Abseits des Glamours und der Roten Teppiche ist die Schauspielerei ein hartes Gewerbe. Oft dominieren Castings und Vorsprechen den Alltag. Warum die Schauspielerei trotzdem immer sein Traum war, wie viel eine Ausbildung wert ist und wie man seine Träume trotz allem verwirklichen kann, verrät uns Falk-Willy Wild. Der Schauspieler, bekannt aus TV-Instanzen wie „Unser Charly“ und „Rote Rosen“, hat gelernt, dass die Dinge sich oft dann erst zum Positiven wenden, wenn man gelernt hat, sie loszulassen.
Wie kam dein Künstlername Falk-Willy Wild zustande?
Mein Großvater Willy prägte mich sehr in meiner Kindheit. Sein Wunsch war immer, Schauspieler zu werden. Dieser Traum ist für ihn leider nie in Erfüllung gegangen. Während meiner Schauspielausbildung habe ich dann seinen Vornamen, Willy, in meinen Namen aufgenommen. Jetzt sind wir beide Schauspieler, sozusagen.
Sind Schauspieler heutzutage noch immer verpönt, wenn sie Werbefilme drehen?
Ich habe mich nie zu „gut“ dafür gefühlt, Werbung zu machen. In einer Zeit, in der die meisten meiner Kollegen dem noch abschätzig gegenüber standen, habe ich mir meinen Lebensunterhalt mit Werbung verdienen können. Natürlich habe ich mich darüber geärgert, wenn Kollegen, die mich in einem Werbefilm wiedererkannt hatten, spöttische Bemerkungen darüber machten. Irgendwann habe ich den Spieß einfach umgedreht und geantwortet: „Schau mal – das ist mein neues Auto“, oder „Schau mal – das ist mein neues Grundstück: werbefinanziert!“ Das hat mir den Ruf eingebracht, oberflächlich zu sein. Aber was bedeutet das schon für einen Schauspieler. Oberflächlich zu sein, gehört ja irgendwie zu meinem Beruf: Ich biete eine Oberfläche an, damit etwas projiziert werden kann. Überhaupt sehe ich das alles sehr amerikanisch. Dort ist es völlig normal, zu zeigen, was man sich leisten kann. Anders herum geht man dort aber auch nicht automatisch davon aus, es sich morgen auch noch leisten zu können. Einen Porsche fahre ich gern mal für ein Wochenende, aber am Montag steige ich dann aufs Rad. Natürlich macht das Spaß, aber nach dem Wochenende reicht es dann auch erst mal wieder. So komme ich mit der sogenannten „Glamour-Welt“ ganz gut zurecht.
Das heißt, du bereust auch nichts?
Nein! Werbefilme gedreht zu haben, bereue ich absolut nicht. Wie gesagt – auch das gehört zu meinem Beruf. Früher konnte man mit drei bis vier Werbespots pro Jahr ganz gut über die Runden kommen. Es gibt keine schlechte Arbeit, nur schlechte Arbeitgeber.
Ist das heute auch noch so?
Nein, heute geht das nicht mehr. Irgendwann sind die Werber auf die Idee gekommen, sogenannte Streetcastings zu machen. Heute soll ja alles authentisch sein. Da fasse ich mir an den Kopf! Wir sind Schauspieler: Wir können authentisch! Wir liefern genau das, was verlangt wird. Ich glaube, die Werber wissen einfach nicht, was sie wollen und sind daher ständig auf der Suche nach Inspiration.
Hast du Träume, seitdem du Schauspieler bist?
Früher war ich total versessen darauf, meinen Traum von der Schauspielerei zu verwirklichen. Ich bin ihm buchstäblich hinterher gerannt. Ich dachte immer, ich muss durch gute Leistung auffallen. Allerdings gibt es so viele gute Leute da draußen, dass Leistung alleine leider nicht ausreicht. Also habe ich überlegt, wie ich sonst ins Gespräch kommen könnte. Manche Kollegen versuchen, mit Publicity in gewissen Boulevard-Blättchen auf sich aufmerksam zu machen. Für mich kam es aber nie in Frage, mein Privatleben dafür zu nutzen. Ich wollte weiterhin mit meiner beruflichen Leistung auffallen. Also habe ich lernen müssen, dass man seinen Träumen nicht immer nachjagen kann. Manchmal muss man es einfach auf sich zukommen lassen. Man gibt etwas, und ich bin überzeugt, dass man dafür auch irgendwas zurück bekommt. Oft habe ich die besten Angebote bekommen, wenn ich mir eigentlich gesagt habe: „Das war’s. Da machst Du nicht mehr mit.“
Was war immer dein Traum, der tief in deinem Herzen war?
Ich bin mit den Abba-Filmen groß geworden. Damals wollte ich „Schlagersänger“ werden. Der Traum endete dann mit dem Stimmbruch. Die Schauspielerei war auch immer ein Traum und das Reisen. Den einen Traum habe ich mir erfüllen können. An dem anderen arbeite ich unentwegt – auf Reisen bin ich so häufig wie möglich, eigentlich ununterbrochen. Wann immer Zeit und Geld es erlauben, bin ich weg. Als ich im letzten Jahr für N-Tv ein Reisemagazin drehen durfte, konnte ich beide Träume zusammenführen. Der Sender produziert eine Serie, in der Prominente Reiseziele vorstellen dürfen. Ich habe „mein Zypern“ gezeigt.
Du bist ja ein sehr positiver Mensch und zelebrierst das auch. Was machst du, wenn du heute ein Angebot für eine sehr negative Rolle bekommst. Zum Beispiel: Kinderschänder. Lehnst du ab?
Nein, ich würde es machen. Auf der Schauspielschule lernst du, jede Rolle mit vollem Einsatz zu spielen. Du musst für dich einen Zugang zur Rolle finden, ein Verständnis und eine Erklärung. Dann kannst du sie spielen. Das gilt natürlich für alle Rollen, wobei negative Figuren oft die größere Herausforderung darstellen.
In wie weit nimmt dich so etwas mit?
Sehr! Je länger ich im Beruf bin, desto mehr nehmen mich solche Rollen mit. Angefangen habe ich mit „Natalie – Endstation Babystrich“. Dort habe ich einen Zuhälter gespielt. Ich habe die Figur als netten Jungen von nebenan auftreten lassen, Schwiegermutters Liebling sozusagen. Viele fanden das großartig, manche haben es allerdings falsch verstanden: „Wie, so stellt der sich einen Zuhälter vor?“Das kränkt natürlich. Zumal die Anforderung ja auch nicht war, einen Fiesling zu spielen. Das war ja das eigentlich Schockierende an der Rolle.
Wenn heute ein 16-jähriger Junge auf dich zukommt und sagt, er will Schauspieler werden. Was rätst du ihm?
Ich würde ihm raten, eine richtige Ausbildung zu machen. Wenn man die Schauspielerei von Grund auf lernt, hat man einfach bessere Chancen. Natürlich gibt es Quereinsteiger, die es zu etwas bringen. Zum Beispiel Herr Vogel, der wirklich verdammt gut ist. Natürlich ist eine Ausbildung keine Garantie, aber sie bietet mehr Sicherheit. Und oft weiß man einfach nicht, was die nächsten Wochen und Monate vor einem liegt. Daran muss man sich auch erst mal gewöhnen. Auch der Drehalltag ist hart, da muss einfach alles sitzen. Und das klappt besser, wenn man das richtige Handwerkszeug dazu hat.
Heute haben wir YouTuber am Start. Die bekommen große Werberollen und haben nichts mit Schauspielerei zu tun. Was hältst du davon?
Ich nehme das zur Kenntnis. Es gab schon immer Laien, die sich als Schauspieler verstanden haben. Mit Sicherheit wird auch das ein oder andere große Talent entdeckt werden. Ich schaue es mir auch an, aber als Kollegen werde ich sie nicht bezeichnen. Ich glaube aber auch nicht, dass sie das sein wollen. Für mich sind sie Selbstdarsteller. Aber jeder Hype vergeht irgendwann.
Glaubst du, das Fernsehen bleibt bestehen, wie es ist?
Nein, das glaube ich nicht. Das habe ich bei der Produktion des Films „Komasaufen“ gemerkt. Keiner der unter 20-Jährigen setzt sich abends mit seinen Eltern vor den Fernseher. Das hat die ARD auch gemerkt und die Premiere des Films vorab im Internet gezeigt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, mal in einer Internetproduktion mitzuspielen.
Was hast denn Neues auf dem Programm? Was sehen wir in Zukunft von dir?
Ich werde mit Alexandra Neldel zusammen „Rosa – die Hochzeitsplanerin“ für die ARD drehen. Produziert wird der Film von Wiedemann & Berg, die gerade für eine andere Produktion den Bayerischen Fernsehpreis bekommen haben. In Planung ist außerdem der zweite Teil von „Mein Zypern“ auf n-tv. Ich freue mich darauf und auf alles, was noch kommt.
Foto: AJOURE´ Redaktion