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Krisenbewältigung: Strategien zur Bewältigung von finanziellen Rückschlägen

Eine finanzielle Krise kann jeden Menschen treffen, auch wenn er es wirklich nicht erwartet hat. Eben noch stimmten das Einkommen und der Kontostand, auf dem sich ein gutes Finanzpolster gebildet hatte. Dann folgen zuerst unerwartete und unvermeidliche Ausgaben zum Beispiel durch einen Unfall, eine Krankheit oder einen bedürftigen Familienangehörigen, gleichzeitig hat die Firma wegen schlechter Auftragslage Stellen abgebaut. Dein Job ist auf einmal vollkommen unverschuldet weg. In dieser Situation sind Strategien zur Krisenbewältigung gefragt.

Was ist eine Krise?

Jede Krise trägt in sich die Komponenten des Bedrohlichen und Unbekannten. Das ist im Bereich der Finanzen so zu verdeutlichen:

Eine Person, die aus einer einkommensschwachen Familie stammt und auch in ihrem eigenen Erwerbsleben immer kleine Brötchen gebacken hat, empfindet ein niedriges Einkommen im Bereich der Armutsgrenze (Singlehaushalt: 1.200 €/Monat) nicht als unbekannt und auch nicht unbedingt als bedrohlich. Sie kennt die Situation und hat sich ihr Leben lang darauf eingerichtet.

Ein Manager, der aus einer wohlhabenden Familie stammt, stets in gut dotierten Jobs tätig war und seinen Lebensstil auf ein Einkommen von 6.000 €/Monat ausgerichtet hat, wäre mit 1.200 €/Monat auf einem vollkommen unbekannten Terrain, das er a) nicht kennt und das für ihn b) eine reale Bedrohung darstellt. Er kann seinen Lebensstil gar nicht so schnell an diese Situation anpassen. Das ist jedenfalls sein erster Gedanke.


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Kann es zu so einer finanziellen Krise kommen?

Das wäre zwar ein Extremfall, der jedoch keinesfalls auszuschließen ist. Du könntest dieser Manager, noch jung und in deinem letzten Job nur kurze Zeit beschäftigt gewesen sein.

Nach deiner Entlassung erhältst du nur sechs Monate lang (Mindestdauer) ALG 1 in Höhe von 60 % deines letzten Nettoeinkommens. Solltest du in dieser Zeit keinen neuen Job gefunden und auch deine Rücklagen aufgebraucht haben, fällst du ins Bürgergeld und musst schlagartig deine Kosten reduzieren, also beispielsweise deine zu teure Wohnung aufgeben.

In manchen Städten ist es extrem schwierig, eine günstige Sozialwohnung zu finden, womit ein Umzug anstehen dürfte. Dieser wiederum könnte die Chancen auf einen adäquaten Job mindern – von partnerschaftlichen und familiären Verwerfungen wegen des Umzugs einmal ganz abgesehen. Also ja: So eine Krise ist möglich, und sie ist handfest.

Grundsätzliches zur Krisenbewältigung

Krisenbewältigung

Jede Krise weist die Merkmale der Dringlichkeit (akuter Zeitdruck), Ungewissheit, Überraschtheit und Diskontinuität auf. Für die Krisenbewältigung folgst du den Schritten des Krisenmanagements, das in Unternehmen und in der Politik zum Tagesgeschäft gehört. Es sind diese:

Identifikation einer Krise

Zunächst musst du erkennen, dass du dich in einer realen finanziellen Krise befindest. Sie hat ihre Schatten vorausgeworfen. Als deine Rücklagen wegen unerwarteter Ausgaben zusammengeschrumpft sind, wusstest du schon, dass dir jetzt nichts passieren darf. Der Worst Case wäre eine Entlassung. Als diese dann folgt, weißt du: Die Krise ist da.

Analyse der Krisensituation

Analysiere die Art der Krise. Forsche nach den Ursachen. Du musst mögliche Schwachstellen deiner bisherigen Lebensgestaltung erfassen. Vielleicht war es zwar der richtige Job, aber die falsche Firma. Vielleicht hattest du aber einfach nur Pech. Das passiert tatsächlich.

Quantifizierung der Krise

Rechne dein Geld zusammen und ermittle, wie lange du deinen Lebensstandard halten kannst, wenn du in den nächsten sechs Monaten keinen adäquaten Job findest. Suche nicht nur nach einem neuen Arbeitgeber, sondern auch nach einer günstigeren Wohnung. Du brauchst Informationen.


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Krisenbeurteilung

Beurteile den globalen Umfang der Krise. Hast du Chancen auf einen neuen, gut bezahlten Job? Musst du umziehen und/oder den Beruf wechseln? Wird sich die Krise auf deine Partnerschaft und deine sonstigen Verhältnisse auswirken? Brauchst du Hilfe und bist du bereit, sie anzunehmen?

Bewertung der Krise

Klassifiziere die Krise, um ihre Intensität zu erfassen. Es gibt vorübergehende Krisen zum Beispiel durch Jobverlust, die sich erledigen, sobald du den nächsten Job gefunden hast. Doch manche Krisen sind schwerwiegend. Dafür kommen folgende Szenarien infrage:

  1. Du warst Spezialist bei einem Arbeitgeber, den es nur einmal im Land gibt (Raumfahrttechnik etc.). Einen gleichwertigen Job findest du höchstens im Ausland. Für einen anderen Job musst du umschulen.
  2. Du wurdest chronisch krank.
  3. Du hast dich über allen Maßen verschuldet und nun noch den Job verloren.
  4. Ein Familienangehöriger wird zum Pflegefall und ist nur schwach versichert. Du musst ihn daheim pflegen, weil du der einzige Angehörige in der Nähe bist. Gleichzeitig hast du deinen Job verloren. Man erwartet von dir, dass du die Pflege übernimmst – schließlich hast du doch jetzt ausreichend Zeit dafür.

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Krisenbewältigung

Der Kern des Krisenmanagements ist die Krisenbewältigung. Sie forscht nicht mehr nach Ursachen und Hintergründen, weil das in den Schritten #1 bis #5 geschehen ist. Vielmehr besteht sie aus Maßnahmen, die zu einer Überwindung der Krise führen.

Du musst in dieser abschließenden Phase die Ursachen deiner finanziellen Krise und ihre Auswirkungen erkannt haben. Schon entstandene Schäden musst du jetzt beseitigen.

Gleichzeitig brauchst du einen Weg, um unbeschadet weiterzukommen. Für die Krisenbewältigung reichen in der Regel deine vorherigen Verhaltensmuster, Erfahrungen, Kenntnisse und Strategien nicht aus. Du musst neue Ressourcen schaffen.

Emotionale Bewältigung einer Krise

Krisenbewältigung

Eine Krise lässt sich nur mit kühlem Kopf bewältigen. Das fällt den meisten Menschen sehr schwer. Beherzige deshalb diese fünf Tipps:

  1. Ruhe bewahren: Zwinge dich innerlich zur Ruhe. Baue den Stress mit etwas Sport ab. Halte einen strukturierten Tagesrhythmus ein. Vermeide Alkohol und sonstige Drogen. Handle nicht überstürzt.
  2. Don’t panic: Panik ist der schlechteste Ratgeber in einer Krise. Sie verleitet dich zu Fehlentscheidungen. Wenn du aufkommende Panik spürst, setze dich hin und wäge Argumente auch schriftlich (Für und Wider) ab. Nimm die unbekannte Situation an.
  3. Positives Denken: Die Begrifflichkeit ist etwas diskreditiert, doch positives Denken hat etwas für sich. Überlege doch einmal, welche Erkenntnisse du aktuell gewinnst und dass du in einigen Jahren lächelnd und stolz auf diese Krise zurückblicken wirst – und darauf, wie du sie gemeistert hast.
  4. Glaube an dich: Erfolgreiche Menschen, die alle irgendwann Krisen zu überstehen hatten, glauben in ihrem tiefsten Inneren an sich selbst. Suche deinen positiven Kern und spricht mit deinem inneren Ich.
  5. Hilfe annehmen: Du bist zu stolz, um Hilfe anzunehmen, die dir vielleicht die Familie anbietet. Doch das ist falscher Stolz. Eine Krise kann sich durchaus verschlimmern. Also sei bereit für eine kleine Unterstützung. Nötigenfalls zahlst du sie später zurück.

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Phasen der Krisenbewältigung aus Sicht der Resilienztheorie

Die Resilienztheorie befasst sich mit der Fähigkeit von Lebewesen, durch die Bewältigung von Stress widerstandsfähiger (resilienter) zu werden. Auch sie postuliert bestimmte Phasen, mit denen du eine Krise bewältigen kannst.

  • Phase 1: Status Quo: Du lebst vollkommen normal. Es gibt keine Krise. Dein Leben verläuft leicht, Stress empfindest du höchstens als Challenge.
  • Phase 2: Ansteigender Stresspegel: Du siehst die dunklen Wolken heraufziehen. Der Disstress (negativer Stress im Gegensatz zum positiven Eustress) nimmt täglich zu.
  • Phase 3: Maximaler Stress: Der Stresspegel bringt dich an deine Belastungsgrenze. Es ist der Moment, wo deine finanziellen Reserven schon erschöpft waren und du heute morgen entlassen wurdest.
  • Phase 4: Mitten in der Krise: Du erlebst einen Zusammenbruch. Es ist die Phase, in der du irrational handelst und einige handfeste Fehler machst. Achte darauf, dass dir nichts Schlimmes passiert.
  • Phase 5: Regeneration: Du stehst wieder auf. Im Sinne der oben genannten Schritte bist du bei #6 angelangt und leitest Maßnahmen ein, mit denen du die Krise überwindest.
  • Phase 6: Erhöhte Resilienz: Du hast die Krise überwunden. In Zukunft bist du gegen solche Krisen immuner. Resilienzforscher nennen das „Phönix-Kompetenz“: Du bist wie Phönix aus der Asche gestiegen.

Fazit

Krisenbewältigung

Die Krisenbewältigung erfolgt in Schritten, zu denen die Identifikation, die Analyse, die Quantifizierung, die Krisenbeurteilung, die Bewertung und schließlich die eigentliche Bewältigung gehören. Ausgeglichene Emotionen sind das A und O, damit du durch die Krise kommst. Am Ende wird sie dich resilienter machen.

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Quellen:
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Krisenmanagement#Prozessablauf
  • https://www.windhund.com/de/magazin/5-tipps-zur-krisenbewaeltigung/
  • https://www.resilienz-akademie.com/die-phasen-der-krisenbewaeltigung/
  • https://www.ppm-online.org/krankheitsbilder-senioren/die-8-spiralstufen-der-krisenbewaeltigung/

 

Bilder: TensorSpark, bedaniel, vlntn, lermont51 / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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