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Aka Manto – Der Toilettengeist aus Japan

In der volkskundlichen Erzählforschung bilden urbane Legenden wie die von Aka Manto ein eigenständiges Forschungsthema. Geschichten wie die von der Giftspinne in der Bananenkiste verbreiten sich heutzutage durch das Internet oder Social Media schneller als früher. Sie schüren latente Ängste. Ein Gruseleffekt ist erwünscht. Die Erzählforschung untersucht solche urbanen Legenden auf ihren Wahrheitsgehalt, ihren tieferen Sinn und ihren regionalen Verbreitungsgrad.

Auffallend ist, dass der Kern solcher Geschichten stets in vielen Erzählvarianten kursiert. Der Erzähler darf den Inhalt anpassen, um ihn gruseliger zu machen. Es geht außerdem um Glaubwürdigkeit. Daher wird vom Erzähler meist behauptet, man kenne jemanden, der jemanden kennt, dem die Geschichte tatsächlich passiert ist. Die Großstadtlegende von Aka Manto stammt aus Japan. Bisher ist sie nur dort verbreitet.

Moderne Sagen dienen der Verbreitung von Schrecken. Es geht in dieser Story um einen Geist, der im roten Mantel auftreten soll und vornehmlich Schüler erschreckt, die gerade auf der Toilette sitzen.


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Der Inhalt der Legende von Aka Manto, dem Toilettengeist

Aka Manto Zeichnung
Zeichnung vom YouTuber DrawTheLifeTikTak

Aka Manto bedeutet in der japanischen Sprache „Roter Umhang“ oder „roter Mantel“. Mit dieser Bezeichnung wird ein japanischer Toilettengeist bezeichnet, der als Yokai (Dämon, Geist, Monster) Menschen bedroht, die gerade auf einer öffentlichen Toilette oder einer Schultoilette sitzen. In verschiedenen Erzählvarianten wird der japanische Toilettengeist auch als Aoi Manto, Akai Hanten, Akai Te, Akai Kami oder Akai Chanchanko bezeichnet.

Interessant ist, dass dieser Geist fast immer in öffentlichen Damentoiletten oder Mädchentoiletten einer Schule auftaucht. Der Toilettengeist trägt der Legende nach einen roten Umhang und eine Gesichtsmaske. Laut der modernen Sage fragt Aka Manto die auf der Toilette sitzende Person, welches Toilettenpaper sie haben wolle. In anderen Versionen derselben Erzählung wird die Frage nach einem roten oder blauen Umhang gestellt.

Zur Wahl steht blaues oder rotes Toilettenpapier bzw. ein roter oder blauer Umhang. Im Grunde ist es egal, welche Farbe der Gefragte wählt. Denn die Wahl der Farbe Rot bedeutet, dass man getötet wird. Das aus dem Körper fließende Blut sieht wie ein roter Umhang/Mantel aus. Wer die alternative Farbe Blau wählt, ist auch nicht besser dran. Er wird von Aka Manto erdrosselt und läuft blau an.

In anderen Versionen dieser modernen Sage weicht die gesunde Hautfarbe einer ungesunden bläulichen Farbe. Es scheint keinen Ausweg aus der Misere zu geben. Zudem ist die Situation für die angeblich Betroffenen gruselig. Sie ist schon durch den in Japan mit gesellschaftlichen Tabus überfrachteten Ort mit dem Gefühl der Peinlichkeit behaftet.


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Wie ergeht es Personen, die sich zu retten versuchen?

Im weiteren Verlauf der Geschichte versucht jemand, Aka Manto zu überlisten. Er nennt beispielsweise eine Farbe, die nicht zur Wahl steht. Doch Schlauberger landen der Geschichte nach in der Unterwelt. Sie verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Je nach Erzählvariante zwingt der Toilettengeist besondere Schlauköpfe, ihren Kopf in das Toilettenbecken zu stecken, weil sie die Farbe Gelb gewählt hatten. In einem Toilettenbecken zu ertrinken, ist keine angenehme Vorstellung.

Entscheidet man sich im Bemühen um seine Rettung für keine der beiden Farben oder tut so, als sei der Yokai gar nicht da, verschwindet er manchen Erzählfäden zufolge wieder. Das scheint eine mögliche Lösung zu sein: sich nicht einschüchtern zu lassen. In anderen Erzählvarianten blockiert der Yokai aber den Ausgang, sodass man die Toilette nicht mehr verlassen kann.


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Verbreitung und Variationen der Geschichte

Aka Manto
Cover-Art des Spiels auf Steam

Die moderne Sage von Akai Manto hat sich in ganz Japan verbreitet. Niemand weiß, wer sie ursprünglich in die Welt gesetzt hat. Es gibt diese moderne Sage mittlerweile in unzähligen Erzählvarianten. Hauptsächlich kursiert diese urbane Lebende in Grundschulen.

Spielort ist meist eine selten benutzte, etwas abgelegene Toilette, an die die Moderne vorbeigeschrammt ist. Auffallend oft spielt das erzählte Geschehen sich hinter der vierten Toilettentüre ab.

Die Zahl vier steht in Japan für den Tod. Das Erzählmuster bleibt immer identisch, nur die eingewobenen Details variieren. Immer spielt die gruselige Szene sich in den Abendstunden ab.

Jemand muss plötzlich dringlich auf die Toilette. In dem Gebäude steht als nächste Gelegenheit, sich zu erleichtern, nur eine von den meisten Schülern gemiedene Toilette zur Verfügung. Sie wirkt marode und ungepflegt. Es geht das Gerücht um, hier treibe ein Geist sein Unwesen. Da die Dringlichkeit des Bedürfnisses nach sofortiger Entlastung verlangt, wird der Raum dennoch betreten.

Nachdem er oder sie sich erleichtert hat, entdeckt er/sie zu seinem Schrecken, dass es kein Toilettenpapier gibt. Eine fremdartige Stimme fragt nun, welche Farbe man denn bevorzugen würde. Wählt man rot, wird man brutal mit dem Messer angegriffen und aufgeschlitzt.

Irgendwann muss ein anderer Schüler dieselbe Toilette benutzen. Der in die Toilette eintretenden Person ist bewusst, dass dort ein Mord geschehen sein soll.

Doch es gibt keine andere Möglichkeit, als diese Toilette zu benutzen. Die Frage des Yokai wiederholt sich naturgemäß. Logischerweise antwortet der oder die Betreffende nun „Blau.“ Es nützt alles nichts: Dem oder der Betreffenden wird alles Blut aus dem Körper gesogen.

Zurück bleibt eine bläulich angelaufene Körperhülle. Wie die Lösung der Frage und das Ende der Geschichte aussieht, variiert je nach Erzähler.

Manchmal ist der Yokai ein echter Serienkiller, der sich in der Toilette versteckt und auf weitere Opfer wartet. In anderen Fällen ist er ein Dämon oder ein Geist. Er könnte auch einem Manga-Cartoon entsprungen sein.

In wieder anderen Versionen ist es ein Unhold, der harmloser ist als der Yokai. Er greift mit der Hand aus dem Toilettenbecken nach dem Hinterteil des dort Sitzenden und berührt dieses.

In manchen Fällen werden Schüler, die die Farbe Rot gewählt hatten, skalpiert oder gehäutet. Alternativ verfärbt sich nur ihre Haut, ihre Hand oder die Zunge dauerhaft rot oder blau. Angeblich Überlebende haben dem derzeitigen Erzähler vermeintlich ihre eigenen Erlebnisse erzählt.

Die Geschichten stammen angeblich aus erster Hand. Wichtig ist, dass es keinen Ausweg aus dem Dilemma geben darf.

Auch vermeintlich kluge Menschen scheitern mit ihren Lösungsversuchen. Wer Toilettenpapier mitbringt, erlebt demnach, dass dieses plötzlich verschwindet. Relevant ist die Ausweglosigkeit der Situation. Schließlich sollen Großstadtlegenden Schrecken verbreiten und Angstfantasien befeuern.


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Was sollen urbane Legenden bewirken?

Aka Manto Zeichnung mit Kaputze
Zeichnung vom YouTuber DrawTheLifeTikTak

Es ist schwer, die Ursprünge solcher modernen Legenden zu ermitteln. Die Geschichte des japanischen Toilettengeistes geistert schon seit 1930 in Japan herum. Schon damals bekamen japanische Schüler diese Schulhofgeschichte zu hören. Ihre Popularität hat sich bis heute nie gewandelt. Der Erzählverlauf und die Schilderung von Details unterlagen aber beliebigen Veränderungen.

Mittlerweile haben sich weitere Toiletten-Legenden in Japan etabliert. Die Geschichten von Toire No Hanako-San dient demselben Zweck. Sie soll verunsichern, Angstfantasien anregen und einen Gruseleffekt vermitteln. Die Erzählforschung ist eine relativ neue Forschungsrichtung der europäischen Ethnologie.

In diesem Rahmen würde eine moderne Sage aber nur erforscht werden, wenn sie sich auch hierzulande durchgesetzt hätte. Das ist jedoch nicht der Fall.

Es ist demnach eine typisch japanische Fantasiegeschichte, die regionalen Erzählmustern entspricht. Möglicherweise richtet sie sich speziell an Schulkinder, deren Fantasie von Figuren aus japanischen Manga-Cartoons beeinflusst wurde.

Die unmögliche Auflösung der Geschichte verbreitet Schrecken. Sie schürt latente Ängste unter japanischen Kindern. Genauso ergeht es Schulkindern möglicherweise vor einer Klassenarbeit. Sie fühlen sich eingeschüchtert, schwitzen und werden rot.

Die Geschichte rund um den Toilettengeist hat sich mit der Zeit verändert. Details und Erzählstränge solcher urbanen Legenden sind variabel. Sie bleiben sich aber im Kern immer treu. Als diese Legende um 1930 entstand, trugt der Yokai noch keinen roten Mantel.

Damals stand der Begriff „Manto“ noch für eine kurze Kimono-Jacke ohne Ärmel. Mit der Zeit wandelten sich die Moden. Entsprechend wurden auch die Fantasie-Geschichten, die verbreitet werden, angepasst und ausgeschmückt.

Moderne Mythen sind nie wahr. Wichtig ist aber, dass sie wahr sein könnten. Sie müssen über einen gewissen Wahrheitsgehalt verfügen, der sie glaubwürdiger macht. Typisch ist, dass der Erzähler behauptet, jemanden zu kennen, dem diese Geschichte passiert sein soll.

Jede Großstadtlegende ist dennoch ein Schauermärchen. Diese Ammenmärchen verbreiten eine skurrile Story, die herrlich schauerlich klingt und sich mit dem Aufkommen moderner Medien rasant über die sozialen Netzwerke verbreiten lässt.

Die Quelle solcher Großstadtlegenden lässt sich nie auf einen Urheber zurückverfolgen. Manchmal fallen sogar seriöse Zeitungen auf solche Ammenmärchen herein. Die tödliche Spinne in der Bananenkiste wird mittlerweile als Realität verkauft.

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Quellen:
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Aka_Manto
  • https://yokai.com/akamanto/
  • https://store.steampowered.com/app/1130620/Chillas_Art_Aka_Manto/
  • https://scary.fandom.com/wiki/Aka_manto

 

Bilder: Draw The Life TikTak / YouTube; Chilla’s Art

Ajouré MEN Redaktion
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