Frauen lieben sie, Männer ebenso. Die Damen als Fashion-Statement, Figurschmeichler und feminines Utensil, die Männer als Libido steigerndes Objekt. Was aber ist dran am Mythos High Heel und ist es wahr, dass die Höhe des Absatzes mit der Wirtschaft zusammenhängt? Doriangrey hat sich auf eine Reise in die Welt der hohen Hacken begeben. High Heels sind eben doch mehr als einfach nur Schuhe.
Nur ein Blick auf High Heels reicht schon aus, um Frauenherzen rund um den Globus in Exstase zu versetzen. Und Frauen, die sich in Schuhen mit schwindelerregenden Absätzen fortbewegen, ziehen die Blicke auf sich. Besonders natürlich die der Männerwelt. Sie sind einfach sexy. Sie sind ein Fashion-Statement. Sie sind verrucht und elegant, sie sind dirty und business-like zugleich. High Heels lassen die Fantasie spielen, entführen genauso in gedankliche Abgründe wie in Barbie-Welten. Sie machen Frauen zu Damen – und manchmal auch zu Dominas. Eines ist aber immer so: High Heels machen größer, zaubern eine schönere Silhouette, sie verlängern das Bein, heben den Po an, betonen die Brust, sie verleihen Frauen einen feminineren Gang. Sie katapultieren in grazilere Welten. Es ist wie eine Transformation. Wie purer Sex. Das hat schon Carrie Bradshaw bewiesen. Und: Sie verwandeln selbst das schlichteste Outfit in einen Hingucker. Hoch, höher, High Heels. Aber warum quälen Ladies sich und ihre Füße absichtlich in solchen Schuh-Hochhäusern ab zehn Zentimetern und nehmen Schmerzen, Blasen und auch mal viel Schlimmeres in Kauf? Eine logische Erklärung gibt es dafür wohl nicht. Es ist einfach Liebe, auch wenn sie manchmal in eine Hassliebe umschlägt. Wolkenkratzerschuhe müssen nicht bequem sein, um vergöttert zu werden, sondern einfach nur schön. Im Schnitt trägt jede Dame ganze 51 Jahre lang Schuhe mit Absatz. Mal mehr, mal weniger hoch. Und in dieser Zeitspanne hat sicherlich jede Frau schon einmal ihren ganz eigenen High Heel-Albtraum erlebt. Ich auch. Erst vor einem halben Jahr zog ich mir einen Bänderriss zu, als ich auf High Heels ganz galant eine Steintreppe auf Malta hinunterstolperte. Autsch. Trotzdem können mich diese wunderschönen bohemen Kunstobjekte nicht abschrecken. Die Liebe ist ungebrochen. Und obwohl ich weiß, dass Gesundheitspäpste den Zeigefinger heben und vor den Heimtücken dieser Schuhmode warnen, kann ich nicht von ihnen lassen. Ich werde magisch von hohen Hacken angezogen. Da bin ich wie jede Frau. Je höher, desto besser. Es ist wie eine Sucht, wie eine Leidenschaft, die glücklich macht.
Sexuelle Unterwerfung?
Schuhmode mit überdimensionalen Hacken gab es schon im 15. Jahrhundert. Damals hießen sie Chopine, hatten einen zehn Zentimeter hohen Plateauabsatz und waren vor allem in Italien und Spanien in Mode. Extremformen kamen gegen Ende des 15. Jahrhunderts vor allem in Venedig auf: Dort waren die sich nach unten verbreiternden Sohlen zwischen 25 und 74 Zentimeter hoch. Zur Fortbewegung musste deshalb auf Bedienstete zurückgegriffen werden. Solche Chopine-Modelle sind gerade jetzt wieder tierisch up-to-date. Sind wir Frauen also nur bereitwilliges Opfer der Schuh-Evolution? Alice Schwarzer ist da anderer Meinung. Sie macht keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen High Heels und gegen das damit verbundene Über-Frau-sein. Einige Feministinnen sagen gar, dass High Heels Zeichen sexueller Unterwerfung seien. Aber ist es nicht eher so, dass sich Männer bereitwilliger Frauen unterwerfen, die auf hohen Hacken durchs Leben laufen? Für Männer sind High Heels oft Inbegriff erotischer Fantasien. Daneben ist es das anmutige Laufen auf High Heels, was Männerherzen zum Rasen bringt. Durch das richtige Aufsetzen des Fußes wird der Schwung der Hüfte potenziert. Rrrrrrrrrrr. Welcher Mann hat noch nicht davon geträumt, dass die Partnerin ihre High Heels auch beim Sex anlässt? Ob nur für eine Nacht oder für immer – glasklar ist die Anziehung, die diese Schuhe auf die Kerle dieser Welt ausüben. Kein Wunder also, dass es auch High Heel-Fetische gibt und dass gerade Dominas auf Mörder-Sohlen ihren Beruf ausüben. Stellt euch mal vor, eine Domina würde Sneakers oder Gesundheitslatschen tragen! Ein No-Go. Sind High Heels also in gewisser Hinsicht auch dominant? Ich sage ja. Denn wir Damen sind uns natürlich der Wirkung von High Heels bewusst. Und das alleine ist ja auch schon eine Form der Dominanz.
Je schlechter die Wirtschaft, je höher der Heel?
High Heels sind aber, da sind sich amerikanische Wirtschaftswissenschaftler sicher, auch ein Zeichen für die wirtschaftliche Situation Amerikas. Je höher der Absatz, je schlechter der Absatzmarkt. Das zumindest soll der sogenannte High-Heel-Index besagen. Denn immer dann, wenn eine Krise im öffentlichen Leben winkt, zielen die US-amerikanischen Damen angeblich auf höhere Sohlen und generell auf ein extravaganteres Styling, um der Realität zu entfliehen. Ein paar Beispiele: In der Zeit der Weltwirtschaftskrise (1920er Jahre) wurden die flachen Schuhe von High Heels verdrängt. Genau das gleiche Phänomen gab es zur Ölkrise in den 1970er Jahren. Ein ähnliches Phänomen sollte der Lipstick-Index beweisen, der besagte, dass Frauen in Zeiten von Wirtschaftskrisen mehr Geld für Luxusgüter wie Lippenstift ausgeben. Aber ist das wirklich so? Wir Frauen sagen: Wir lieben High Heels. Immer. Und Lippenstift auch. Wirtschaftskrise hin oder her. Und das ist gut so.
Crime, Heels & much more
Wer schon einmal zehn oder mehr Zentimeter hohe Hacken in der Hand gehalten hat, der weiß: Diese Schuhe sind für mehr gemacht, als sie nur am Fuß zu tragen. Hier unsere Top Five:
- Champagner aus High Heels Schlürfen: Dekadent und erotisch.
- Als dekorativen Handy- oder Stifte-Halter: Pure Eleganz
- Als Mordwaffe im Krimi: Wir warten auf den ersten Tatort, der einen Mord mit High Heel aufdeckt. Schön, boheme und schaurig zugleich.
- Als Vertikutierer im heimischen Garten einsetzen: Wie beim Polospiel, wenn die Damen nach dem Match mit ihren High Heels übers Feld stolzieren
- Zur Massage: Der Rücken wird es danken, die Libido ebenso. Natürlich nicht mit High Heels am Fuß.
Foto: Louboutin PR