Mit „Die Welle“ und „Napola“ feierte der Regisseur hierzulande bereits große Erfolge. Für „The Mechanic: Resurrection“ zog es Dennis Gansel jetzt nach Hollywood, wo er für den Film mit Superstars wie Jason Statham, Tommy Lee Jones und Jessica Alba zusammenarbeitete.
Ajouré: „The Mechanic: Resurrection“ ist dein Hollywood-Debüt. Wie kam es dazu, dass du für diesen Film Regie geführt hast?
Ich hatte mit der Produktionsfirma Millenium Film ein anderes Projekt in Entwicklung, als sie mir das Drehbuch von Mechanic anboten. Ich las es, sah das enorme Potential, was darin steckte, und präsentierte ihnen meine Ideen dazu. Sie mochten sie und meinten, ich solle als nächstes in die USA fliegen, um den Star des Films – Jason Statham – zu treffen. Ich flog ein und wartete fünf Tage in einem Hotelzimmer auf seinen Anruf. Da dachte ich schon: „Na Servus, das geht ja gut los in Hollywood!“ Er meldete sich schließlich, entschuldigte sich für die Verspätung und lud mich in sein Strandhaus nach Malibu ein, wo wir die Ideen durchsprachen. Wir hatten dieselben Ansichten und haben uns gut verstanden. Am Abend sagte er mir dann, dass er den Film gern mit mir machen wolle.
Ajouré: Wie war es mit Jason Statham zu arbeiten?
Sehr angenehm. Er ist schon so lange im Actiongeschäft, sodass er Lust auf neue Regisseure und neuen Input hat. Zudem hat er so große Erfahrung, dass es einfach Spaß macht sich mit ihm auszutauschen. Viele Stunts kann er selber machen. Für einen Filmemacher ist das ein großes Plus, denn man muss den Stuntman nicht im Schnitt verstecken – es ist der Hauptdarsteller, der viele schwierige Szenen selbst ausführt. Außerdem ist er wie ich Europäer, man hat dann doch noch mal eine ganz andere Ebene.
Ajouré: Der Film ist geballte Action pur. Wie waren die Dreharbeiten und was waren die größten Herausforderungen?
Die Dreharbeiten haben uns einiges abverlangt, da wir oft draußen in sengender Sonne bei hoher Luftfeuchtigkeit drehten – oder in überhitzten Innensets mit zusätzlichen Scheinwerfern. Anspruchsvoll waren auch die Drehtage auf hoher See auf einem zum Luxusschiff umgebauten ehemaligen Eisbrecher. 100 Mann Team auf und unter Deck und zwei Units gleichzeitig – eine drehte Drama-Szenen, die andere Action-Szenen unter der Benutzung von SFX, Explosionen und MG-Salven. Zudem standen wir unter Zeitdruck und es musste viel Pensum geschafft werden, da das Schiff wieder an US-Musikstars vermietet wurde. Vor uns waren auf dem Schiff Jay Z und Beyoncé Urlaubsgäste. Ein Poker-Online-Millionär hat nach uns den Pool, in den Jessica Alba mit einem Stuntman fiel, mit Crystal Champagner auffüllen lassen. Einfach so. Und wir dachten schon, wir seien verrückt …
Foto: Paul Partyzimmer
Ajouré: Worin machten sich die Unterschiede zu deutschen Produktionen besonders bemerkbar?
An der Größe der Teams und am Budget. Aber auch an der Macht der Stars im amerikanischen System – die ist noch größer als die der Produzenten, weil oft nur der Cast einer Produktion das letztendliche Greenlight verschafft.
Ajouré: Bei welchem Genre würdest du noch gerne Regie führen?
Bei einem Liebesfilm.
Ajouré: Was fehlt dir im deutschen Filmgeschäft am meisten?
Der schwierige Umgang und Angang mit Genre außerhalb von Komödie und all ihrer Spielarten. Das ist im Hinblick auf unsere reichhaltige Filmgeschichte etwas schade. Horror, Science-Fiction, Kriminalfilm – sogar eine Frühform der James Bond-Filme – wurden mit „Nosferatu“, „Metropolis“, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ sowie „Spione“ alle wesentlich in Deutschland mitgeprägt oder sogar erfunden. Wo ist diese Themenvielfalt heute im deutschen Kino zu finden? Das skandinavische Kino führt uns seit Jahren vor, wie es gehen kann. Zeit aufzuschließen!
Ajouré: Musstest du dich streng an das Drehbuch halten oder konntest du deine Ideen und Erfahrungen als Regisseur noch miteinbringen?
Nein, ich konnte viele Ideen einfließen lassen. Einige haben es aber auch nicht ins Buch geschafft oder wurden im Schnitt doch noch rausgenommen. Insgesamt war der Einfluss aber recht groß, den ich hatte. Man wollte ja auch dieses frische Blut haben. Wegen der Ideen wurde ich engagiert.
Foto: Paul Partyzimmer
Ajouré: Bei welchem Film hättest du gerne lieber die Regie geführt und was hättest du vielleicht anders gemacht?
Ich hätte gerne bei „The Imitation Game“ Regie geführt. Ich habe mich mein Leben lang sehr mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt und seit „Napola“ eine große Affinität zu diesen Themen. Ich fand das Script fantastisch, den Film super besetzt, aber emotional nicht ganz stimmig. Schwer zu sagen, was ich anders gemacht hätte, aber ich hätte mich sehr bemüht, das intensive Gefühl, das ich beim Lesen hatte, möglichst so auf die Leinwand zu bringen. Aber das ist immer leicht gesagt. Jedes Buch, jede Umsetzung hat ihre eigenen Tücken.
Ajouré: Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten?
Oh, das sind so viele. In Deutschland stehen annähernd 30 Schauspieler und Schauspielerinnen auf meiner Liste. International sehr gerne mal mit Mel Gibson.
Ajouré: Stehen schon neue Projekte in den Startlöchern?
Ja, ich drehe ab Herbst „Jim Knopf“ in Babelsberg, der Bavaria und in Südafrika. Dies ist ein Traumprojekt, seitdem ich als 7-Jähriger das Hörspiel gehört habe. Für mich DER große Fantasy- und Abenteuerstoff in der deutschsprachigen Kinderliteratur. Wir bauen gerade Lummerland und die Drachenstadt. Schöner kann Arbeit nicht sein!
Fotos: Paul Partyzimmer