Digitale Hilfsmittel wie Hawk-Eye im Tennis, der Videobeweis im Fußball oder Head-Sets im American Football führen unter Sportfans zu kontroversen Diskussionen. In der Leichtathletik und beim Skispringen beeinflusst Technologie Ergebnisse entscheidend. Zugleich bleibt Elektronik zum Beispiel in der Formel 1 oder dem Radsport ebenso wie für Dart- und Pokerspieler ein umstrittenes Thema.
Ergänzung oder Ersatz für Tennis-Linienrichter durch Hawk-Eye
Im Tennis wurde 2006 die Hawk-Eye-Technik eingeführt, um strittige Entscheidungen zu überprüfen. Bei manchen Tennisturnieren ersetzt das digitale Hilfsmittel menschliche Linienrichter komplett. Durch Kameras verfolgt die Hawk-Eye-Technologie Tennisbälle, um Auftreffpunkte auf dem Boden möglichst exakt zu erkennen und dreidimensional in Animationen darzustellen. Die Elektronik analysiert, ob der Ball sich im Aus befand. Es war lange üblich, Hawk-Eye im Tennis als Ergänzung zum Linienrichter zu nutzen. Tennisspieler erhalten durch diese Kombinationslösung die Möglichkeit, Entscheidungen mit einer Challenge anzufechten und Hawk-Eye-Überprüfungen zu verlangen.
Sobald die Technik Fehlentscheidungen erkennt, kommt es zur Ergebnis-Korrektur oder Spielzug-Wiederholungen. Nach der Bestätigung einer korrekten Linienrichter-Entscheidung durch Hawk-Eye verlieren die verantwortlichen Spieler manchmal Challenge-Optionen. Somit können Tennisspieler ohne ausreichenden Verdacht nicht endlos Überprüfungen mit Spielverzögerungen herbeiführen. Wenn Hawk-Eye stattdessen Linienrichter ersetzt, entscheidet das digitale Hilfsmittel alleine über Punkte. Weil die Technologie nicht vollkommen fehlerlos ist, diskutieren Experten darüber kontrovers.
Zeitmessung mit Ziel-Lichtschranke in der Leichtathletik
Im 100-Meter-Sprint und über andere Distanzen ist die elektronische Zeitmessung mit Lichtschranken im Zielbereich in der Leichtathletik unverzichtbar. Derartige technische Hilfsmittel kommen in dieser Sportart seit 1964 zum Einsatz und haben sich kontinuierlich weiterentwickelt. Nachdem Lichtschranken früher ausschließlich Sieger-Zeiten exakt erfassten, funktioniert die Zeitmessung mittlerweile für alle Teilnehmer eines Sprints außergewöhnlich genau. Zeiten werden automatisch gestoppt, sobald Läufer die Schranke durchbrechen. In Ausnahmefällen ist es notwendig, Zielfotos von modernen Kameras hinzuzuziehen. Damit sind Zieleinläufe millimetergenau überprüfbar, falls Teilnehmer zeitgleich ankommen.
Videobeweis als kontroverses Streitthema im Fußball
Und auch im Fußball sind technische Hilfsmittel längst angekommen. Obwohl der Fußball-Weltverband FIFA lange nicht von unwiderruflichen Tatsachenentscheidungen der Schiedsrichter abrücken wollte, kam es nach der Einführung der Hawk-Eye-Technologie 2017 auch in Deutschland zur Premiere des Videobeweises. Damit verbundene Regeländerungen warfen viele Fragen auf, weil nur für bestimmte Entscheidungen mögliche Überprüfungen vorgesehen sind. Sogenannte Video-Assistenten mit der Abkürzung VAR analysieren Wiederholungen der Spielszenen, um Schiedsrichter per Funkkontakt zu beraten. Zweifelsfrei erkannte Fehlentscheidungen werden sofort korrigiert.
Knappe Spielsituationen betrachten Schiedsrichter mit Zeitlupe am Spielfeldrand oft selbst. Solange sich nicht alle Unklarheiten ausräumen lassen, sollen ursprüngliche Entscheidungen bestehen bleiben. Unterschiedliche Interpretationen der VAR-Regeln, lange Spielunterbrechungen während der Überprüfung und umstrittene Fehlentscheidungen führten im Anschluss an die Testphase der Technologie zu anhaltenden Diskussionen über eine Abschaffung. Zugleich kritisieren viele Fans, dass Korrekturen eines Platzverweises ausschließlich nach Roten Karten und nicht für Gelb-Rot möglich sind.
Kommunikation zwischen Spielern und Trainern im American Football
Im American Football verbot die NFL Funkkontakte zwischen Spielern und Trainern in den 1950er-Jahren. Dieses Verbot hob die US-amerikanische Profiliga 1994 auf, als die Entwicklung von speziellen Head-Sets für die Sportart begann. Zunächst durften die Trainer mit ihrem Quarterback über einen Chip im Ohr kommunizieren. Ab 2008 gestattete die NFL zugleich die Kommunikation mit einem Defensivspieler. 2012 erhielten die Spieler für ihre Helme digitale Empfangsgeräte.
Sicherheit in der Boxengasse der Formel 1 und Autopilot-Ideen
Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung von Autopilot-Systemen, die in der Formel 1 ohne menschlichen Fahrer konkurrenzfähig sein sollen. 2022 können autonome Rennwagen im Amateurbereich bereits mithalten. Viele Fans machen aber deutlich, dass sie Autopiloten ohne Stars im Cockpit nicht akzeptieren würden. Digitale Hilfsmittel sind für die Sicherheit in der Formel 1 zum Beispiel in der Boxengasse unentbehrlich. Ein Knopfdruck reduziert die Maximalgeschwindigkeit der Rennwagen automatisch auf die zulässige Boxengassen-Geschwindigkeit.
Ernsthafte Konkurrenz für Poker-Profis durch Software
Beim Poker kann moderne Software erfahrene Profis bereits besiegen. Durch die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten und die Analyse des Verhaltens der menschlichen Mitspieler entwickeln komplexe Programme Erfolgsstrategien mit hohen Erfolgschancen. Der Einsatz einer derartigen Software ist im professionellen Poker oft verboten, weil Teilnehmer damit im Wettstreit um hohe Preisgelder einen unfairen Vorteil erlangen würden. Technische Hilfsmittel für die Berechnung der statistischen Siegwahrscheinlichkeit bleiben am Pokertisch zumeist ebenfalls ein Tabu.
Darüber hinaus verliert ein Pokerspiel durch digitale Unterstützung aus der Sicht von vielen Zuschauern seinen Reiz. Die menschliche Komponente mit charakterlichen Eigenheiten, mutigen Bluffs und Fehlern leistet einen wichtigen Beitrag zur Spannung. Somit müssen Poker-Profis nicht befürchten, von einer Software abgelöst zu werden. Stattdessen dürften Veranstalter verstärkten Wert darauf legen, dass digitale Hilfsmittel ausgeschlossen sind.
E-Darts als Alternative zum klassischen Steel-Darts
Im Präzisionssport Dart gibt es mit E-Darts eine Alternative zum klassischen Steel-Darts, bei dem üblicherweise auf elektronische Hilfsmittel komplett verzichtet wird. Die Regeln für diese beiden Varianten unterscheiden sich erheblich. Pfeilspitzen und Scheiben aus Kunststoff verändern das Spielgefühl beim E-Darts entscheidend. Während das Maximalgewicht der Pfeile für Steel-Darts 50 Gramm erreichen darf, wiegt das Spielgerät der elektronischen Variante maximal 18 Gramm.
Beim E-Darts ist es möglich, den Eintreffpunkt auf der Scheibe mit technischen Hilfsmitteln exakt zu erkennen und die Punkte automatisch zu berechnen. Somit können durch die Elektronik Würfe gezählt werden, wenn der Pfeil nicht stecken bleibt. Besonders populäre Dart-Turniere und Profi-Ligen in Deutschland sowie weiteren Ländern widmen sich dem Steel-Darts. Im Profisport konnte sich E-Darts somit nicht durchsetzen.
Skispringen mit elektronischer Wind-Berechnung für mehr Fairness
Im Skispringen geht der Einsatz der digitalen Hilfsmittel seit 2010 weit über die Erfassung der gesprungenen Weite hinaus. Damals führte der internationale Skiverband den Wind als zusätzlichen Faktor bei der Berechnung der Punkte für einen Sprung hinzu. Hierfür ermitteln präzise Messgeräte die Richtung und die Geschwindigkeit der Luftströme über einer Schanze. Mit den gemessenen Werten berechnet die Software durch eine vorgegebene Formel den Vorteil oder den Nachteil für einen Springer, der sich wiederum auf die Punkteberechnung auswirkt. Zugleich verfügt die Jury über die Option, den Anlauf zu verlängern oder zu verkürzen und diese Änderung ebenfalls bei der Berechnung zu berücksichtigen.
Früher entschied ausschließlich die Weite zusammen mit den Wertungen der Punktrichter über die Sieger eines Skisprung-Wettbewerbs. Häufig beeinflusste der Wind das Resultat entscheidend. Sobald Teilnehmer durch unterschiedliche Windbedingungen benachteiligt werden, soll die digitale Wind-Berechnung den Vorteil der Konkurrenten möglichst ausgleichen. Manche Kritiker fordern eine verstärkte Auswirkung der Windmessung auf die Ergebnisse, weil die bisherige Berechnungsformel den enormen Nachteil bei starkem Rückenwind nicht ausreichend berücksichtigt.
Wärmebildkameras gegen unerlaubte Hilfsmittel im Radsport
Bei der Tour de France und anderen Rundfahrten im Radsport kommen Wärmebildkameras zur Bekämpfung von unerlaubter Technik in den Fahrrädern zum Einsatz. Durch die Weiterentwicklung von elektronischen Hilfsmitteln besteht die Gefahr, dass Teilnehmer sich mit einem versteckten Antrieb einen unsichtbaren Vorteil verschaffen. Dagegen gehen die Organisatoren der Radsport-Wettbewerbe mit modernen Wärmebildkameras vor.
Motorradfahrer nutzen diese Kameras, um die Fahrräder während der Fahrt zu scannen und somit die entwickelte Wärme eines verbotenen Motorantriebs zu erkennen. Im Anschluss an die Radrennen untersuchen die Veranstalter mit den gemessenen Werten verdächtige Fahrräder. Röntgenstrahlen und die Prüfung der Magnetresonanz können auch zur Aufklärung eines Regelverstoßes beitragen. Zugleich gibt es im Radsport genauso wie in der Leichtathletik Lichtschranken und Zielfotos, die nach einem engen Sprint die millimetergenaue Bestimmung des Etappen-Siegers ermöglichen.
Fotos: adobe.stock.com / MoiraM, 457092739; Martin Schlecht, 271121952; MarcelS, 19890124