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42-Stunden-Woche und ihre Alternativen für dein Business

Kaum ein Thema ist in Deutschland so kontrovers diskutiert wie die Frage nach Lösungsansätzen für die Rentenproblematik. Aufgrund von großem Arbeitskräftemangel und der Tatsache, dass die Generation, die dem Babyboom entstammt, recht bald ihre Rente antritt, resultiert daraus eine immer größer werdende Lücke in der Finanzierung der gesamten Rentner. Die Lösung für manche: Die 42-Stunden-Woche. Wir zeigen dir alle Alternativen zum kontroversen Arbeitsmodell.

In Deutschland kommt neben dem Renteneintrittsalter mit 70 auch immer wieder die 42-Stunden-Woche als Lösungsansatz zur Sprache, natürlich mit Bezahlung dieser Stunden. Stimmen nach Umsetzung der 42-Stunden-Woche kommen auch vermehrt aus höheren Kreisen, wie vor kurzem vom Industriepräsident Siegfried Russwurm. Doch wie sah die Situation in der Vergangenheit in Deutschland aus und wie sieht die aktuelle Situation im Rest von Europa aus?

Blick auf Deutschland in den letzten Jahren

Natürlich und auch zum Glück sind wir aus der Phase raus, in der eine 55 Stunden Woche wie in der Nachkriegszeit üblich war und auch die 45 Stunden Woche der 50er Jahre ist heute eher die Ausnahme. In der Regel arbeiten in Deutschland die allermeisten 40 Stunden pro Woche, verteilt auf fünf Tage mit jeweils acht Stunden Arbeitszeit, 48 Stunden pro Woche dürfen nicht überschritten werden.

Die Idee mit der 42 Stunden Wochen kam sogar schon in den 2000er Jahren auf. So wurde beispielsweise 2004 in Bayern vom damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die 42-Stunden-Woche für Beamte vereinbart. Diese Entscheidung traf allerdings auf heftige Proteste, sodass dieser Beschluss wieder gekippt wurde. Auch der Vorschlag vom Land NRW, eine 44 Stunden Woche für Beamte auf freiwilliger Basis einzuführen, konnte sich nicht etablieren.

Blick nach Europa

42-Stunden-Woche

In Europa arbeiten alle Arbeiter in Vollzeit in der Regel rund 40 Stunden pro Woche, der genaue Wert liegt bei 40,7 Stunden. Allerdings variiert der Wert je nach Land. So arbeiten die Menschen in Griechenland im Schnitt 43,8 Stunden pro Woche, während die Menschen in Dänemark lediglich 38,4 Wochenstunden arbeiten. Die einzelnen Länder zeichnen sich aber auch durch unterschiedliche Modelle hinsichtlich der Arbeit aus.

Spanien

Im südeuropäischen Spanien sind die Regelungen ganz ähnlich zu denen in Deutschland. Grundsätzlich ist eine 40-Stunden-Woche die Regel. Durch Tarifverträge darf die Arbeitszeit pro Woche aber auch weniger als 40 Stunden lang sein. Genau wie in Deutschland darf aber auch nicht länger als 48 Stunden in der Woche gearbeitet werden.



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Österreich

Österreich hat zwar ähnliche Regelungen wie Deutschland hinsichtlich der Arbeitszeit. Allerdings sehen viele Tarifverträge schon vor, dass eine 38,5 Stunden Woche gestattet ist. Österreich gestattet zudem, dass an einem Tag neun Stunden gearbeitet wird, wenn dafür eine Verlängerung des Wochenendes erfolgt. Der sogenannte „kurze Freitag“ ist bei solch einem Fall dann üblich.

Frankreich

In Frankreich ist eine 35 Stunden Woche für alle Arbeitnehmer der Regelfall. Ausnahmen bestehen nur bei Berufen, bei denen eine besonders hohe Anzahl an Arbeitsstunden erforderlich ist. Dies können zum Beispiel Führungskräfte oder auch Außendienstmitarbeiter sein. In solchen Fällen ist eine individuelle Pauschale für die Stundenzahl, die wöchentlich und monatlich anfallen, im Arbeitsvertrag festgelegt.



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Belgien

Der deutsche Nachbar hat als Arbeitsmodell die vier Tage Woche eingeführt. Die Mitarbeiter müssen aber auf eine Stundenzahl von 38,5 kommen. Das bedeutet, dass die Arbeitszeit pro Tag auf 9,5 Stunden ausgeweitet werden muss, um das Arbeitspensum zu erreichen.

Island

Island geht sogar noch einen Schritt weiter und hat eine Vier-Tage-Woche eingeführt, bei der die Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche auf 35 oder 36 Stunden gesenkt wird. Das Gehalt für die Arbeitnehmer bleibt aber gleich.

Großbritannien

In Großbritannien wurde ähnlich wie in Island im Rahmen eines Pilotprojektes eine Vier-Tage-Woche eingeführt. Ungefähr 70 Unternehmen beteiligen sich an diesem Projekt, bei dem der Freitag als freier Tag eingeführt werden soll. Die Philosophie des Projekts sagt aus, dass die Mitarbeiter für 80 Prozent der Arbeit trotzdem ihren standardmäßigen Lohn erhalten und diese sich im Gegenzug aber verpflichten 100 Prozent produktiv zu sein.



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Schweden

Schweden ist in Sachen Arbeitsmodellen sehr experimentierfreudig. Im Durchschnitt wird zwar noch 40 Stunden in der Woche gearbeitet. Aber Städte wie Stockholm oder Göteborg testen gerade die sechs Stunden am Tag Woche, sprich in manchen Bereichen wird die Arbeitszeit um 2 Stunden pro Tag gekürzt.

Auf der anderen Seite wird in Schweden oftmals auch schon eine Stunde mehr gearbeitet als in Deutschland.

Schweiz

In der bergigen Schweiz ist die 42-Stunden-Woche bereits gang und gäbe.

Work-Life-Balance

42-Stunden-Woche

Kritiker sowie Experten sehen die 42-Stunden-Woche problematisch. Durch ein erhöhtes Arbeitspensum bleibt noch weniger Zeit für Aktivitäten, die sich nicht mit der Arbeit befassen. Die Ausübung eines Hobbys wird immer schwerer und auch für die Familie wird nahezu kein Platz mehr vorhanden sein. Das Verhältnis zwischen Leben und Beruf würde so aus dem Gleichgewicht geraten.

Des Weiteren geht die momentane Tendenz auch eher in die Richtung, dass die Menschen lieber eine kürzere Arbeitswoche haben wollen. In Zeiten, in denen psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen immer häufiger werden und auch das Stresslevel der meisten Menschen schon auf einem sehr hohen Niveau liegt, ist eine 42-Stunden-Woche aus medizinischer Sicht ebenfalls negativ einzuordnen.

Fazit

Fakt ist, dass nach wie vor in Deutschland ein Problem hinsichtlich der Finanzierung der zukünftigen Renten besteht, welches man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Eine gesetzliche Einführung einer 42-Stunden-Woche würde diese Problematik zwar bekämpfen, aber die Kehrseite der Medaille wären die Probleme, die sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden mit dem Hintergrund der Work-Life-Balance ergeben würden.

Die beste Lösung für das Problem wäre wohl, wenn die Unternehmen flexiblere Arbeitsmodelle gestatten und anbieten. So kann man die Arbeitszeit pro Woche vielleicht auf 42 Stunden ausweiten, aber den Arbeitnehmer selbst entschieden lassen, wie er sich diese Stunden aufteilt. Es sollte gestattet sein, dass man an vier Tagen arbeitet und sich den fünften Tag freinimmt oder auch das Prinzip des „frühen Freitags“ sollte angeboten werden. In Zeiten der Digitalisierung sollte zudem so viel Arbeit wie möglich im Homeoffice erfolgen können. Für Mitarbeiter ist die frei eingeteilte Arbeit von zu Hause oder einer anderen angenehmen Umgebung wesentlich entspannender als ein acht oder neun Stunden Tag am Schreibtisch im Büro.

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Ajouré MEN Redaktion
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