Ian Anthony Dale ist vielleicht ein Name, der einem nicht sofort geläufig ist. Und doch
kennt ihn eigentlich jeder. Denn der US-amerikanische Schauspieler mit japanischer, englischer und französischer Abstammung, ist ein absoluter Serien-Held. Er spielte bereits in „Charmed – zauberhafte Hexen“, „Criminal Minds“, „Bones“, „Cold Case“ und diversen CSI-Serien mit. Demnächst sorgt er wieder in San Francisco als Mordkommissar Jim Koto für Recht und Ordnung, in der neuen Staffel von „Murder In The First“, die in Deutschland auf TNT zu sehen ist. Wir haben mit ihm über seinen Job als TV-Detective, die Bedeutung von Mode und vieles mehr gesprochen.
Ian, in “Murder In The First” spielst du Lieutenant Jim Koto. Gemeinsam mit deinem Team vom San Francisco Police Department bist du ständig unterwegs, um Beweisspuren sicher zu stellen, Zeugen und Verdächtige zu befragen, in der Hoffnung die Verbrecher hinter Gitter zu bringen. Wie würdest du Jim Koto beschreiben?
Wie ein schwelendes Feuer…
Nein, nur Spaß, diese Art von Serie ist es nicht.
Obwohl er das jüngste Mitglied der Mordkommission ist, ist Koto wie ein Vater für die Brut an Detectives in “Murder In The First”. Er leitet sein Team mit einer ruhigen und besonnenen Art, aber er hat auch keine Angst davor hart durchzugreifen, wenn es darauf ankommt. Koto ist extrem getrieben und macht sich selbst und seinem Umfeld wahnsinnigen Druck, sich immer auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Loyalität und Verantwortung zu übernehmen bedeuten ihm alles.
In Krimiserien bist du schon ein alter Hase. Aber wie hast du dich darauf vorbereitet, Jimi Koto zu spielen und was waren hier die größten Herausforderungen?
Wie bei jedem anderen Charakter auch, ist mir umfassende Recherche sehr wichtig. Um Jim wirklich erfassen zu können, musste ich erst verstehen, was es psychisch bedeutet für die Gerichtsbarkeit zu arbeiten. Glücklicherweise konnte ich meinen Bruder hier um Rat fragen. Er ist Kommissar bei der Mordkommission am Minneapolis Police Department und viele meiner Charaktere habe ich an ihm ausgerichtet und was er mir über den Job erzählt. Die größte Herausforderung einen Cop zu spielen, war für mich, dass ich so glaubhaft und authentisch wie möglich rüberkommen will, wie ich mit der Waffe umgehe, die Anweisungen, die ich meinem Team gebe. Mit einem Kommissar als Bruder gibt es nur wenig Raum für Fehler.
Was hat dich an diesem Script am meisten fasziniert?
Mich hat das Talent von Steven Bochco’s als Geschichtenerzähler fasziniert und wie er schwierige Themen sehr real aufzeigt. Mir gefällt, dass “Murder In The First” sich nicht vor sensiblen Themen drückt.
Was können die Fans von der nächsten Staffel erwarten?
Es ist eine ganz neue Staffel, mit neuen Verbrechen und neuen Wendungen, die den Zuschauer im Ungewissen lassen. Zu Beginn der zweiten Staffel geraten Koto und der Rest des Teams mitten in eines der schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte von San Francisco, als ein High School Bus in eine große Schießerei gerät, gefolgt von Schusswechseln mit dem San Francisco Police Department und einer wilden Verfolgungsjagd nach einem der Täter. Mysteriös wird es, nachdem plötzlich Polizisten tot aufgefunden werden – die Cops verdächtigen sich nun untereinander.
Du hast in vielen TV-Serien mitgespielt wie „Hawaii Five-O“ oder auch „Murder In The First“. Welcher deiner Rollen ist dir am ähnlichsten?
In jedem Charakter steckt auch etwas von mir. Der hoffnungslose Romantiker zeigt sich definitiv in der Liebesgeschichte zwischen Adam und Kono in Hawaii Five-O, während meine kopflastige Seite oft bei Jim Koto durchkommt. Adam ist allerdings der mysteriöseste Charakter, den ich zuletzt gespielt habe. Er ist ein bisschen gefährlich. Du weißt nie, was er im Schilde führt. Wenn ich recht darüber nachdenke, haben aber alle Charaktere die ich spiele einen mysteriösen Zug an sich.
Neben der Schauspielerei engagierst du dich stark dafür, Gelder für die Dokumentation “Bulbul: Song of the Nightingale” zu sammeln. Was motiviert dich zu diesem Engagement?
Mir ist soviel Gutes widerfahren. Ich möchte davon etwas weitergeben, indem ich denjenigen helfe, die verzweifelt versuchen Gehör zu finden. “Bulbul: Song Of The Nightingale” ist eine Dokumentation, die aufmerksam macht auf die sozialen Missstände des Banchara Stammes in Indien. Die Banchara existieren seit Jahren am Rande der indischen Gesellschaft. Da ihnen die Prostitution als einzige Möglichkeit zu überleben erscheint, verkaufen sie schon junge Mädchen in den Sexhandel. Indem wir die Geschichte der Banchara erzählen, wollen wir Aufmerksamkeit schaffen und durch Erziehung einen Wandel in der Gesellschaft, ein besseres Gesundheitssystem und vor allem andere wirtschaftliche Möglichkeiten fördern.
Du warst das erste Mal auf der London Fashion Week. Wie würdest du deinen eigenen Style beschreiben und was bedeuten dir Mode und Design?
Das war mein erstes Mal in London und ich hatete mich sehr darauf gefreut. Ich liebe Fashion und konnte es kaum erwarten, all die Designer zu treffen und die neuen Kollektionen zu bewundern. Was meinen eigenen Stil angeht, sieht man mich die meiste Zeit in Schaeffer Jeans, einem Henley-Shirt und meinen Lieblingsboots. Aber je nach Anlass, muss der Anzug her mit einem coolen Paar Sneaker, damit ist man gut gestylt, aber es macht noch Spaß. Für mich geht es bei Fashion weniger um das was man trägt, als um das Selbstvertrauen, das du dir damit überziehst.
Hast du einen Lieblingsdesigner?
In Sachen Männer-Mode gibt es nichts, dass sexier ist als ein perfekter, maßgeschneiderter Tom Ford Anzug.
Um als Lieutenant Jim Koto täglich böse Jungs zu schnappen, musst du ziemlich fit sein. Aber vermutlich bist du in deinem Job sehr beschäftigt. Was machst du also, um in Form zu bleiben?
Als Kind war ich richtig mollig. Und ich habe überhaupt keine Lust, diese Tage meiner Kindheit noch mal durchzumachen, hoffnungslos geplagt von Unsicherheit. Das ist eine Wahnsinns-Motivation. Ich bin ein totaler Outdoor-Typ, also laufe oder wandere ich zwei bis dreimal die Woche. Wenn ich auf Hawaii bin, surfe ich sooft ich Zeit finde. Es gibt kein besseres Gefühl, als nach zwei Stunden zurück zu paddeln, völlig fertig, aber voller Freude.
In der Vergangenheit hast du auch einige Kinofilme gemacht, wie z.B. „Hangover“ oder „Das beste kommt zum Schluss“. Werden wir dich noch öfter im Kino sehen? Hast du in der Richtung Pläne?
Ich freue mich sehr darauf, meine Karriere weiterzuentwickeln und bin sehr optimistisch, was die Zukunft angeht. Aber ganz ehrlich, ich bin schon glücklich damit einfach zu arbeiten. Wir haben ein neues Zeitalter in der Geschichte des Fernsehens erreicht. Niemals zuvor gab es so viele hochwertige Shows auf einmal im Fernsehen, besonders im Kabel-Fernsehen. Es werden mehr Risiken mit dramatischeren Formaten eigegangen und der Eindruck ist viel cineastischer geworden. Der Unterschied zwischen Film und Fernsehen wird kleiner. Ich freue mich sehr, Teil dieser Entwicklung zu sein.
Was für Pläne hast du neben der Schauspielerei?
Nächstes Jahr um diese Zeit würde ich gerne als Regisseur arbeiten und bin gerade dabei, die notwendigen Schritte dafür zu gehen. Ich begleite die Regisseure von “Murder In The First” und später werde ich noch einem Freund in Miami über die Schulter schauen, der Regie bei “Graceland” führt. Das ist eine tolle Art zu lernen, wie die Mechanismen im TV arbeiten. Es gibt so viele Geschichten, die ich gerne erzählen würde. Keine Ahnung, ob ich das überhaupt kann, aber trotzdem möchte ich es unbedingt versuchen.
Fotos: Benjo Arwas