Wir trafen den symphatischen Wahl-Berliner zum Interview in unserer AJOURE´ Kitchen und haben mit ihm u.a. darüber gesprochen, wie er zu YouTube kam und woher er seine Inspirationen nimmt, aber auch über seinen Einfluss auf Jugendliche und seine Schauspiel-Pläne.
Warum hast du angefangen YouTube-Videos zu machen?
Das ist eine gute Frage! Ich war immer fasziniert von Synchronisationen deutscher Filmproduktionen. Da habe ich gedacht, wieso mache ich so etwas nicht filmparodiemäßig, dass ich bekannte Filme nehme und die mit Spaßtexten neu synchronisiere. Dann habe ich mir überlegt, wo ich das hochladen kann und bin auf YouTube gekommen. Das habe ich dann ein Jahr lang gemacht, hatte aber nicht sonderlich viel Erfolg. Doch dann kam ein Video, die Hobbit-Parodie „sprechende Tiere“ und das hatte dann plötzlich eine Million Views! Dann habe ich gemerkt, dass man das auch als Beruf machen kann, also ich habe das Ganze ursprünglich aus Spaß angefangen, ohne die Absicht, dass sich später ein Beruf daraus entwickelt.
Was hast du vor YouTube gemacht?
Ursprünglich hatte ich vor, Musiker zu werden. Ich spiele ewig Schlagzeug und Klavier, aber wollte auch immer Schauspieler werden. Ich habe mein Abitur gemacht und dann kam auch schon direkt YouTube. Das war ziemlich zeitgleich mit der Schule, das heißt, es ging da schon in diese Richtung. Mittlerweile bin ich eigentlich gar kein richtiger YouTuber, ich nutze das nur als Sprungbrett, um ins Schauspiel zu kommen oder mehr mit Musik zu machen, weil das durch die Reichweite auf YouTube einfacher ist.
Wir kennen deine Videos von lustigen Tiervideos oder deine gezeichneten Geschichten mit viel Humor. Woher nimmst du die Inspiration für deine Videos?
Ich lasse mich viel von Filmen inspirieren, habe viele Comedy-Filme, aber auch viel Philosophisches oder Dramen geguckt, weil mich das interessiert hat und daraus habe ich viel geschöpft. Ich habe mir die Sachen angeguckt und analysiert, was gut ankommt. Ich selber schreibe immer ein Drehbuch und lasse auch verschiedene Freunde drüber lesen, von denen jeder ein anderer Typ ist, sodass ich abwägen kann, ob das jedem gefallen könnte. Ich probiere, das Beste aus den Videos herauszuholen und so habe ich meinen eigenen Stil entwickelt.
Mit über 600.000 Fans hast du eine riesige Fanbase. Wie interagierst du denn mit deinen Fans?
Eigentlich fast gar nicht, ich bin ja auch einer der einzigen YouTuber, der fast nie Videos macht. Ich bin an sich nicht so der YouTube-Fan, deshalb bin ich da gar nicht so hinterher. Ich will Qualität produzieren und das ist aktuell bei YouTube nicht so angesagt, weil da eine sehr junge Zielgruppe ist und ich möchte eher die Älteren erreichen. Wenn mal eine interessante Fan-Mail kommt, dann antworte ich schon drauf, aber das meiste schaffe ich gar nicht zu lesen. An sich bin ich eher ruhig und erzähle auch wenig über mein Privatleben, nicht so wie viele andere. Ich bin da wirklich eher zurückgezogen, also es geht mehr in die Künstlerrichtung.
Trotzdem hast du ja einen gewissen Einfluss auf die Jugend heutzutage. Machst du dir auch Gedanken darüber, ob du da extrem Einfluss nimmst – sprich, was für eine Message du deinen Zuschauern mitteilst oder machst du einfach dein Ding und sagst, das ist dir egal?
Nein, also ich mache nicht mein Ding. Ich überlege da schon, da ich teilweise auch bewusst probiere, etwas mit Anspruch hineinzubringen. Ich mache teilweise nur Quatsch, aber ebenso auch Dinge, wie der „Sinn des Lebens“. Zum Beispiel mache ich jetzt einen Kurzfilm, in dem es über die Auflösung der Zeit in der vierten Dimension geht und das versuche ich auch gut aufzugreifen. Aber das interessiert eben keinen zehnjährigen Jungen. Das ist schon an eine spezifische Zielgruppe gerichtet. Besonders die Jüngeren gucken das und denken sich dann: „Was ist das?“ und klicken meistens wieder weg.
Jetzt hast du ja bei dem YouTuber-Film „Kartoffelsalat“ als Kommissar Hauke mitgewirkt. Wie unterschiedlich ist die ganze YouTube-Welt im Gegensatz zur Kinowelt?
Naja, der Kinofilm ist ja ein bisschen schief gelaufen, also da hat sogar der Regisseur gesagt, dass er das nicht mehr gut findet. Ich habe das Angebot bekommen und es wurde gesagt, dass Otto Waalkes mitmacht, der ja ein super Komiker ist und da dachte ich natürlich sofort „Klar, das will ich machen!“. Der Unterschied ist allerdings, dass in der Kinowelt alles viel professioneller ist und ich würde sagen, die meisten YouTuber können nicht schauspielern. Da hat man auch gemerkt, wer von den Leuten überhaupt schauspielern kann und das waren tatsächlich nur ganz wenige. Und das hat dann auch den Film ein bisschen kaputtgemacht. Da hätte man doch mehr richtige Schauspieler oder kleinere YouTuber, die besser spielen können, nehmen sollen.
Jetzt hast du es ja schon angesprochen, der Film hat nicht so funktioniert, wie es sollte. Es gab viel Gehate, vor allem auch durch die großen YouTuber, die ohnehin schon gewisse Hatergruppen haben. Wie gehst du persönlich mit solchen Hatern um, trifft dich das?
Ich habe das zum Glück eigentlich fast gar nicht. Ich bin in dem Punkt auch sehr narzisstisch. Zum Beispiel haben viele große YouTuber etwa 80 Prozent positive Bewertungen bei ihren Videos, aber bei mir denke ich schon, sobald ein Video unter 99 Prozent positive Bewertungen hat, dass ich irgendwas falsch gemacht habe und lösche das Video dann. Das probiere ich mir abzugewöhnen, aber dementsprechend habe ich auch kaum Hater, weil ich das möglichst so gestalte, dass auch wirklich so gut wie alle es gut finden. Ich gestalte die Videos so, dass man mich selbst gar nicht angreifen kann, da ich gar nicht so viel von meiner Person preisgebe, sondern eine Rolle spiele. Das heißt, eigentlich trifft mich das gar nicht. Ich glaube, ich würde das auch gar nicht aushalten, wenn ich so wie viele andere total runtergemacht werden würde.
Wenn du beispielsweise einen neunjährigen Jungen treffen würdest und er dich fragt, ob du ihm empfehlen würdest, YouTube-Videos zu machen, was würdest du ihm raten? Also bist du eher ein Pro-YouTuber oder würdest du eher sagen, dass er sich lieber auf die Schule konzentrieren sollte?
Das kommt ganz darauf an, ob er wirklich Talente hat und zum Beispiel gut in Musik ist oder ein super Film-Auge hat, dann würde ich ihm das auf jeden Fall empfehlen. Wenn er jetzt böse gesagt, wirklich nichts kann und irgendeinen Schwachsinn macht, dann würde ich ihm eher raten, sich auf die Schule zu konzentrieren und auch dabei zu bleiben und nicht zu viel von YouTube zu erwarten. Wobei heutzutage auch viel Schwachsinn auf YouTube wahnsinnig erfolgreich ist.
Du selbst weißt ja, wie viele Stunden du verbracht hast, Videocontent zu produzieren und kreativ zu sein und da leiden, besonders bei jüngeren YouTubern, auch die schulischen Leistungen darunter. Wie würdest du so etwas bewerten? Ist das sinnvoll, für YouTube die Schule zu vernachlässigen?
Also ich habe ja auch YouTube und Schule gleichzeitig gemacht. Ich war so um die 16 Jahre alt und habe dann schon Videos gemacht und darunter haben auch meine schulischen Leistungen gelitten, als ich dann erfolgreicher wurde. Daher würde ich sagen, es ist noch halbwegs okay, wenn man erfolgreich ist und noch mittelmäßig in der Schule, aber wenn man jetzt gar keinen Erfolg hat und trotzdem die Schule schleifen lässt, dann hat das natürlich keine Zukunft, das sollte man nicht machen. Also wenn man beispielsweise Angebote von Fernsehsendern bekommt und merkt, dass es sich lohnt, dann kann man die Schule schon ein wenig vernachlässigen, aber sonst würde ich eher davon abraten.
Du hast ja jetzt aktuell beim Disney-Film „Zoomania“ synchron gesprochen als „Kudu Radaumacher“, wie ist diese Welt für dich?
Das ist natürlich supercool, ich habe ja mit Synchronisation bei YouTube angefangen und es war wirklich eine Ehre, bei so einem guten Film mitzuwirken. Der Film hat Breaking-Bad-Anspielungen, ist also gar nicht nur für Kinder geeignet und es ist natürlich cool, in 30 Jahren seinen Kindern sagen zu können „Guckt mal, bei dem Film habe ich mitgesprochen“. Und beim Synchronsprechen muss man ja auch in die Szene reinrutschen und bei einem Disneyfilm zu sprechen ist ja eine gute Möglichkeit, sich einen Namen zu machen.
Kommen wir zur letzten Frage. Was sehen wir in Zukunft von Davis Schulz?
Noch weniger von mir auf YouTube! Ich werde zwar natürlich weitermachen, da ich da auch meine treuen Zuschauer habe, meine Motivation liegt aber darin, auf eine andere Plattform zu kommen. Bei Netflix beispielsweise erreiche ich schon eher die ältere Zielgruppe, die ich mit Philosophie erreichen will und wo diese Inhalte dann auch Erfolg haben. Dementsprechend mache ich ja auch gerade einen Kurzfilm mit ein paar Filmstudenten und Schauspielern und das ist eine Mischung aus Philosophie und Comedy. Da hat sogar Warner Brother’s daran Interesse und wenn denen der Film gefällt, dann wollen sie sogar einen Kinofilm daraus machen. Es wäre super, wenn das klappt.
Herzlichen Dank fürs Interview und wir werden sehen, was kommt.
Titelfoto: Paul Partyzimmer, Fotos: © Daniel_Dornhoefer