Können wir überhaupt ein Leben ohne Auto führen? Das Auto ist aus unseren Städten und Dörfern und damit aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Es ist eben praktisch.
Die Nützlichkeit von Autos
Die Freiheit, jederzeit überall hinfahren zu können, verspricht nur das eigene Auto. Man kann Familie und Freunde sowie sämtliches Gepäck mitnehmen. Dazu ist es bequem, perfekt klimatisiert und aus dem Lautsprecher kommt deine Lieblingsmusik. Außerdem sieht es meist schick aus, klingt gut und es verschafft das richtige Prestige, sofern man darauf Wert legt.
Bei Regen bleibt man trocken, das Getränk ist im Getränkehalter immer dabei und wenn es kalt ist, dreht man einfach die Heizung höher.
Doch in letzter Zeit hört man immer öfter, dass sich Menschen ein Leben ohne Auto vorstellen können oder gar keins besitzen. Da fragt man sich doch unweigerlich, warum das denn?
Autos sind nicht nur nützlich
Die meiste Zeit verstopfen unsere Fahrzeuge Straßen, stellen Gehwege zu oder blockieren Radspuren. Es fehlt einfach der Platz, und das nicht nur in dicht besiedelten Regionen.
Aber mein Auto doch nicht, wirst du jetzt sagen. Schließlich steht das auf meinem eigenen Parkplatz oder in der Garage. Wenn du dir aber überlegst, dass in Großstädten der Quadratmeter Land mittlerweile ein paar Tausend Euro kostet, dann kannst du dir vorstellen, welch wertvollen Platz das Auto belegt. Insbesondere, wenn es nutzlos herumsteht. Was statistisch leider die meiste Zeit des Tages ist.
Nun haben deine Nachbarn ebenfalls Autos, die die meiste Zeit herumstehen. Wie viele Sportplätze, Schwimmbäder, Turnhallen, Parks oder Kinos hätten diesen Platz sinnvoller füllen können?
Die Gründe für ein Leben ohne Auto
Ja, Autos nehmen uns den Platz weg, aber wenn du deswegen auf dein Auto verzichtest, bringt das ja auch nicht viel, oder? Stimmt. Es gibt jedoch noch andere Gründe für ein Leben ohne Auto.
Hier die wichtigsten im Überblick:
Die Umwelt
Das geht dich nichts an, weil du ein Elektroauto hast? Gut, dann gibt es wenigstens keine Abgase in deiner unmittelbaren Umgebung. Aber hast du dich mal gefragt, warum 80 kg Mensch durch über zwei Tonnen Maschine bewegt werden müssen? Der Energieaufwand, um das Dreißigfache deines eigenen Körpergewichts zu bewegen, ist enorm hoch, ob Elektro oder nicht.
Ein E-Bike wiegt hingegen nur etwa 25 kg und bewegt dich auch elektrisch.
Die Schnelligkeit
Dein Auto fährt 250 km/h? Super! Aber wann und wo? Früh um drei Uhr auf einer leeren Autobahn? Nicht gerade der typische Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Meist stehen die dicken Blechkisten in vollen Städten im Stau und die Fahrer schauen den flinken Radlern nach, die auf ihren Radwegen an ihnen vorbeisausen. Außerdem können Radler oder Fußgänger einfach quer durch den Park fahren, Autos stecken dagegen auf der Umgehungstraße wegen einer Dauer-Baustelle im Stau.
Am Ziel angekommen lauert schon das nächste Problem: der Parkplatz. Nicht nur in Großstädten ist das mittlerweile ein Problem und die Parkplatzsuche wird zur Belastungsprobe. Meist muss man dann auch noch dafür zahlen. Die Fortbewegung in der Großstadt mit dem Auto hält also versteckte Kosten parat. Was uns gleich zum nächsten Punkt bringt.
Die Kosten
Die zwei Tonnen bewegen sich nicht von selbst. Treibstoff muss her. Und der kostet jährlich mehr. Dazu Steuern und Versicherung, Wartung, Ölwechsel und so weiter.
Die Fahrzeugkosten sind für die meisten Menschen der höchste Kostenblock nach dem Wohnen. An dieser Stelle lassen sich demzufolge am leichtesten ein paar Euros einsparen.
Vergleiche mal die Kosten für ein Fahrrad oder ein Monatsabo der öffentlichen Verkehrsmittel damit.
Die Gesundheit
Im Auto sitzen heißt eben Sitzen. Ein Leben ohne Auto würde dir also die Chance geben, aus dem ungesunden Sitz-Dreiklang aus Bürostuhl, Autosessel und Sofa auszubrechen. Laufen oder Radfahren macht eben fitter.
Entspannung und Sicherheit
Autofahren heißt auch ständige Konzentration. In der Bahn ist dagegen Entspannung angesagt. Ob beim Handyspielen oder einem guten Buch. Auch ist die Unfallgefahr im Auto statistisch erheblich höher als bei anderen Verkehrsmitteln.
Wie soll das funktionieren, ein Leben ohne Auto?
Klar, wenn du am Ende der Welt wohnst, dann wird es schwierig. Insbesondere, wenn öffentliche Verkehrsmittel oder Radwege Mangelware sind.
Die meisten Menschen können allerdings problemlos ein Leben ohne Auto führen. Sie glauben es nur nicht, weil sie es noch nie ernsthaft probiert haben.
Welche Gründe es für ein Leben ohne Auto gibt, haben wir ja schon aufgezeigt. Aber welche Alternativen zum eigenen Fahrzeug kommen in Frage?
Dafür ist erstmal eine Analyse deiner Wege nötig, die du im Allgemeinen zurücklegst. Daraus ergibt sich dann automatisch die Alternative.
Der Arbeitsweg
Brauchst du dein Auto nur für den Arbeitsweg? Dann prüfe, ob du nicht auch mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn die Strecke absolvieren kannst. Zu weit? Versuche es mit einem E-Bike. Manche Arbeitgeber fördern das sogar.
Der Einkauf
Aber zum Einkaufen musst du auch zwangsläufig? Klar, mit zwei Kisten Sprudel und drei vollen Einkaufstaschen ist es im Bus nicht unbedingt bequem.
Deswegen muss nun auch nicht gleich ein Cargo-Bike her. Aber in die Seitentaschen eines E-Bikes, in einen Rucksack und auf den Gepäckträger passt weitaus mehr, als du vielleicht glaubst.
Gut, du wirst nicht mehr den ganzen Wocheneinkauf mit einem Mal erledigen können. Aber wenn du das auf zwei bis drei Einkäufe aufteilst, wirst du sehen, dass es gar nicht so schwer ist.
Und denk daran: Mit dem Fahrrad hast du immer einen sicheren Parkplatz direkt am Eingang des Supermarkts.
Der Urlaub
Du meinst, dass du ein riesiges Auto benötigst, weil du genau ein einziges Mal im Jahr für drei Wochen damit in den Urlaub fährst? Aber warum fährst du dann die restlichen 50 Wochen im Jahr mit einem viel zu großen und viel zu teuren Auto rum? Warum mietest du dir nicht einfach ein Auto für die Fahrt in den Urlaub? Ein Mietwagen hat auch den Vorteil, dass er fast neu ist und die Pannenanfälligkeit daher äußerst gering ausfällt.
Oder versuche es mal alternativ mit Carsharing. Da steht dir jederzeit ein Fahrzeug zur Verfügung, nicht nur im Urlaub.
Was uns daran hindert, auf ein Leben ohne Auto zu führen
Das Wetter
Wenn es stürmt und schneit, dann jagt man keinen Hund vor die Tür. Dann verschiebe den Einkauf doch einfach. Morgen ist auch noch ein Tag. Davon geht die Welt nicht unter.
Und wenn es nur ein bisschen regnet? Dann kauf dir ein paar schicke Regensachen. Du wirst feststellen, dass du nicht aus Zucker bist und man es auch mit ein paar Tropfen problemlos draußen aushalten kann.
Zur Not kannst du auf Bus und Bahn ausweichen, wenn dir das Wetter fürs Radfahren mal wirklich zu unangenehm ist.
Die Freiheit
Soll die ewige Parkplatzsuche und das Stehen im Stau wirklich Freiheit sein oder wird uns das nur eingeredet? Bist du nicht viel freier, wenn du weißt, dass du dort, wo du hinwillst, dein Fahrrad problemlos abstellen kannst? Und dass du nicht nur Straßen, sondern auch Rad-, Wald- und Feldwege nutzen kannst?
Ist eingezwängt und angegurtet stillzusitzen wirklich freier, als sich frei auf dem Rad oder zu Fuß zu bewegen? Oder in der Bahn gemütlich zum Speisewagen zu schlendern? Da kann man übrigens entspannt im Stehen ein Bier trinken, sich unterhalten, lesen oder einfach nur so vor sich hinträumen. Versuche das bitte nicht im Auto!
Und gleichzeitig musst du dir keine Gedanken über Spritpreise, Inspektionen, Reparaturen, oder Blitzer machen.
Der ÖPNV ist viel zu kompliziert und außerdem zu teuer!
Ja, früher musste man dicke Fahrpläne wälzen, wenn man von A nach B wollte. Heute gibt es aber unzählige Apps, die dir nicht nur die Verbindung anzeigen, sondern mit denen du auch direkt das Ticket kaufen kannst.
Wenn du öfter fährst, erkundige dich doch mal nach Monats- oder Jahrestickets. Auch viele Firmen zahlen etwas dazu.
Vergleiche mal die teuerste Jahreskarte mit den Gesamtkosten deines Autos. Du wirst überrascht sein.
Aber die Kinder müssen transportiert werden!
Ob Kinder im Auto, wo sie stundenlang eingezwängt sitzen müssen, wirklich mehr Spaß haben als in der Bahn, wo sie auch mal aufstehen können während der Fahrt?
Spannender sind Bus und Bahn auf jeden Fall. Bei Bewegung an frischer Luft bleiben die Kinder gesünder und quengeln abends auch weniger.
Das Leben ohne Auto: Versuche es mit kleinen Schritten
Du musst nicht gleich dein Auto verkaufen. Aber versuche doch mal, es hin und wieder einfach mal stehen zu lassen und stattdessen zu laufen oder das Rad zu nehmen. Vielleicht kommst du auf den Geschmack und nimmst dir vor, einen vollen Monat ohne Auto auszukommen.
Probiere es mal aus. Danach bist du klüger. Ob du im Endeffekt wirklich auf ein eigenes Auto verzichten willst, das kannst du dann immer noch entscheiden. Schau dir einfach an, wieviel Geld du gespart hast, wieviel Spaß du hattest und wie fit du geworden bist.
Du musst letztendlich entscheiden, ob dir dein Auto das wirklich wert ist.
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