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In Kooperation mit Opel

Schauspieler Tim Wilde im Interview

Flugangstbändiger, Schauspieler und Opel Markenbefürworter Tim Wilde steht uns auf dem Fehrbelliner Flugplatz Rede und Antwort.

Hallo Tim, wir treffen uns heute am Flugplatz, weil du deine Flugangst mit einem Flugschein bekämpfen willst. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Und zwar hat das folgenden Hintergrund: Bevor ich mit der Schauspielerei begonnen habe, war ich bei den Marinetauchern – nicht zu verwechseln mit den Kampfschwimmern. Als ich dort anfing hatte ich echt Angst vor dem Tauchen. Zu meinem Glück gab es da einen tollen Ausbilder. Als er merkte, was für einen Schiss ich hatte, sagte er zu mir: „Pass auf, du schnappst dir deine Tauchausrüstung und gehst an der Leiter des Beckens runter, bis du unter Wasser bist. Und das machst du solange, bis du ein Gefühl dafür bekommst!“ Dann merkte ich, dass ich wirklich immer tiefer gehen konnte. Fünf, sechs, sieben Meter … und irgendwann hatte ich dann tatsächlich keine Angst mehr. Also habe ich mir gesagt: „So mache ich das mit der Flugangst auch!“

Und wie bist du dann hier gelandet?

Also ich hatte immer am meisten Angst vor dem Wackeln, deswegen wollte ich eigentlich den Flugschein für einen Helikopter machen. Weil der aber schweineteuer ist, habe ich mich dann für einen Tragschrauber entschieden, der wackelt genauso wenig und ist auch noch preiswerter. (Anm. der Red.: ein Tragschrauber ist ein Drehflügler ohne Triebwerk. Der Rotor wird angestoßen und durch den Fahrtwind in Drehung gehalten). Irgendwann hatte ich mich dann aber einigermaßen ans Wackeln gewöhnt und mich letztendlich für eine „Fläche“, also ein ganz normales Flugzeug, entschieden.

Konntest du die Flugangst schon überwinden?

Naja, es geht so. Also früher hatte ich wirklich so große Angst – gerade in den großen Maschinen – dass ich Beruhigungsmittel nehmen musste. Das Unwohlsein ist zwar geblieben, aber ich habe echt schon einen riesen Schritt gemacht. Allerdings – wenn ICH fliege, würde ich meinen Sohn vielleicht noch nicht unbedingt mitnehmen.

 

Tim Wilde Flugangst

 
Du hast eine unglaublich lange Filmografie. Welcher Film war dein absolutes Highlight?

Die Highlights sind natürlich immer die Filme mit Til Schweiger und ich glaube, eins davon war „Honig im Kopf“. Am Anfang hatte ich noch keine konkrete Rolle, aber während der Dreharbeiten lief das WM-Spiel, in dem Thomas Müller vier Tore erzielte. Und so kam ich dann durch Til spontan zu meiner neuen Rolle „Thomas Müller“, was natürlich der absolute Knaller war.

Bei all deinen Rollen hast du schon super viele deiner Kollegen kennenlernen dürfen. Gibt es einen, der dich besonders beeindruckt hat?

Von den deutschen Kollegen ist das natürlich Til, den ich wirklich bewundere. Er beeindruckt mich, vor allem weil er echt, geradeaus und ehrlich ist. Wenn man jetzt mal etwas über den deutschen Tellerrand guckt, ist Al Pacino jemand, den ich ziemlich cool finde. Javier Bardem hat mal gesagt: „Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an Al Pacino!“ – das hätte auch von mir sein können.

Til Schweiger ist aber nicht nur menschlich für dich ein Vorbild. Du sagtest einmal, er sei ein toller Regisseur. Was macht seine Arbeit so besonders?

Til kann einfach immer schnell umdenken und gut improvisieren, was ich sehr schätze. Bei „Schutzengel“ gab es zum Beispiel diese eine Szene, wo Til mich am Abend anrief und spontan fragte, wie früh ich es am nächsten Morgen ans Set schaffen würde. Um sieben war ich da, um halb acht war die Szene dann im Kasten – obwohl ich gar keine Drehtage mehr hatte. Dieses Improvisationstalent bewundere ich total. Das sind Momente, in denen man voller Adrenalin ist – was ich beim Drehen mag und beim Fliegen hasse.

 
Tim Wilde Portrait

 
Ganz oft spielst du ja den Bösewicht. Woran liegt das eigentlich?

Wahrscheinlich an meiner Fresse! (lacht)

Aus vielen Filmen kennt man dich als Bösewicht. Du hast aber auch in einer ganzen Reihe Komödien mitgespielt. Unterscheidet sich die Arbeit?

Ne, überhaupt nicht, man muss seine Rolle genauso ernst nehmen. Bei Komödien sind die Charaktere für sich genommen alle nicht witzig, sie wollen auch nicht witzig sein. Die Komik liegt in den Situationen. Da liegt meines Erachtens auch häufig das Problem – wenn das Ergebnis dann lustig sein soll, ohne dass das Drehbuch das her gibt, dann muss ich als Schauspieler eben versuchen witzig zu sein. Aber das funktioniert leider nicht – außer man heißt Jim Carey …

Gibt es eine bestimmte Rolle, die du wahnsinnig gerne einmal spielen würdest?

Vielleicht so eine DDR-Geschichte. Das ist etwas, was ich auch gut nachempfinden kann, da ich ja selbst aus dem Osten komme und alles miterlebt habe. Ich würde gern eine Rolle spielen, wo ich genau weiß, wie derjenige sich gefühlt haben muss und alles wahrgenommen hat – einfach, wie alles wirklich war. Vielleicht bekomme ich ja irgendwann die Möglichkeit, eine kleine Rolle in meiner eigenen Geschichte zu spielen. (lacht)

Du bist schon seit vielen Jahren Schauspieler, hast viel Erfahrung. Glaubst du, die Schauspielerei erfüllt eine gesellschaftliche Aufgabe? Wie wichtig ist es, eine „Message“ zu haben?

Ich glaube, meistens kommt so eine Message automatisch mit. Man darf aber nicht so vermessen sein, jemandes Leben verändern zu wollen. Schön finde ich es, wenn ein Film ein gutes Ende hat und einem damit ein gewisses Gefühl vermittelt – ich glaube, da liegt die Möglichkeit eines Films. Aber ob ich als einzelner Schauspieler so viel dazu beitragen kann, glaube ich nicht. Obwohl, als Tom Cruise mit „Last Samurai“ in die Kinos kam, wollte ich mir danach ein paar Samurai-Filme ausleihen – aber es waren alle weg. Der hat es anscheinend irgendwie geschafft, was rüber zu bringen. (lacht)

 

mit Tim Wilde auf dem Flugplatz

 

Du hast ja schon erzählt, dass du eigentlich mal Marinetaucher warst. Wie bist du von da zur Schauspielerei gekommen?

Genau, aber ich war nur ein Jahr bei den Tauchern, dann haben sie mich rausgeschmissen. Davor habe ich Heizungsmonteur gelernt – es ist viel passiert in meinem Leben. Ich bin im Stasi-Gefängnis gewesen und irgendwann offiziell in den Westen ausgereist. Vorher hab ich versucht, zu fliehen – irgendwo an der Grenze müsste noch mein Koffer liegen. Da haben sie mich leider erwischt – lange Geschichte. Im Westen angekommen, habe ich dann alles Mögliche gemacht, zum Beispiel im Altersheim gearbeitet, in der Disko gekellnert, hinter der Bar gestanden und so weiter. Dann bin ich das erste Mal in meinem Leben ins Theater gegangen: „Die Räuber“ im Schiller-Theater in Berlin. Da dachte ich mir: „Hey, das kann ich auch!“ – also bin ich auf die Schauspielschule. Damals war ich schon 27, eigentlich wurde man nur bis 24 aufgenommen und man brauchte Abitur, was ich nicht hatte. Aber mit ein bisschen gedrehtem „Glück“ wurde ich dann genommen. (lacht) Die Ausbildung war echt nicht leicht, aber meine unterschiedlichen Erfahrungen haben mir geholfen.

Was ist aus dem Koffer geworden?

Der müsste tatsächlich noch an der Grenze liegen. Irgendwann fahre ich hin und suche ihn. Ich weiß noch, da war meine teure Jeans drin, die ich im Intershop gekauft hatte. Umgerechnet habe ich dafür 800 Ostmark abgedrückt, kaum zu glauben.

Was sehen wir in Zukunft von dir?

Im TV ist das nächste Projekt der Hamburger Tatort im Ersten – am 01. Januar läuft die Folge „Der große Schmerz“ und am 03. Januar „Fegefeuer“. Und meine neue Serie „23 Cases“ läuft auch demnächst bei Sat.1 an.
 

Tim Wilde Opel

 

Fotos: Bernd Jaworek

Ajouré MEN Redaktion
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