AjoureLifestyleUnterhaltungBaba Yaga: Diese slawische Legende ist nicht nur durch John Wick bekannt

Baba Yaga: Diese slawische Legende ist nicht nur durch John Wick bekannt

Baba Yaga ist eine in der slawischen Vorstellungswelt bekannte Schreckgestalt und mythische Figur. Früher war sie eine Göttin, dann wurde sie mit der Zeit zu einer Hexe umgedichtet. Heute taucht sie häufiger in Filmen auf – manchmal als Hexe oder nur in Anspielungen. Selbst John Wick wurde in seinem ersten Film als „Baba Yaga“ bezeichnet, doch wie wurde aus einem Profikiller eine Hexe?

Die Ursprünge

Baba Yaga

Diese mythologische Gestalt ist in der Vorstellungswelt der alten Slawen fest verankert. Das Wort „Baba“ bedeutet so viel wie Frau, genauer eine alte Frau, Großmutter, Greisin. Das Wort „Babushka“ geht teilweise auf diese Bezeichnung zurück.

Heute wird es eher abfällig für dummschwätzige alte Weiber verwendet. Das Wort „Yaga“ lässt sich nur schwer bestimmen. Es könnte für „Schlange“ stehen oder für „Zorn“, „Hexe“ oder „Schauer“. Eine alte Hexe also. Zudem steht das Wort in Zusammenhang mit einigen Krankheiten. Doch hinter der Figur steckt noch viel mehr.

Zunächst war sie eine Göttin des Todes und der Wiedergeburt zur heidnischen Zeit in Osteuropa. Sie war Teil einer Dreiheit von Göttinnen und Schwestern, zu denen auch eine Jungfrau und eine Mutter gehörten. Als Älteste der drei war sie für den Tod und die Wiedergeburt zuständig.

In manchen Erzählungen lebten sie zusammen und teilten sich denselben Namen. Sollte eine ihrer Schwestern sterben, dann besprenkelt sie diese mit etwas Wasser und belebt sie somit wieder. Nach der Christianisierung Osteuropas wurde aus ihr eine alte Hexe mit verschiedenen Eigenschaften.


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Auf Mörsern und Öfen durch die Luft

Die Hexe Baba Yaga lebt einsam und zurückgezogen im Wald. Ihr Haus erhebt sich über den Boden, denn es steht auf gewaltigen Hühnerbeinen. Auf den Hühnerstelzen soll das Haus sich sogar fortbewegen können. Zugang zum Haus verschafft man sich nur, wenn man das Zauberwort kennt. Andernfalls bleibt einem die Tür verborgen.

Ihr Haus verlässt die Hexe nur selten. Wenn, dann gleitet sie nicht auf einem Besen durch die Lüfte, sondern fliegt auf einem eisernen Ofen oder auf einem Mörser. Letzteres lenkt sie mit einem Mörserstössel. Den Besen gebraucht sie, um ihre Spuren zu verwischen, damit niemand etwas von ihrem Ausflug erfährt.

Diese Eigenschaften weisen auf ihren Ursprung als Totengöttin hin. Früher hatten die Menschen in Osteuropa Besen bei Bestattungsritualen verwendet. Tote wurden außerdem in türlosen Häusern bestattet, welche auf Stelzen standen, die Hühnerbeinen ähnelten.

Ihr Haus ist ein Totenhaus, weswegen die Sterblichen es meiden oder vor Schreck davonrennen. Vor allem Kinder sollten das Weite suchen, denn die Baba Yaga war bekannt dafür, sie zu verspeisen. Hierbei zeigen sich die Ähnlichkeiten zur Hexe im Märchen von Hänsel und Gretel.

Weiterhin ist sie für ihre guten Ratschläge bekannt. In den Märchen sind es vor allem Frauen, die sich an sie wenden. Allerdings fällt es aufgrund der zuvor beschriebenen Eigenarten den meisten schwer, sich ihr zu nähern.

Wer furchtlos ist und eine Frage an sie richtet, dem stellt sie geradezu unlösbare Aufgaben mit ganz besonderen Anforderungen. Erfüllt man diese jedoch zu ihrer vollen Zufriedenheit, dann beschenkt sie einen mit merkwürdigen Geschenken, die zunächst nutzlos erscheinen. Im Laufe des Abenteuers stellen diese sich jedoch als äußerst nützlich und kostbar heraus.

Später wurde aus ihr eine gestaltwandelnde Hexe, die mit dem Satan im Bunde ist. Das war vor allem in den Märchen Weißrusslands, Polens und in der Ukraine häufig der Fall. In dieser Funktion springt sie auf den Rücken der unschuldigen Christen und versucht sie buchstäblich in den Tod zu hetzen.

In der heutigen Literatur und in modernen Märchen ist sie hingegen etwas zahmer geworden. Tagsüber lebt sie als normale alte Frau unter Menschen. Nur nachts oder bei Vollmond verwandelt sie sich in eine böse Hexe und stiftet Unfrieden.

John Wick als alte Hexe

Baba Yaga

Im Laufe der Filme wird die Figur des John Wick stärker beleuchtet und auf seine Hintergründe eingegangen. So soll er russische Wurzeln haben oder zumindest von der osteuropäischen Welt beeinflusst worden sein.

Im ersten Teil erzählt der russische Gangster seinem Sohn von John Wick und nennt ihn „Baba Yaga“. Der Sohn antwortet darauf: „Der Schwarze Mann?“ Merkwürdig, sollte man meinen. Haben die Drehbuchautoren den hartgesottenen Profikiller zu einer alten Hexe gemacht?

Sehr wahrscheinlich ist ihnen hier ein Fehler unterlaufen und sie meinten eigentlich den „Babaj“ oder „Babajka“. Hierbei handelt es sich um einen bösen Geist aus der russischen Mythologie, der unartige Kinder in einem Sack fängt.

In Deutschland ist diese mythologische Figur als „Butzemann“ oder „Schwarzer Mann“ bekannt. Zwar geht auch der Babaj etymologisch auf „Baba“ zurück, allerdings ist er keine alte Frau oder Hexe.


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Baba Yaga in anderen Filmen

Die Figur der auf einem Mörser reitenden, unlösbare Aufgaben stellenden Hexe taucht in weiteren Filmen auf. So etwa im nach ihr benannten Horrorstreifen „Baba Yaga“ aus dem Jahr 2020 von Svyatoslav Podgaevskiy.

In dem Film zieht eine junge Familie nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter in ein neues Haus am Rande der Stadt. Ein Kindermädchen soll dafür sorgen, dass es der Kleinen an nichts mangelt. Nur der älteste Sohn Egor glaubt nicht an das Familienglück.

Er will immer wieder eine alte, verstörende Frau auf dem Grundstück herumschleichen sehen. Seine Eltern glauben ihm nicht – bis das Kindermädchen mitsamt der Tochter eines Tages verschwinden.

Zudem taucht die alte Hexe in Studio Ghiblis Kurzfilm „Mr. Dough and the Egg Princess“ aus dem Jahre 2010 aus. Hier lebt sie in einem Schloss, versteckt in einem finsteren Wald und hinter einem Wasserfall. Sie fliegt auf einem eisernen Mörser durch die Luft und erweckt gewöhnliche Gegenstände zum Leben.

In der rechten Hand hält sie einen Stab und in der linken eine Knetrolle. Die Protagonistin muss für sie schwere Arbeiten verrichten. Außerdem mahlt sie Knochen zu Mehl und schreckt dafür auch nicht vor Menschen zurück (die in diesem Film als Tiere dargestellt werden).

Die slawische Mythenfigur diente auch in anderen Filmen von Studio Ghibli als Inspiration. In „Chihoros Reise ins Zauberland“ weist die Hexe Yubaba Ähnlichkeiten mit der magischen Babushka auf. In „Aya und die Hexe“ ist die Hexe Bella Yaga ihr nachempfunden.

Baba Yaga: Unser Fazit

Baba Yaga

Baba Yaga war ursprünglich eine Göttin des Todes und der Wiedergeburt in der slawischen Mythologie. Sie lebte mit ihren zwei jüngeren Schwestern zurückgezogen und gebot über das Leben und den Tod.

Später wurde sie zu einer finsteren Hexe, die schier unlösbare Aufgaben stellt. Wer diese Aufgaben bewältigen kann, dem hilft sie mit Ratschlägen oder nützlichen Geschenken. Sie reitet auf einem eisernen Ofen oder Mörser durch die Luft und ihr Haus ist auf riesigen Hühnerstelzen erbaut.

Später diente sie als Inspiration für Hexen-Charaktere in mehreren Ghibli-Filmen und selbst John Wick wurde zu einer alten Hexe erklärt, wobei die Drehbuchschreiber sehr wahrscheinlich den „Schwarzen Mann“ aus Osteuropa, den Babajka, meinten.

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Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Baba_Jaga
https://www.cinema.de/film/baba-yaga,10023982.html
https://ghibli.fandom.com/de/wiki/Baba_Yaga
https://artedea.net/baba-yaga/

 

Bilder: Alla, Aliaksei, Tommy / stock.adobe.com; Copyright 2019 Concorde Filmverleih GmbH

Ajouré MEN Redaktion
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