Auch 2015 entpuppt sich die Internationale Funkausstellung als Smartwatch-Paradies. An fast jeder Ecke funkeln einem die multifunktionalen Computeruhren entgegen. Doch sprechen die Wearables überwiegend verschrobene Technikfreaks an oder haben sie bereits das Interesse der Normalverbraucher geweckt?
Auch wenn die Technikbranche die Smartwatch als Revolution feiert, ist die Computeruhr an sich ein alter Hut. Schon 2003 stellte Microsoft mit der SPOT eine Armbanduhr vor, die ausgewählte Informationen aus dem Internet auf dem Display visualisieren konnte. Und bereits zwanzig Jahre zuvor waren Armbanduhren mit Taschenrechnerfunktion der letzte Schrei auf dem Schulhof. Den Weg aus der Nerd-Ecke hin zum Mainstream-Markt beschritt die Computeruhr jedoch erst in Verbindung mit dem Smartphone. In dieser Kombination lassen sich mit den kleinen technischen Wunderwerken nicht nur mathematische Aufgaben lösen oder Fitnessfunktionen wie Schrittzähler und Pulsmesser nutzen. Ist die Smartwatch über eine Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone verknüpft, können Nutzer zudem schnell und einfach Termine im Auge behalten, E-Mails und Kurznachrichten lesen, den Wetterbericht abrufen oder sich per GPS durch die Stadt navigieren lassen. Möglich machen das die hochauflösenden Touch-Displays, mit denen moderne Smartwatches ausgestattet sind. Doch wie alltagstauglich sind die schlauen Uhren wirklich?
Ein hoher Preis für wenig Mehrwert
Im Zeitalter der Smartwatch ist die Uhr längst kein reiner Zeitmesser mehr. Doch die Funktionsfülle erkaufen sich die stylishen Uhren durch Abhängigkeit. Zum einen funktionieren die internetgestützten Anwendungen nur, wenn auch ein entsprechendes Smartphone in der Nähe ist – in der Regel vom selben Hersteller wie die Smartwatch. Und zum anderen zwingt die geringe Akkuleistung die Computeruhren spätestens alle 24 Stunden an die Steckdose. Hinzu kommt der stattliche Preis von 200 bis 400 Euro, der für die Top-Geräte von Apple, Samsung, Sony und Co. verlangt wird. Abnehmer finden die Hersteller für ihre Computeruhren dennoch. Spätestens seit Apple in den Markt eingestiegen ist, hat sich die Smartwatch vom Technikspielzeug zum Business-Accessoire gewandelt. Dennoch krankt die Branche nach wie vor an einem begrenzten App-Angebot, sodass sich allen voran Apples Bestseller nachsagen lassen muss, nur wenig Mehrwert zu bieten.
Dies soll sich Ende des Jahres jedoch mit einem Software-Update ändern. Mit watchOS 2.0 will der Hersteller aus Cupertino vor allem Entwicklern mehr Flexibilität einräumen – ein wichtiger Schritt. Denn ob sich die Smartwatch auf dem Massenmarkt halten kann, hängt auch damit zusammenhängen, inwieweit sich Programmierer auf den neuen Gerätetyp einstellen. Zudem will Apple das Defizit ausgleichen, dass Nutzer in Kauf nehmen, wenn sie ihre Apple Watch ohne iPhone verwenden. Die Smartwatch würde damit ihrem Status als bloße Erweiterung des Telefons entwachsen. Ob es Apple und den anderen Herstellern gelingen wird, die Smartwatch zum unverzichtbaren Begleiter am Handgelenk zu machen, bleibt jedoch abzuwarten.
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