AjoureLifestylePeopleJannis Niewöhner im Interview über seinen neuen Kinofilm "Narziss und Goldmund"

Jannis Niewöhner im Interview über seinen neuen Kinofilm „Narziss und Goldmund“

Am 12. März ist es endlich soweit: Der Jahrhundertroman von Hermann Hesse „Narziss und Goldmund“ kommt in die Kinos. Die Hauptrolle spielt niemand Geringeres als Jannis Niewöhner, den viele unter anderem aus seiner grandiosen Rolle bei „Beat“ (2019) kennen. Jannis steht seit seinem elften Lebensjahr vor der Kamera und hat inzwischen bei unzähligen Kino- und Fernsehfilmen mitgespielt. Er gehört aktuell zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Schauspielern. An seinem neuen Kinofilm „Narziss und Goldmund“ lag ihm besonders viel. Wieso das so ist, worum es geht, wie Jannis in seinen Erfolg reingewachsen ist und was 2020 noch alles für ihn ansteht, erfährst du hier.

Nach über 30 Kinofilmen und unzähligen Serien in beinahe jedem Genre kommt nun deine Hauptrolle in dem Hermann Hesse Jahrhundertroman „Narziss und Goldmund“. Worum geht es und was darfst du uns zu deiner Rolle als Goldmund verraten?

Es geht um zwei Klosterschüler, die sich im Kloster kennenlernen. Der eine ist der Geistige und Intellektuelle, der ein Dasein als Mönch anstrebt und im Kloster bleiben will. Den anderen zieht es nach draußen und es wird schnell klar, dass diese beiden die kompletten Gegenteile zueinander sind. In genau dieser Unterschiedlichkeit lernen sie sich kennen, schätzen und respektieren.

Die Lebenswege, die diese beiden Männer einschlagen, sind zwar völlig unterschiedlich, bringen die Freunde aber in Gedanken nicht auseinander. So kommt es, dass sie sich irgendwann wieder begegnen. Meine Rolle, Goldmund, ist die des Suchenden, der raus in die Welt zieht und der sozusagen die moderne Neuzeit vertritt. Goldmund ist auf der Suche nach seiner Mutter bzw. nach mütterlicher Liebe und lernt auf seinem Weg sehr viele Frauen kennen. Er geht bei allem, was ihm begegnet, ins Extreme. Er will alles ausleben und empfindet dabei sehr viel Liebe, Freude und Schmerz.

Hätte dich denn die Rolle des Narziss auch interessiert?

Ich finde mich in Goldmund viel mehr wieder als in Narziss, dem Gelehrten. Dennoch glaube ich, dass jeder, der diesen Roman liest, sich irgendwie in beiden Charakteren wiederfindet. Ich habe dieses Buch im Alter von 21 Jahren zum ersten Mal gelesen und kein Buch hat es bisher geschafft, mich so zu begeistern und abzuholen, denn ich konnte mich sehr in Goldmund hineinversetzen. Da ging es um Erlebnisse und Gedanken, die ich eben auch hatte und ich bin mir sicher, dass ganz viele andere Menschen genau dasselbe sagen würden.

Narziss und Goldmund

Was ist es in deinen Augen, worin sich junge Leser in dem Roman wiederfinden?

Ich denke, es ist die Suche, die man als junger Mensch angeht. Wenn man einfach noch keine Ahnung hat, aber rausgehen und leben möchte und allen Reizen folgen, die das Leben eben auf Lager hat und sich dann irgendwann in einem einzigen Chaos befindet. Natürlich kann es sein, dass jeder irgendwann seinen festen Job hat. In meinem Fall ist mein Job eben alles andere als alltäglich und mein Leben besteht aus unterschiedlichen intensiven Phasen, in die ich mich begebe. In meinen freien Zeiten bin ich auf eine Art und Weise dann aber auch irgendwie „lost“. Ich glaube, dass es vielen so geht, besonders Anfang zwanzig, denn die Wenigsten wissen dann bereits „das ist mein Weg“.

Wie war die Arbeit an diesem Mittelalter-Film? Worin liegen die Unterschiede zu Formaten, die in der heutigen Zeit spielen?

„Narziss und Goldmund“ ist kein Historienfilm, in dem man versucht, eine gewisse Zeit realistisch abzubilden. Vielmehr hat man sich an Hesse versucht und dem Mittelalter, wie er es gezeichnet hat. Es ist also eher ein fiktives romantisiertes Mittelalter. Es ist alles sehr schön und besticht durch schillernde Farben. Ich würde sagen, dass es am Set gar keine große Rolle gespielt hat, in welcher Zeit man sich befindet, sondern eher, die Charaktere zu erzählen. Dem Regisseur war es wichtig, dass man Hesse darin wiedererkennt. Hesse ist ja im positiven Sinn in seiner Art zu schreiben etwas kitschig und das wurde meines Erachtens sehr gut aufgenommen und umgesetzt.

Was hat dich an deiner Rolle als Goldmund besonders gereizt und worin lagen die größten Herausforderungen, die das Spielen dieses Charakters mit sich brachten?

Gereizt hat mich ganz klar, dass ich dieses Buch gelesen und geliebt habe. Ich als Jannis bin auch irgendwie ganz viel Goldmund. Herausforderungen gab es da einige, denn es ist ja so, dass ich eine literarische Jahrhundertfigur spiele und mir dessen Verantwortung durchaus bewusst war. Ich glaube, als Schauspieler muss man sich dann darauf verlassen, dass man sein Ding macht und der Regisseur seine Vision von dem Ganzen zeigt und man eben ein Teil davon ist. Ich habe für die Rolle versucht abzunehmen, denn Goldmund zieht viel durchs Land. Ich war körperlich diszipliniert und motiviert in dieser Zeit. Dann kommen die vielen verschiedenen Altersstufen hinzu, die Goldmund durchlebt und ich dementsprechend viel Zeit in der Maske verbrachte. Das Coaching hierfür war sehr gut, denn es ging auch darum, wie man einen Zwanzig- und einen Fünfunddreißigjährigen spielt.

Du hast ja im Laufe deiner Karriere diverse Genres bedient. Welches liegt dir denn am meisten bzw. welches spielst du am liebsten?

Ich muss sagen, dass mir „Beat“ schon sehr gefallen hat, denn es hat eine gewisse Härte. Das hat mir viel Spaß gemacht. Ich würde gerne mal einen richtig guten Actionfilm machen, aber in Amerika, denn hierzulande fehlen da oft die Mittel. Da hätte ich tatsächlich sehr große Lust drauf.

Du stehst seit 2002 vor der Kamera, damals für einen Tatort. Seitdem ging es für dich nach und nach steil bergauf. Anfang letzten Jahres kam das große Serien-Highlight „Beat“ hinzu und wer dich bis dahin noch nicht kannte, wusste spätestens nach dieser Amazon Prime Video Produktion, wer du bist. Was ist das für ein Gefühl, wenn du morgens aufwachst – kannst du den Erfolg noch greifen oder ist manchmal alles etwas unwirklich?

Wenn man in diesen Erfolg reingewachsen ist, nimmt man das gar nicht so sehr wahr. Wenn ich zuhause bin, bin ich ja auch ein ganz normaler Mensch und ich glaube, so empfindet man sich im Privatleben dann auch. Aber was mir am Wichtigsten ist, ist, dass ich jetzt langsam die Sachen machen kann, auf die ich jahrelang gewartet habe. Zum Beispiel „Beat“, aber auch „Kids Run“, der 2020 herauskommt. Diese Tatsache empfinde ich als größtes Glück. Der Bekanntheitsgrad, der dann dazukommt und all dies unterstützt, darüber freue ich mich. Es war bei mir ja aber auch nie so, dass ich mich draußen in der Öffentlichkeit nicht mehr bewegen hätte können. Klar wird man häufiger erkannt, aber es hält sich in Grenzen. Mit meiner Mütze auf dem Kopf sitze ich in der Bahn und niemand erkennt mich. Das ist ganz gut so.

Hat in deinen Augen dein Erfolg Schattenseiten? Gibt es Dinge, die früher vielleicht einfacher waren?

Ich hatte das irgendwie schon immer, denn ich habe mit elf Jahren angefangen in Filmen mitzuspielen. Da gingen die ganzen Jugendfilme los, während ich in der Schule war und all die Leute in meiner Schule waren sozusagen meine Zielgruppe. Das war damals schon etwas nervig, denn man wusste, dass jeder ein Bild von einem hat. Jetzt fühlt es sich so an, dass ich mich eher mal zurückziehen kann. Ich komme ans Set und mache mein Ding, ich promote etwas und stehe kurz im Rampenlicht, aber ansonsten bin ich eben ganz normal. Ich habe das also nie als besonders belastend empfunden.

Was steht denn filmtechnisch dieses Jahr bei dir an? Worauf dürfen sich deine Fans freuen?

Also, wie schon gesagt kommt „Kids Run“, natürlich „Narziss und Goldmund“ und dann kommt „Cortex“, der erste Regiefilm von Moritz Bleibtreu. Und dann wäre da noch „Je suis Karl“, ein meiner Meinung nach sehr starker Film. Hier spiele ich einen von den neuen Rechten, den sogenannten Identitären. Das sind junge gebildete Menschen, die sich ganz klar vom Nationalsozialismus entfernen, aber eigentlich stramme Nazis sind.

Ansonsten habe ich für mich entschieden, eine klitzekleine Pause einzulegen und mal für mich selbst schaue, was ich denn so tun und machen könnte. Nennen wir es kreative Pause (grinst). Ich glaube, es ist auch wichtig, dass man nicht zu viel macht oder die ganze Zeit arbeitet, sondern sich auch mal wieder sammelt und schaut, worauf man Lust hat.

Wohin soll deine Reise in Zukunft gehen? Welche Wünsche sind heute noch offen, die du dir beruflich gerne erfüllen möchtest?

Ich habe große Lust etwas in Amerika zu machen. Ich möchte diesen Markt und die Möglichkeiten gerne kennenlernen und an etwas Großem mitmachen. Das wäre schon großartig, wenn mir das gelingen würde.

Wie kamst du eigentlich damals im Alter von 10 Jahren zur Schauspielerei? Dein Vater war zwar ein regional bekannter Theatermacher, aber woher rührte der Wunsch, dass auch du mit Schauspielerei zu tun haben möchtest?

Mein Vater unterstützte mich hier natürlich, aber er pushte mich nicht in diesen Beruf rein. Das war auch nicht notwendig, denn ich hatte schon immer Lust darauf. Ich habe sehr früh begonnen, Filme zu schauen und mochte es immer sehr. Als Kind war das ein großes Abenteuer für mich, am Set zu stehen und etwas spielen zu dürfen. Irgendwann verstehst du dann, dass du das vielleicht dein ganzes Leben lang machen kannst. Dann hängst du dich noch mehr hinein und am Ende zahlt es sich hoffentlich aus. Wenn dir das gelingt, kannst du den Rest deines Lebens davon leben und das arbeiten, was du liebst. Das habe ich im Alter von 15 langsam verstanden.

Wie ging es dann weiter? Hast du Schauspiel irgendwann gelernt oder bist du einfach ein sehr großes Talent?

Ich habe es tatsächlich nie gelernt oder studiert, da die Schulen hier eher theaterbasiert sind. Meine Schule war der Film, Filme gucken und Filme machen. Ich habe zwar überlegt, eine Schauspielschule zu besuchen, aber zu dieser Zeit fing ich an, Rollenangebote zu bekommen, auf die ich große Lust hatte. Ich merke natürlich ab und zu, dass ich gewisse Defizite habe, die man auf der Schauspielschule lernt. Zum Beispiel der Umgang mit der Stimme und der Sprache und dein Körper als Instrument einzusetzen. Wie sprichst du richtig und machst die richtigen Pausen. Letztendlich glaube ich, dass man Schauspiel nicht beibringen kann. Wenn man es in sich hat, dann kann dieses Talent geschult werden, indem man es einfach macht. Das ist aber nur meine Erfahrung.

Lieber Jannis, vielen Dank für die Zeit, die du dir für uns genommen hast und weiterhin viel Erfolg!

 

Fotos: Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH; Anne Wilk für Sony Pictures Entertainment

Ajouré MEN Redaktion
Ajouré MEN Redaktion
Wir legen wir größten Wert auf die Qualität und Verlässlichkeit unserer Inhalte. Um sicherzustellen, dass unsere Artikel stets korrekt und vertrauenswürdig sind, stützen wir uns ausschließlich auf renommierte Quellen und wissenschaftliche Studien. Unsere redaktionellen Richtlinien gewährleisten dabei stets fundierte Inhalte. Informiere dich über unsere hohen journalistischen Standards und unsere sorgfältige Faktenprüfung.

BELIEBTE ARTIKEL

VERWANDTE BEITRÄGE