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Ludwig Blochberger – „Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust.“

Seit 2015 ist Ludwig Blochberger als Kommissar Tom Kupfer bei „Der Alte“ im Abendprogramm des ZDF. Neben seinem Hauptberuf als Schauspieler, ist er leidenschaftlicher Musiker mit seiner eigenen Band „GENIEßEN & LEIDEN“ und arbeitet hier an den Aufnahmen der ersten LP. Dass sowohl ein Musiker-, als auch ein Schauspielertalent in ihm schlummern, wurde bereits in jungen Jahren klar. Von den Wiener Sängerknaben ins Theater und von dort aus weiter ins Fernsehen – eine Karriere, wie sie besser kaum hätte laufen können. Wir haben uns mit Ludwig getroffen und waren von den Geschichten rund um sein Leben fasziniert.

Ajouré: Dein Vater ist Schauspieler und deine Mutter war Puppenspielerin – ist dir also eine Schauspielkarriere bereits in die Wiege gelegt worden?

Ludwig: Ich sag mal so, ich hatte nicht die Eltern, die ihren „kleinen Rotzlöffel“ irgendwo reindrücken wollen. Ich bin ganz organisch in diesem Umfeld groß geworden und war irgendwann selbst ein Teil davon. Ich habe schon im Kinderwagen auf dem Gang der Schauspielschule rumgestanden und dort lauthals die Proben gestört. Auch bei meiner Mutter war ich hin und wieder im Puppentheater, habe mir Vorstellungen angeschaut und war auch bei Theaterproben dabei – ich fand das immer spannend und toll! Zu meinem ersten Theaterauftritt kam es dann durch einen Kontakt meines Vaters und dem Umstand, dass ich auf eigenen Wunsch noch vor meinem Stimmbruch gerade die „Wiener Sängerknaben“ verlassen hatte. Für eine Sommertheater-Inszenierung in der Schweiz wurde damals ein Junge gesucht, welcher singen kann – ich war sozusagen zur richtigen Zeit am passenden Ort. Da ich meine dortige Aufgabe ganz gut gemeistert hatte, kamen schließlich weitere Rollen und Angebote hinzu. Mit ungefähr 15 Jahren war mir bereits klar, dass ich professioneller Schauspieler werden möchte und so bewarb ich mich noch vor einem möglichen Abitur an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin – dieselbe Schule, an der auch meine Eltern studiert haben.

Ajouré: Nun bist du ja nicht nur Schauspieler, sondern auch Musiker mit einer eigenen Band namens „GENIEßEN & LEIDEN“. Wofür schlägt dein Herz denn mehr?

Ludwig: Um Goethe zu zitieren: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Ich denke, da muss ich immer ein bisschen aufpassen. Ich könnte mich hier jetzt zu einer Aussage hinreißen lassen, die ich allerdings gleichzeitig wieder relativieren muss. Ich bin gelernter Schauspieler und dieser Beruf bestimmt die meiste Zeit meines Lebens. Musik hat eine unwahrscheinliche Kraft und ist eine große Leidenschaft von mir – so etwas wie ein „Sehnsuchtsort“. Das Musik-Business ist glaube ich noch härter, als das der Schauspielerei und jeder muss ja irgendwie seine Brötchen verdienen. Wenn ich mit meiner Band musiziere, genieße ich die Freiheit und Unabhängigkeit – es gibt keinen Erfolgsdruck oder aktuellen Mainstream einer Plattenfirma zu bedienen. Für uns drei Schauspieler ist die Musik ein kreativer Ausgleich, eine Bereicherung, es macht Spaß die Seiten zu wechseln. Wir machen das alles in Eigenregie, Schauspielermucke handgemacht.

Ajouré: Dass du musikalisch bist, stellte man anscheinend schon sehr früh fest, denn du bist nach euerm Umzug nach Wien damals direkt bei den Wiener Sängerknaben gelandet, mit denen du unter anderem durch die halbe Welt getourt bist. Unter anderem auch Japan, Australien und Amerika. Wie war das für dich, bereits in so jungen Jahren längere Zeit ohne Eltern zu sein?

Ludwig: Bei dieser Japan-Tournee 1994 war es zum Beispiel so, dass wir dreieinhalb Monate am Stück von zuhause weg waren. Da war ich so ungefähr elf Jahre alt. Es gab noch kein WhatsApp und Skype und so haben wir uns Briefe geschrieben und alle zwei Wochen vielleicht mal kurz mit der Familie telefoniert. Komischerweise war es so, dass es an den Orten, die am weitesten von zuhause weg waren, gefühlt am einfachsten war. Denn wir hatten ein unglaublich straffes Programm. Auf der Japan-Australien Tour hatten wir an die Einhundert Konzerte und haben dort große Hallen gefüllt. Da kam auch schon mal der japanische Prinz vorbei und hat uns die Hand gegeben. Man kann sich das immer schwer vorstellen. Uns wurde damals gesagt, wir würden dort wie die Beatles empfangen und ich dachte mir „was erzählt ihr da für einen Quatsch“. Doch Asiaten sind tatsächlich immer etwas extremer, was das angeht. Und so hatten wir haufenweise weibliche Fans in Japan, die unseren Bus belagert haben. Die haben geschrien, am Bus gewackelt und es gab sogar Heiratsanträge per Brief. Völlig verrückt. Wir waren im gleichen Hotel wie Tennis-Star Pete Sampras und man könnte meinen, die Fans waren alle wegen ihm dort, doch es stellte sich heraus, dass die meisten Leute wegen uns da waren und das war schon ein komisches Gefühl aber auch eine beeindruckende Zeit.

Ludwig Blochberger

Ajouré: Würdest du sagen, dass dich diese frühe „Abnabelung“ von zuhause auch früher hat erwachsen werden lassen, als es ohne diese lange Zeit ohne Eltern im Ausland der Fall gewesen wäre?

Ludwig: Bestimmt irgendwie. Man war auf einer Art und Weise seinen Altersgenossen voraus, aber man hatte gleichzeitig sicher auch Defizite. Gerade am Anfang hatte ich da Probleme, mich wieder in einem normalen Schulalltag zurechtzufinden. Da war ich anfangs irgendwie der Nerd, denn nur weil die Erwachsenen das cool fanden, was ich da so gemacht habe, heißt das nicht, dass die Jugendlichen ebenso begeistert davon waren. Im Gegenteil. Das hat sie herzlich wenig interessiert. Besonders wenn es hieß, ich sei mit den „Sängerknaben“ unterwegs gewesen. Meine Mitschüler haben mich da auch schon mal auflaufen lassen. Zum Beispiel ganz am Anfang. Sie zeigten auf ein Mädchen in der Schule und sagten, sie würde auf mich stehen und ich soll mal hingehen. Das habe ich dann auch getan, denn ich wollte ja nicht uncool sein und dann habe ich sie gefragt „willst du mit mir gehen“. Und da bin ich natürlich kläglich gescheitert. Allerdings hat sich das nach circa einem Jahr gewandelt, denn dann ging die Theaterspielerei los und meine Mitschüler merkten, dass das, was ich da mache, doch ganz cool ist.

Ajouré: Als nächstes sehen wir dich ab dem 16.03. wieder als Kommissar Tom Kupfer bei der neuen Staffel der ZDF Serie „Der Alte“. Auf was dürfen sich Fans bei der neuen Staffel freuen? Hat sich irgendetwas verändert?

Ludwig: Wir greifen bei „Der Alte“ wieder aktuelle Thematiken auf, wie in unserer Auftaktfolge der neuen Staffel „Wer bremst, hat verloren“, bei der es um illegale Autorennen geht. Ansonsten spielen unter anderem Dating-Apps, Drohnen, Schlagersternchen, Influencerinnen und die Geldgier bei der Talentsuche junger Fußballer eine Rolle. Mehr will ich hier nicht verraten.

Ajouré: Du bist seit 2015 bei dem ZDF-Krimi zu sehen an der Seite von Stephanie Stumph. Wächst man da ein Stück weit zusammen, wenn man so lange miteinander dreht und entwickelt eine Freundschaft, so dass man auch privat Zeit miteinander verbringt?

Ludwig: In unserem Fall ist es tatsächlich so. Wir kannten uns vorher nicht, haben uns aber gleich von Anfang an gut verstanden. Allerdings nicht nur mit Stephanie, sondern auch mit Jan-Gregor Kremp, der den Alten, also unseren Chef spielt. Das ist ein bisschen so wie eine Ersatzfamilie. Mit Stephie treffe ich mich auch mal in Berlin zum Essen, wenn sie zufällig in der Stadt ist oder wir gehen an einem drehfreien Wochenende zusammen in den Bergen wandern. Wir wissen diesen Umgang sehr zu schätzen, denn das ist nicht unbedingt Standard und erleichtert das Arbeiten mitunter. Ich denke auch, dass sich dies bemerkbar macht, wenn man unsere Serie schaut. Klar sind wir Schauspieler, aber ich bin der Meinung, dass man uns unsere gute Stimmung durchaus ansieht. Wir sind ein richtiges Dreamteam, haben nicht dieses Konkurrenzdenken, sondern arbeiten miteinander für ein bestmögliches Ergebnis.

Ludwig Blochberger

Ajouré: Die neuen Dreharbeiten beginnen bereits dieses Jahr im April und du bist natürlich wieder dabei. Hast du Wünsche bezüglich des Drehbuchs? Oder kannst du dich sogar ein Stück weit mit einbringen?

Ludwig: Natürlich kann ich meine Wünsche und Vorschläge äußern, ob diese dann berücksichtigt werden ist eine andere Sache. (lacht)

Ajouré: Du bist in sehr vielen Fernsehserien und auch diversen Fernsehfilmen mit dabei gewesen. Für den Kinofilm „Inglourious Basterds“ hat es beim Vorsprechen nur knapp nicht gereicht. Entmutigt dich so etwas oder greifst du bei der nächsten Chance wieder an?

Ludwig: Natürlich nehme ich die nächste Chance wieder wahr. Eine erfolgreiche Besetzung ist von vielen Faktoren abhängig, die ein Schauspieler zum Teil selbst gar nicht beeinflussen kann. Es ist toll die Möglichkeit zu haben, Persönlichkeiten wie Quentin Tarantino oder Kevin Costner kennenzulernen. Absage hin oder her. Klar nimmt man sich eine Absage zu Herzen, aber wie gesagt, es gehört eben dazu und ist ein völlig normaler Vorgang in diesem Beruf – man lernt damit umzugehen und dann geht’s weiter. Ich denke außerdem, dass Rückschläge zum Leben dazugehören – das erdet und umso mehr weiß man seine Erfolge einzuordnen und zu schätzen. Es ist keine besondere Leistung einen Berggipfel per Helikopter zu erreichen, wie es sinnbildlich bei so mancher Castingshow der Fall ist.

Ajouré: Hast du einen Wunsch bezüglich einer Rolle, in die du gerne einmal schlüpfen würdest? Oder einen Regisseur, mit dem du unbedingt mal zusammenarbeiten willst?

Ludwig: Ach da gibt es sicherlich vieles, was mir gefallen könnte. Zum Beispiel der Regisseur Jim Jarmusch. Er machte 1991 den Film „Night On Earth“ mit Armin Mueller-Stahl und Winona Ryder. Da geht es um fünf Geschichten, die in fünf verschiedenen Städten der Welt, in derselben Nacht, zur selben Zeit geschehen. Sehr lustig, berührend und sehenswert.

Ludwig Blochberger

Ajouré: Wie schaltest du zwischendurch mal ab, um dich von dem teilweise doch sehr anstrengenden Leben als Schauspieler zu erholen? Urlaub, Musik, Familie?

Ludwig: Da jogge ich gerne. Meistens ohne Musik, ich habe gemerkt, dass ich die Musik nicht unbedingt brauche und ohne am besten abschalten kann. Da kann ich nachdenken und habe Zeit für mich.

Ajouré: Auf was dürfen wir uns neben „Der Alte“ dieses Jahr noch von dir freuen? Gibt es schon irgendetwas, worüber du sprechen darfst – sei es in Sachen Musik oder Film?

Ludwig: Da wird es einen Kinofilm mit dem Titel „G`stätten“ geben, wo ich einen schwäbischen Bauern spiele. Dafür musste ich mir extra diesen Dialekt aneignen. Es hat viel Spaß gemacht, denn ich liebe Dialekte. Ansonsten hoffe ich noch in diesem Jahr zusammen mit der Band unsere erste EP aufzunehmen.

 

Fotos: Ruth Kappus; ©ZDF & Hendrik Heiden; ©ZDF Jacqueline Krause Burberg

Ajouré MEN Redaktion
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