Aus GZSZ ist er schon lange nicht mehr wegzudenken. Zu seiner Rolle bei Deutschlands erfolgreichster Soap, wird er jetzt noch in eine neue Rolle als Elitekommissar schlüpfen. Doch bei ihm lief es nicht immer so rund. Über sein hartes Leben, vor seiner Karriere als Schauspieler, schrieb Eric ein Buch mit dem Titel „9 Tage wach“, welches Anfang letzten Jahres den Bestseller-Status erhielt. Ein Buch, welches härter nicht sein könnte, von seinem Leben mit Drogen erzählt und welches Menschen helfen soll, die sich in der gleichen Situation befinden, wie er damals. Heute ist Eric Stehfest fokussiert, konzentriert und ein Macher, wie man ihn nur selten gesehen hat. Sein Motto: „Steck dir hohe Ziele, glaube und arbeite daran und du wirst sie erreichen.“
Du wirst schon bald nicht nur bei GZSZ zu sehen sein, sondern hast eine weitere Rolle als Elitekommissar bei einer Krimireihe angenommen, über die du natürlich noch nicht viel sagen darfst. Ist das für dich eine aufregende Zeit, in der wieder Veränderungen anstehen?
Ich bin Vollblutschauspieler und liebe die Verwandlung und ich bin gerne gleichzeitig mehrere Charaktere, wenn man das so sagen kann. Ich habe damals die Rolle bei GZSZ angenommen, weil ich das Profil dieser Rolle schon immer geliebt habe. Von daher kann ich schon sagen, dass ich diese Phase jetzt sehr genieße, denn es geht für mich ein bisschen weiter und das freut mich sehr. Es kommen neue Rollen und ich habe immer mehr meinen Weg gefunden. Und ich denke, dass Veränderungen zum Leben gehören und anfangs immer aufregend sind.
Für deine neue Rolle als Elitekommissar hast du dir selbst zum Ziel gesetzt, mehr Muskelmasse aufzubauen. Wie können wir uns deine Rolle und die Vorbereitung hierfür denn vorstellen?
Ich darf leider noch nicht so viel zu der Krimireihe sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass den Krimiautor sehr viele Menschen damals gelesen haben, so dass mich diese Rolle jetzt besonders freut. Ich habe mir selbst gesagt, dass ein Elitekommissar mehr Muskeln braucht, also sorge ich dafür, dass ich auch optisch das Größtmögliche aus meiner Rolle heraushole und trainiere hierfür hart. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass ich mir selbst gerne hohe Ziele stecke. Vier Monate vor Drehbeginn habe ich dann im Fitnessstudio angefangen, mich körperlich auf die Rolle vorzubereiten, was ich in diesem Umfang bei GZSZ nicht benötigt habe.
Ist deine neue Rolle eine Herausforderung gegenüber deiner vielleicht zu gewohnten Rolle bei GZSZ? Hast du dich hierfür schauspielerisch weiterentwickeln müssen?
Es ist ja so, dass jede Rolle seine Sprache hat. Irgendwann sind meine Wörter bei GZSZ, in meiner Rolle als Chris Lehmann, einfach aufgebraucht. Der positive Nebeneffekt ist, dass es dir dann leichter fällt, die Texte zu lernen, die in den Drehbüchern stehen. Bei meiner neuen Herausforderung habe ich diesen Vorteil natürlich nicht. Hier muss ich umdenken und mir überlegen, wie ich welche Situation und welches Gefühl am besten mit meinen dafür gedachten Worten transportiert bekomme. Das ist für den Moment schon eine andere Herausforderung.
Nachdem du jahrelang bei Deutschlands beliebtester Soap eine Hauptdarstellerrolle hast und jetzt noch eine Krimireihe drehst, haben sich dann auch deine Ziele bezüglich deiner Projekte verändert? Wohin soll deine Reise in der Schauspielerei gehen?
Ich verlasse so langsam ein bisschen die Schutzblase, in der ich mich bewegt habe und kann immer mehr das herausholen, was letztendlich in mir liegt. Wenn wir in die Vergangenheit schauen, dann haben wir zum Beispiel Leute wie Rainer Werner Fassbinder, die einen ähnlichen Duktus im Kopf hatten, wie ich. Rainer selbst sagte, er müsse alles gefühlt haben, um es darstellen zu können. Und genau das denke ich auch und so trage ich diesen Satz seit langem in mir. Darum geht es für mich jetzt auch mit Büchern weiter, denn es ist mein großes Ziel, Filmemacher zu werden und mich damit international zu etablieren. Ich habe mein Buch „9 Tage wach“ zusammen mit Michael Jacob Stephan geschrieben. Wir beide haben uns bei dieser Arbeit gut ergänzt, denn es ist auch sein erstes Buch gewesen. Was aber die Schauspielerei angeht, so kann ich sagen, dass ich mir die perfekte Rolle einfach selbst schreibe, solange sie nicht auf mich zukommt.
Hast du eine Lieblingsrolle, die du gerne einmal spielen möchtest?
Den Hauptdarsteller aus „9 Tage wach“ würde ich gern spielen (lacht). Nein, Spaß. Ich kann dir das spontan gar nicht sagen.
Anfang 2017 erschien dein Buch „9 Tage wach“, in welchem du über deine 10-jährige Crystal-Meth-Abhängigkeit und den kalten Entzug dieser Droge schreibst. Wie schwer war es, dich hierfür immer wieder selbst zu reflektieren? Welches Resümee kannst du eineinhalb Jahre danach ziehen?
Es war absolut hardcore, immer wieder in meine alten Erinnerungen eintauchen zu müssen, mit einem Schreibpartner an meiner Seite, der überhaupt kein Erbarmen kennt, wenn es um Gefühle geht. Er sagt dir knallhart: „langweilig“ oder „nicht langweilig“ und „erzähl das Langweilige mal so, dass es spannend wird“. Ich bin mit ihm zu den alten Küchen nach Tschechien gefahren. Ich habe die Luft wieder geschnuppert und musste mich in Hotels mit diversen dubiosen Menschen treffen, um herausfinden zu können, wie weit ich gehen kann und darf. Ich habe vieles weggelassen müssen, damit ich mich keiner zu großen Gefahr aussetze. Nach einer Lesung gab es zum Beispiel einen Überfall, bei dem wir von Hooligans angegriffen wurden. Hier gab es Schreie und Parolen wie „9 Tage wach – verpisst euch aus unserer Stadt“. Dieses Buch geht einfach über die fiktive Welt hinaus und ich denke, dass dies sehr schnell klar wird, sobald man über ersten Zeilen hinaus ist.
Ich habe mich jahrelang auf das Buch vorbereitet und ich wusste, ich schreibe es irgendwann, von daher war es überfällig. Für mich als Filmemacher ist es wichtig zu erwähnen, dass ich mit diesem Buch den Einstieg in die Filmewelt mache. Viele schreiben so etwas erst am Ende ihrer Karriere und ich wollte dies einfach schon am Anfang tun. Es gibt zu „9 Tage wach“ aber auch News, über die ich so noch nicht gesprochen habe. Zum Beispiel ist es so, dass im November die Uraufführung als Theaterstück in Dresden am Staatsschauspielhaus aufgeführt wird. Vielleicht schafft es das Buch ja auch noch, als Schullektüre ausgewählt zu werden. Das wäre etwas, was mich sehr stolz machen würde.
Was war der ausschlaggebende Grund für dich, dieses Buch zu schreiben?
Meiner Erfahrung nach gibt es zwischen Menschen, die Probleme und Schmerzen haben, eine Art Verbindung untereinander. Oft ist es so, dass sich gewisse Schmerzen und Probleme erst dann lösen, wenn eine Person diese Probleme ausspricht. Während meines Entzuges bin ich auf so viele kranke Seelen und Schicksale gestoßen, die noch weitaus schlimmer dran waren als ich. Nachdem über diese Probleme gesprochen wurde, konnte man sehen, dass viele von ihnen aufgeatmet haben und sich sichtlich besser fühlten. Plötzlich kam der Moment, wo sich jeder sagte: „Egal in welcher scheiß Situation ich gerade bin, egal wem ich weh getan habe, ich werde es aus dieser Situation schaffen.“ Und „9 Tage wach“ soll genau diesen Menschen helfen. Denn durch die Schonungslosigkeit im Buch wird dafür gesorgt, dass Menschen, die an einem Punkte in ihrem Leben stehen, an dem sie die traurige Schiene der Abhängigkeit weiterfahren würden, auf einmal den Mut haben umzudenken, die Gleise zu verrücken und in eine ganz andere Richtung fahren. Ich hoffe, dass ich sehr vielen Menschen damit helfend zur Seite stehen kann.
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Nach dieser schweren Zeit ging es bei dir steil bergauf. Du bist nicht nur ein erfolgreicher Schauspieler, Produzent und Schriftsteller, sondern hast auch in Sachen Familie alles richtig gemacht. Wie kriegst du all das unter einen Hut, so dass nichts davon zu kurz kommt?
Es wäre glaube ich anmaßend, wenn ich behaupten würde, dass dies der Fall wäre. An manchen Stellen kommt immer irgendwas zu kurz. Aber ich versuche mich so wenig wie möglich ablenken zu lassen, so dass einfach für alles ein bisschen mehr Zeit bleibt. Ich vertrödle meine Tage nicht, ich wache nicht verkatert auf und ich liebe es, zielstrebig zu sein.
Du selbst bist ohne Vater aufgewachsen. Welche Anforderungen hast du an dich als Vater und Ehemann, nachdem deine Kindheit nicht zwingend leicht gewesen ist?
Das ist letztendlich auch das Happy End der Geschichte im Buch. Ich möchte nicht in die Zukunft schauen und in die Vergangenheit auch nicht. Ich bin im Jetzt und Hier. Das einzige, was für mich wichtig ist, ist, dass ich mein Kind jeden Tag willkommen heiße. Ich möchte für mein Kind da sein, ihm laufen und sprechen beibringen, so wie es ein guter Vater eben tut.
Du warst ja immer auf der Suche nach etwas Neuem. Ist das bis heute noch so, oder wirst auch du in manchen Punkten ruhiger und gelassener?
Also was das Buch mir selbst nachhaltig beigebracht hat, ist das Wissen, dass alles im Leben möglich ist. Es gibt einfach keine Grenzen. Wenn ich ein Ziel habe, kann ich es fokussieren und es umsetzen. Und wenn du das weißt, dann wachsen auch deine Ziele und sie werden größer und größer.
Es ist bekannt, dass du dich sehr gegen Drogen engagierst. Könnte man sagen, dass dies eine Herzensangelegenheit von dir ist oder gibt es neben diesem Thema auch noch etwas anderes, wofür du dich mit voller Kraft einsetzt?
Alles was ich mache, kommt grundsätzlich aus meinem tiefsten Herzen. Für mich ist es das Wichtigste, dass ich versuche, das Beste aus den Menschen zu holen und das Beste aus ihnen zu machen. Von daher würde ich auch behaupten, dass all meine Filme einen medizinischen Hintergrund haben werden.
Fotos: Florian Hammerich; Hans-Peter Hoeck; AJOURE´ Redaktion
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