Survival ist nicht die Kunst des Überlebenskampfes, sondern die des Einbringens in die Natur. Nahezu ohne Ausrüstung in der Natur zu (über-)leben, klingt erst mal ganz banal. Ein paar Fische fangen, Beeren sammeln und überall, wo man möchte, sein Geschäft erledigen. Schön wär’s!
Vorbereitung
Je nachdem, wie sehr du dich darauf vorbereitest, solltest du Wert auf folgende Punkte legen: Trage Kleidung nach dem Zwiebel-Schicht-System, damit du dich schnell an die Witterung anpassen kannst. Vermeide Kunstfaserstoffe, da diese schnell entflammbar sind, suche dir ein stabiles Messer, im Idealfall einen Schlafsack, eine Isomatte, gegebenenfalls ein Sonnensegel und eine Notration an kalorienhaltigen Snacks wie Nüsse.
1. Gefahren erkennen und mit der Umgebung vertraut machen
Schon ein Wald von vier Quadratkilometern kann jeden erfahrenen Überlebenskünstler gegen die Wand laufen lassen. Wenn du deine Basis nicht hinter dir lassen möchtest, solltest du dich nicht zu weit davon entfernen. Des Weiteren sind die größten Gefahren Hunger, Durst, Verletzungen, Hitze, Kälte und Verzweiflung. Gefährliche Tiere wie Wildschweine lassen sich nur sehr selten blicken. Sollte trotzdem mal eines mitten im Camp stehen, gilt es Ruhe zu bewahren und respektvoll mit dem Tier umzugehen. Es ist wichtig, kein unnötiges Risiko einzugehen, da keine medizinische Versorgung gewährleistet ist.
2. Nahrung finden
Nahrung ist natürlich das A und O. Die beste Möglichkeit ist es, sich in der Natur auszukennen. Es gibt hierzulande hunderte essbare Tiere und tausende essbare Pflanzen. Vor allem im Herbst fällt die Jagd und das Sammeln von Früchten und Beeren besonders leicht. Im Idealfall trägst du ein Bestimmungsbuch für Tiere und Pflanzen bei dir, da du niemals Pflanzen essen solltest, die du nicht kennst. Was du jedoch niemals vergessen darfst, ist die Gefahr von Fäkalien bzw. einer Seuche mit oder durch den Fuchs-Bandwurm. Aus diesem Grund solltest du niemals zu niedrig wachsende Pflanzen essen. Für den Anfang sind Insekten auch eine gute Nahrungsquelle.
Beispiele von essbaren Pflanzen: Spitz- und Breitwegerich, Blätter der Rotbuche, Sommer- und Winterlinde sowie die der Esche, Bachnelkenwurz, Bärlauch, Brennnessel, Brunnenkresse, Eicheln, Giersch, Holunderblüten, Kletten-Blätter, Knoblauchrauke, Löwenzahn, Minze, Hagebutten, Sauerampfer, Vogelmiere, Wilde Möhren.
Beispiele von essbaren Insekten: Ameisen, Grillen, Würmer, Mehlwürmer, Bienenlaven, Feldheuschrecken, Fliegenlaven, Heupferd, Maikäfer, Ohrwürmer, Rosenkäfer, Schwarzkäfer, Wespenlaven, Zikaden.
Insekten enthalten sehr viel Eiweiß und sollten darum auch nicht vom Speiseplan gestrichen werden. Richtige Energielieferanten sind natürlich Kleintiere wie Mäuse, Eichhörnchen, Fische, Hasen, Wachteln, Maulwürfe, Kaninchen, Mader usw. Um diese Tiere zu fangen, bedarf es selbstgebaute Fallen, von denen wir eine hier grafisch dargestellt haben. (Grafik)
3. Wasser finden und entkeimen
Noch wichtiger als etwas zu Essen zu finden ist Wasser. Es ist ein Irrglaube, dass Wasser trinkbar ist, solange es fließt. Egal ob aus Flüssen, Bächen oder Seen, unser Darm ist mit den wilden Bakterien überfordert und das Trinken würde zu Krankheit oder Dehydration führen. Wenn das Wasser nicht aus einer Quelle kommt, muss es abgekocht werden. Wasser, das möglicherweise mit Schwermetallen, Giftstoffen, Hormonen und chemischen Verunreinigungen versetzt ist, lässt sich nicht abkochen und ist immer ungenießbar.
An einem Tag verlieren wir etwa 600 ml Urin, 400 ml durch unsere Haut und 200 ml durch Atmung. Sorge dafür, dass du immer die doppelte Menge zu dir führst, da dein Körper das Wasser für eigene Säfte und die Reinigung des Bluts braucht.
4. Eine Basis bauen
Du solltest niemals deinen Schlafplatz an einem feuchten Ort aufbauen, weil Auskühlung und Mücken meist damit einhergehen. Nadelwälder eignen sich als Schutz vor dem Regen, achte aber immer auf große Äste, die bei einem möglichen Sturm auf dich runterkrachen könnten. Es bieten sich aber auch Felsvorsprünge, Ruinen oder umgestürzte Bäume zum Schutz vor dem Wetter. Laub und Zweige von Nadelbäumen können immer als Matratze dienen oder machen das Dach wasserdicht. Wie ein möglicher Unterschlupf aussehen kann, haben wir grafisch dargestellt. (Grafik)
4. Feuer machen
Feuer ist sehr wichtig zum Schutz vor Tieren, Aufbereitung von Nahrung und der eigenen psychischen Stabilität. Feuer ist auch der elementare Schlüssel, der uns von Tieren unterscheidet, deshalb ist es so wichtig, Feuer entzünden zu können. Dies kann mit einem Feuerzeug über künstlichen Feuersteinen, bis hin zu Stock und Schnur gemacht werden. Natürlich solltest du für eine befestigte und sichere Feuerstelle sorgen. Auch hierzu haben wir dir eine Grafik zu einer Methode des Feuermachens vorbereitet. (Grafik)
Um möglichst rauchfreies Feuer zu bekommen, hier ein paar Tipps:
– Benutze trockenes oder totes Holz. Ob das Holz noch feucht ist, merkst du frühzeitig, indem du das Holz an deine Lippen legst. Wenn es sich kalt anfühlt, ist es noch zu nass.
– Baue ein Pyramidenfeuer, sodass Luft immer von den Seiten oder von unten herankommen kann.
– Halte immer vorrätiges Holz bereit, damit das Feuer nicht zu klein werden oder erlöschen kann.
Pyramidenfeuer
So baust du ein in den meisten Fällen optimales Lagerfeuer:
– Kleine Äste, Zunder, Rinde und andere leicht brennbare Materialien sammelst du in der zentralen Mitte
– Drumherum baust du eine kleine Pyramide
– Um die kleine Pyramide baust du dann eine große
(Grafik)
5. Orientierung suchen
Die Orientierung zu finden ist ein sehr umfangreiches Thema. Um die Himmelsrichtungen zu bestimmen oder Entfernungen einzuschätzen gibt es viele Wege und darum haben wir auch hier wieder eine grafische Darstellung mit Erklärung.
Das Moos an Bäumen und Steinen wächst meistens an der westlichen Seite, da hierzulande häufig Regen und Wind von dort kommen. Außerdem werden freistehende Bäume oft in Richtung Osten gedrückt, sodass du anhand der Krümmung die Himmelsrichtung analysieren kannst.
Wer die Höhe eines Baumes oder einer Klippe ermitteln möchte, braucht dazu nur Daumen, ein Auge und zwei gesunde Beine. Du stellst sich 20 Meter vor das Objekt, kneifst ein Auge zu und peilst die Größe des Daumens auf die des Baumes. Als nächstes kippst du den Daumen waagerecht und merkst dir den Punkt, wo dieser endet. Dann musst du einfach den Weg vom Punkt zum Stamm mit ein Meter langen Schritten abgehen und weißt, wie hoch der Baum ist.
Mit einer Armbanduhr die Himmelsrichtung zu bestimmen ist ein cooler Trick, jedoch nicht immer zu 100 Prozent sicher. Je nach Standort kann die Position der Sonne das Ergebnis um einige Grad verfälschen, aber wenn dir eine 90 %-Versicherung reicht, dann spitz jetzt die Ohren: Du drehst deine Uhr so, dass der kleine Zeiger auf die Sonne zeigt. Dann ermittelst du die Mitte zwischen der Position des kleinen Zeigers und der zwölf auf deinem Ziffernblatt. Dieser Mittelwert zeigt dann in Richtung Süden. Wenn es bewölkt ist, versuche, einen dünnen Schatten zu werfen. In der entgegengesetzten Richtung steht dann logischerweise die Sonne.
6. Den Mut nicht verlieren
In solch einer Insolation zu leben ist in jedem Fall ein Kampf mit sich selbst. Da wir mit allem aufgewachsen sind was wir brauchen, sind wir entsprechend verwöhnt. Körper und Geist haben sich der modernen Welt angepasst und mögen in gewissen Bereichen auch sehr widerstandsfähig sein. Diese Widerstandsfähigkeit gilt aber nicht mehr gegenüber der Wildnis. Angstsituationen, sowie körperliche Schwäche liegen Seite an Seite neben dem Schlafsack und sind eine harte Probe.
Wie du damit umgehst, ist alles Kopfsache. Manch einer kann damit von Natur aus gut umgehen und ein anderer braucht ein mentales Training, um einen stabilen Geisteszustand herstellen zu können. Ein nicht zu unterschätzender Umstand, mit dem sich jeder Mensch vertraut machen sollte.
Fotos: Lorado / Getty Images; Ajouré Redaktion