AjoureLifestyleUnterhaltungDer Werwolf – Die Proto-Legende bei uns im Blickpunkt

Der Werwolf – Die Proto-Legende bei uns im Blickpunkt

In Vollmondnächten soll man ihm begegnen können, denn das ist die Zeit, in der er sich verwandelt und seine wahre Gestalt zeigt: der Werwolf. Sie sind gnadenlose Bestien. In ihrer Gier nach Blut machen sie sich auf die Jagd, auf die Jagd nach Tieren, aber auch auf die Jagd nach Menschen. Werwölfe sind keine Erfindung Hollywoods.

Den Mythos des Werwolfes gibt es schon viele Jahrhunderte. Tausende Menschen wurden im Mittelalter verbrannt im Glauben daran, dass sie Werfwölfe sind. Heute begeben wir uns auf die Spure der Werwölfe.

Was ist ein Werwolf?

Ein Werwolf ist halb Mensch, halb Wolf, doch nicht zur gleichen Zeit. Nur, wenn am Himmel der Vollmond prangt, verwandeln sich manche Menschen in einen Wolf. Das Wort „Wer“ stammt aus dem Germanischen und bedeutet Mann.

Es waren Männer, die alten volkskundlichen Sagen nach, einen Gürtel aus Wolfsfell umbanden, mit dessen Hilfe sie sich in einen Wolf verwandeln konnten. Es waren garstige und raubtierhafte Wesen, in die sich die alten Germanen verwandelten, doch wohl noch nicht die mengen-zerfetzenden Monster, vor denen sich die Menschen im Mittelalter fürchteten.

Erst viel später, im 19. Jahrhundert, verbreitete sich die Vorstellung, dass Werwölfe durch den Biss anderer Werwölfe entstehen, ähnlich wie Vampire. Doch was ist dran am Mythos und woher kommt er?


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Woher kommt der Mythos von den Werwölfen?

Gruselgeschichten über Werwölfe gibt es nicht erst seit den Hollywoodstreifen unserer modernen Welt. Die Ursprünge des Mythos liegen viel weiter in der Geschichte der Menschheit zurück. Schon alte Höhlenmalereien zeigen Mischwesen aus Mensch und Tier. Auch der Löwenmensch vom Lonetal zeigt, dass die Vorstellung, Menschen können sich in Tiere verwandeln, oder es gäbe Mischwesen, zum Alltag gehörte.

Wolfsmenschen und die Griechen

Werwolf

Die ersten Geschichten vom Menschwolf oder Wolfsmensch aber kamen etwas später auf. Die älteste findet sich im Gilgamesch-Epos, in dem Götti Ištar einen Schäfer in einem Wolf verwandelt.

Auch in der griechischen Mythologie findet sich ein bekanntes Zeugnis der Verwandlung in einen Wolf. Göttervater Zeus bestrafte den König Lykaon so, weil er ihm Menschenfleisch, das Fleisch seines eigenen Sohnes, servierte.

Doch das waren noch keine Werwölfe, so wie wir sie heute kennen und in vielen Filmen sehen. Im 1. Jahrhundert berichtet der Satiriker Petronius Arbiter das erste Mal von einem Mann, der sich bei Vollmond in einen Wolf verwandelt.

Plinius der Ältere, der diese Menschen, die als Wolf im Wald leben, zwar in seine Naturgeschichte des Menschen mit aufnimmt, hält diese Geschichten für eine Fantasie.


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Werwölfe und die nördlichen Völker

Der Gelehrte und Bischoff Olaus Magnus wird im 16. Jahrhundert Plinius widersprechen. In seiner Geschichte der nördlichen Völker berichtet er von Werwölfen. Es gäbe sie schon lange in den nordischen Völkern.

Sie brechen in Vollmondnächten in die Häuser der Menschen ein und fressen die Vorräte. Und tatsächlich berichten alte Wikingergeschichten darüber, dass die Wikinger als gefürchtete Krieger sich in Wölfe verwandeln konnten. So gewannen sie Schlachten, gewandet in Wolfsfelle, die sie unbesiegbar machten.

Was bei den alten Griechen als Bestrafung galt, war unter Kriegern, Medizinmännern und den Stämmen der Nordländer ein Zeichen besonderer Stärke.

Wolfsfelle der Wikinger, die Zähne des Wolfes in den Gebissen der Ureinwohner Nordamerikas oder die Wolfspelze auf den Helmen der Standartenträger der römischen Armeen – das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass der Wolf in den Köpfen der Menschen ein Symbol für Stärke und Kraft war. Doch wann wandelten sich die Werwölfe in diese menschenfressenden Monster?

Werwölfe und deren Verfolgung im Mittelalter

Werwolf

Die Vorstellung, dass Werwölfe etwas Böses sind, die man verfolgen und töten muss, manifestierte sich im Mittelalter. In Europa lodern die Feuer der Hexenverfolgungen. Genau in dieser Zeit sind es aber nicht nur Ketzer und Hexen, die hier brennen, sondern auch Werwölfe.

In der Hochzeit der religiösen Verfolgungen wird tausenden Menschen vorgeworfen, Werwölfe zu sein. Ein Werwolf war keine Fantasiegestalt, sondern ein Mensch, der in Gestalt eines Wolfes durch den Wald zieht, an den die Menschen des Mittelalters wirklich glaubten. Für sie waren die Wölfe, die noch den Verstand des Menschen in sich tragen, mit ihrer Gier nach Menschenfleisch und den funkelnden Dämonenaugen echt.

Die Grundlage für die Geschichten um Werwölfe, die man dann später in den Filmen des 20. Jahrhunderts als unser modernes Bild vom Werwolf sehen konnte, liegt in der Kirche und den Beschreibungen der Werwölfe und den Werwolfprozessen des Mittelalters.

Dass es diese Prozesse gab, ist belegt. Ein besonders grausames Beispiel findet sich im Rheinland. Hier gibt der Bauer Peter Stubbe, wahrscheinlich nach langer Folter zu, dass er ein Werwolf sei.

Er soll mindestens 13 Kinder in Gestalt eines solchen Wolfes umgebracht haben und wird zum Tode verurteilt. Werwölfe sind in dieser Zeit das Gleiche wie Hexen und Dämonen. Hunderte werden hingerichtet, wie echte Prozessakten zeigen. Anfangs waren es nur Männer, später auch Frauen.

Wie eine solche Verwandlung vonstattengeht, ist in Büchern und Schriften bildhaft und eindringlich beschrieben. Der Wolf galt als stärkstes Symbol für das Dämonische, für den Pakt mit dem Teufel. Wie man zum Werwolf wird, beschreibt eine Geschichte des Prozesses des Schäfers Pierre Burgot im Jahr 1521.

Er sagt aus, dass eines Tages drei schwarze Reiter zu ihm kamen, und im anboten, seine Herde zu schützen. Der Preis: der Schäfer soll seine Seele dem Teufel verkaufen. Ein dämonischer Trank verwandelte den Schäfer in einen Wolf, in dessen Gestalt er dann Menschen tötete. Burgot wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


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Krankheiten als Grund für den Glauben an Werwölfe

Dass so viele Menschen glaubten, dass es Werwölfe gibt, oder dass sie sich selbst in einen solchen verwandeln können, liegt nicht allein an der Verteufelung durch die Kirche. Ursache können auch einige Krankheiten sein, durch die es zu Halluzinationen und Symptomen kommen kann, die denen des Wolfes ähneln.

Da ist zum einen die weit verbreitete Vergiftung durch das Mutterkorn, welches als Wolfszahn in den Geschichten der Menschen beschrieben wird.

Wer vom Wolfszahn isst, wird selbst zum Wolf, zum Roggenwolf, der gefräßig wie ein Wolf wird, und dessen Haut sich dunkel färbt. Heute wissen wir, dass es ein Pilz ist, der das Getreide befallen, und somit Mehl und Brot vergiftet hat.

Eine weitere Krankheit, deren Ursache die Menschen damals noch nicht kannten, ist die Tollwut. Die Symptome der durch Viren ausgelösten Infektionserkrankung sind Aggressivität, erhöhter Speichelfluss, Angstgefühle und Panik vor Wasser.

Auch eine besondere Form der Schizophrenie, die Lykantrophie, bei der die Menschen glauben, dass sie gleichzeitig Wolf und Mensch sind, zählt mit zu diesen Erkrankungen. Aber auch die übermäßige Behaarung, die Hypertrichose, bestärkten diesen Glauben der Menschen, dass es Werwölfe gibt, und dass sie etwas Böses sind.

Der Werwolf in der modernen Popkultur

Werwolf

Diese Beschreibung des Wandels der Geschichte von Männern, die die Stärke des Wolfes nutzen wollten, hin zu den mordenden Werwölfen, vor denen man sich fürchten, und die zu Tausenden verbrannt wurden, zeigt eine merkwürdige Wandlung.

Viele Geschichten trugen dazu bei, dass die Werwölfe in den Filmen und Büchern der modernen Zeit eben so dargestellt werden, wie wir sie heute kennen. Der älteste erhaltene Film über Werwölfe ist Wolf Blood: A Tale of the Forest von 1925.

Es folgte 1941 The Wolf Man, der sinnbildlich alles zusammenfasste, was das heutige Proto-Bild des Werwolfs ausmacht: leuchtende Augen, Mordlust, vorher von einem Wolf gebissen, bei Vollmond mutiert und nur mit einer Silberkugel zu töten.

Der Werwolf findet sich bis heute in der Popkultur, auch über die Filmwelt hinaus. Richard Wagner spielt mit dem Mythos in der Walküre, Michael Jackson verwandelt sich im Video zu Thriller in einen Wolf, Terry Pratchett, Stephen King, aber auch Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling bauen Werwölfe in ihre Romane und Geschichten ein. Nicht zuletzt fanden die Werwölfe als Worgen in World of Warcraft auch Einzug in die Spiele-Industrie.

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Quellen:
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Werwolf
  • https://www.galileo.tv/abenteuer/werwoelfe-das-steckt-hinter-dem-mythos/
  • https://www.weltderwunder.de/wolfsmenschen-was-steckt-hinter-dem-mythos-vom-werwolf/

 

Bilder: Sven, TRAVELARIUM, PinkiePie, Noel Cook / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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