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TIBA TATTOO BERLIN – Zu Gast bei Tätowierer Mohsen Tighbakhsh

„Kennste ’nen guten Tätowierer in Berlin?“ Eine häufig gestellte Frage, auf die wir eine Antwort haben. Seit 2006 tätowiert Mohsen Tighbakhsh in seinem Charlottenburger Studio Tiba Tattoo mit großer Leidenschaft und ist Meister aller Techniken und Cover Ups. Ganz besonders und einzigartig ist die Geschichte, wie er zum tätowieren kam. Ajouré hat Mohsen interviewt und berichtet über Tiba, das Studio, in dem Tattoos eine Lebenseinstellung sind.
 

Wie lange tätowierst du schon?

Ich tätowiere seit ungefähr 15 Jahren und professionell mit Studio seit mittlerweile elf Jahren.

Wie bist du zum Tätowieren gekommen?

Das war schon immer mein Wunsch. Als ich jung war, so als 14-Jähriger, war das in meiner Heimat Iran, damals Persien, ganz unbekannt. Ich habe dann eine ausländische Tattoo-Zeitschrift bekommen und dachte zuerst, dass das Aufkleber oder ähnliches seien. Ich konnte schon als Kind sehr gut malen und als ich erkannte, dass die abgebildeten Tattoos echt waren, sagte ich mir, das muss ich lernen! Die Möglichkeit kam natürlich erst sehr spät, erst als ich meine Heimat verlassen habe und nach Deutschland kam. In dieser Branche Fuß zu fassen ist sehr schwer, denn es gibt keine Ausbildung. Ich musste erst einmal einen Job finden und mich über Wasser halten und dann langsam, langsam in den Job hineinrutschen. Ich habe mir das Tätowieren dann selbst beigebracht.

 

TIBA TATTOO

 

Du sagtest, du konntest bereits sehr früh gut malen, du warst also als Kind schon kreativ?

Ja, ich konnte zum Beispiel mit 7 oder 8 Jahren schon Portraits malen. Mein Vater war ein begabter Hobbymaler.

Was war dein erstes Tattoo?

Ich ließ mein erstes Tattoo stechen, als ich meine Heimat verließ. Ich kam dann zunächst nach Rumänien. Im damaligen Kommunismus waren Tattoos auch eine eher unbekannte Sache. Die ersten Tattoo-
Studios wurden von Amerikanern eröffnet, die nach Bukarest kamen. Ich war einer der ersten Kunden und habe mein erstes Old School-Tattoo stechen lassen.

Wir haben einige Leserfragen: Erstens, gibt es Tattoo-Motive, die du dir nicht zutrauen würdest zu stechen?

Hinsichtlich Machart und Technik gibt es kein Motiv, das ich nicht stechen kann. Es gibt aber auch viele Sachen, die ich nicht machen möchte, wenn ich weiß, dass es schief geht. Ich berate dann meine Kunden ausführlich. Manche Beratungstermine gehen 4 – 5 Stunden und ich erkläre dabei alles genau. Manchmal haben Kunden eine genaue Vorstellung, von der ich ihnen abrate, weil das zum Beispiel in 10 Jahren nicht mehr gut aussehen würde. Natürlich gibt es auch Motive, die so kompliziert und aufwendig sind, dass sie zwar machbar sind, sich aber wegen des Zeitaufwands nicht lohnen. Techniken kann ich eigentlich alle, ob das Glück, oder Pech ist, ist schwer zu sagen. Manche Tätowierer spezialisieren sich auf einen bestimmten Stil und werden dadurch berühmt, sodass sie sehr viele Kunden haben. Ich mache alles Mögliche und gebe dabei immer mein Bestes, um den Kunden glücklich zu machen.

Unsere nächste Leserfrage ist, was war das krasseste Tattoo, dass du jemals gestochen hast und das du immer in Erinnerung behalten wirst?

Das war ein großes Back Piece Projekt. Ein Mädchen wollte ein großes Tattoo auf ihrem Rücken: Eine Fee, die Zigaretten raucht. Das dauerte insgesamt etwa 120 Stunden für den ganzen Rücken. Wir haben das Stück für Stück besprochen, zusammengesetzt und gestochen. Und das Ergebnis sah gut aus!

 

TIBA TATTOO

 

Wie gehst du mit Menschen um, die etwas Schlimmes gestochen haben möchten, beispielsweise kontroverse, politische Motive?

Da halte ich mich in erster Linie an das Gesetz, denn rechtsradikale Symbole sind zum Beispiel verboten. Wenn das Gesetz ein Motiv nicht verbietet, mache ich es von meinem eigenen, menschlichen Einverständnis abhängig, ob ich es tätowiere. Einmal kam ein junger Mann zu mir, er hatte ein Hakenkreuz tätowiert und wollte es abdecken lassen. Manche hätten ihm abgesagt, aber ich sah das eher als eine Hilfe für ihn an, denn er hatte es sehr jung stechen lassen. Ich habe es für ihn abgedeckt.

Du hast schon große Erfolge in Berlin – wenn man in dein Studio kommt, ist es immer voll – und du hast auch einige Mitarbeiter. Wie wählst du diese aus? Welchen Stil müssen sie haben?

Ich versuche hier alle möglichen Styles abzudecken. Meine Mitarbeiter machen jeweils nur einen bestimmten Tattoo-Stil. Ich mache dagegen alle Richtungen.

Gibst du bei deinen Mitarbeitern auch deine Meinung dazu?

Wenn es nötig ist, sage ich meine Meinung und ich kontrolliere regelmäßig, was die Leute machen. Ich muss natürlich aufpassen, dass alles gut geht, denn es geht hier alles auf meine Kappe.
 

TIBA TATTOO

 

Gab es schon Misserfolge?

Gott sei Dank gab es das in den letzten acht Jahren nicht. Am Anfang, als ich noch nicht so viel drauf hatte, sind natürlich auch mir ein paar Fehler passiert, Schriftfehler zum Beispiel, aber Fehler im Motiv gab es nicht.

Letzte Frage, gibt es ein Tattoo, das du wahnsinnig gerne einmal stechen möchtest?

Ich bin Künstler und meine Kreativität hat keine Grenzen. Natürlich gibt es immer ein Projekt, das ich gerne machen will, aber wenn ich das tätowiert habe, heißt das nicht, dass es kein nächstes Projekt gibt. Ich tätowiere gerne und es ist immer eine Herausforderung, wenn ein Kunde mit einem Wunsch zu mir kommt. Ich mache dann aus diesem Wunsch etwas ganz Tolles und aus einer freien Hautstelle ein Kunstwerk.

Vielen Dank für deine Worte, Mohsen.

 

 

Fotos: AJOURE´ Redaktion; Tiba

Ajouré MEN Redaktion
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