatsächliche Existenz von Bigfoot zu beweisen. So wurden in Gips gegossene Fußabdrücke auf ihre Beschaffenheit untersucht und Haarmaterial analysiert. Die Echtheit dieser Beweise ist umstritten. Die durchgeführten Untersuchungen können aber die Erzählungen bis zu einem gewissen Grad bestätigen: Die untersuchten Fußabdrücke geben Rückschluss auf eine Größe von 2,5 bis 2,8 Metern, das Fell ist primatenartig. Allerdings kann es sich hierbei immer noch genauso gut um Fälschungen handeln: Anfang 2000 wurde zum Beispiel erst bekannt, dass der Bigfoot-Forscher Ray L Wallace die von ihm gefundenen Fußabdrücke mithilfe einer selbstgeschnitzten Holzattrappe gefälscht hatte. Die Bigfoot-Befürworter schmunzeln nur darüber: Eine solche Attrappe könne ja niemals das Gewicht des Giganten nachstellen.


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Reale Ursprünge einer urbanen Legende

Bigfoot im Wald

Auch wenn man den Bigfoot-Beweisen keinen Glauben schenkt, könnte er trotzdem in realen Begegnungen verwurzelt sein. Dazu gibt es mehrere Anhaltspunkte, die von Forschern beachtet werden. Eine Erklärung lautet, dass es sich bei dem Mythos um eine als ausgestorben geltende Affenart handelt, dem Gigantopethecus. Backenzähne und Kieferreste aus Asien lassen den Rückschluss zu, dass diese Affenart vor über 120.000 Jahren auf der Erde gelebt hat. Die Riesenaffen seien bis zu 3 Meter groß gewesen, weshalb viele Bigfoot-Anhänger in ihm einen lang verlorenen Überlebenden glauben. Korrespondierend dazu gibt es in Asien ähnliche Überlieferungen von Sichtungen eines gigantischen Affen. Die bekannteste ist die des Yetis, der in den verschneiten Bergen des Himalaya Gebirges leben soll. Die Frage, wie dieser Affe nach Nordamerika gelangen könnte bleibt allerdings auch unbeantwortet, ebenso, weshalb er nicht entdeckt wurde und sich unbemerkt fortpflanzen konnte.

Eine weitaus wahrscheinlichere Erklärung schenkt den Zeugen zwar Glauben, dass sie einem Wesen begegnet sind – allerdings nicht einem Affen, sondern einem Bären. Grizzly- und Braunbären können sich auf zwei Füßen fortbewegen und in der Dunkelheit durchaus für einen gigantischen und sehr haarigen Menschen gehalten werden. Und das Gehirn kann einem ganz schön einen Streich spielen, wenn man alleine und verängstigt ist.

Fakt ist, dass es bis heute kein Beweismaterial gibt, das die Existenz von dem großfüßigen Wilden eindeutig belegen würde. Auch Funde wie der von 2008, an dem ein Bigfoot-Leichnam entdeckt wurde, stellten sich später als Fälschung heraus, wenngleich es sich hier auch um eine kreative handelte: Der angebliche Kadaver war ein zur Täuschung eingefrorenes, handelsübliches Bigfoot-Kostüm.


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Künstlerische Rezeption: Bigfoot in der Popkultur

Die Liebe zur Bigfoot-Legende hat sich in den Medien erhalten. Zahlreiche US-Firmen nutzen den riesigen Menschenaffen als Maskottchen ihrer Marke oder als fragwürdigen Hauptdarsteller in Werbespots. Dazu gehören unter anderem „Link’s Beef Jerkey“, „Carlsberg Beer“ und die US-amerikanische Lebensmittelkette „Red Robin“. Etwas weiter gingen die Wildkamerahersteller Bushnell Cooperation und Field & Steem, die sogar einen Aufruf starteten, nach welchem ein verifizierbares Bigfoot-Bild mit 1 Millionen Dollar belohnt würde.

Der Bigfoot-Mythos hat außerdem zahlreiche Filme inspiriert. Mittlerweile gibt es sogar ein ganzes Subgenre von Indie-Filmen, die sich den Begegnungen mit dem haarigen Riesen widmen. Normalerweise geht es für einen der zwei Zusammenkommenden nicht gut aus: Bigfoot-Geschichten etablieren sich im Horrorgenre, wo er nur allzu oft Jagd auf den Menschen macht. So endet das Zusammentreffen von Mensch und Monster im Horrorfilm „Exists“ (2014) in einem Massaker. Aber auch die Kleinen kriegen etwas von dem Bigfoot-Hype ab: Familienfilme wie der Animationsfilm „Bigfoot-Junior“ greifen das Motiv eher humoristisch auf. Hier ist der Sasquatch nichts anderes als ein Wissenschaftler, der über einen außerordentlichen Haarwuchs verfügt.

Bigfoot hat von den U.S.-Amerikanern darüber hinaus aber auch einen ganz besonderen Job erhalten. Die Umweltschutzkampagne vom U.S. Forest Service nutzt ihn, um auf die Instandhaltung der Wälder aufmerksam zu machen, und eine weitere Kampagne wirbt mit dem zotteligen Menschenaffen für Veganismus gegen den Klimawandel. Auch während Covid-19 wurde der Sasquatch zum Spokesman für soziale Distanzierung. Trotz seiner nicht belegten Existenz ist er dadurch Botschafter für allerlei gesellschaftliche Themen.

Fazit

Bigfoot Illustration auf Bergpass

Ob echt oder nicht: Der haarige Bergwald-Bewohner ist und bleibt Kult in der nordamerikanischen Folklore. Obwohl das meiste Beweismaterial gefälscht ist, halten echte Bigfoot-Liebhaber immer noch daran fest, dass sie ihn eines Tages zu Gesicht bekommen. Und wer weiß: Vielleicht behalten sie ja sogar recht.

 

Bilder: jockermax3d, Lauren, Dave, ginettigino / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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