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Mic Donet – Deutschlands Soulstimme auf Tour

Musik ist sein Leben und seine Stimme ummantelt seine Lieder mit einer riesigen Portion Soul. Der sympathische Deutsche, der den Eindruck macht, er hätte Wurzeln überall auf der Welt, kann nicht nur im Studio glänzen, sondern klingt auch live einmalig. Bereits 2004 erschien sein erstes Album und bereits sein zweites, Plenty Of Love, war ein riesiger Erfolg. Jetzt, im Jahre 2018, schwenkt er zurück auf deutsche Texte und zeigt, wie viel Gefühl in Songs gepackt werden kann und wie wichtig ein dazu passender Beat ist. Die ersten beiden Singles sind bereits draußen. Ob und wann ein Album erscheint, wie seine aktuelle Tour läuft und auf was sich seine Fans bereits jetzt freuen können, erfährst du hier.
 

Du bist seit einer Woche auf deiner Akustik-Tour „Auf Anfang“. Wie fühlt sich das an, wieder live aufzutreten?

Super geil und es wird sehr gut aufgenommen. Die Leute feiern es, dass ich wieder auf Deutsch singe und viele sagen, dass es das Authentischste ist, was sie je von mir gehört haben. Es klingt sehr echt und sie haben das Gefühl, dass ich angekommen bin. Also eine ganz positive Resonanz.

Du hast bereits zwei Singles rausgebracht, darfst du uns über das kommende Album schon ein wenig erzählen?

Im Moment denke ich noch gar nicht über ein Album nach, ich verfolge vielmehr einen neuen Weg, den im Moment viele zu gehen scheinen. Dass man eben keine Alben mehr macht, sondern nur noch einzelne Singles herausbringt und dann irgendwann ein zusammengefasstes Album veröffentlicht. So in der Art habe ich das auch vor zu machen. Die Idee ist, dass ich noch zwei Singles herausbringe, bis Mai eine EP mache und dann Ende des nächsten Jahres ein Album raushaue. Die Songs sind eigentlich alle schon da, ich habe 25 Songs fertiggeschrieben, teilweise auch schon produziert. Aber für mich ist das gerade ein gutes Experiment, da ich die Songs ja schon live in einer sehr reduzierten Form spiele. Es sind also wirklich die nackten Songs, die ich dem Publikum präsentiere, da kann man dann schon viel für die endgültige Produktion mitnehmen und nochmal checken, wie reagieren die Leute und was kann man noch verbessern.

Du hältst es also ähnlich wie zum Beispiel ein Comedien, der seine Witze auf offener Bühne vorab präsentiert und danach entscheidet, ob sie ins finale Programm kommen oder eben nicht?

Ja genau, mir als Musiker geht so, dass ich viele Songs schreibe und dabei immer wieder feststelle, dass es Songs gibt, die ich wirklich verkörpere und wiederum andere, bei denen ich merke, ok, die habe ich zwar geschrieben, weil ich es kann, aber das bin nicht unbedingt ich.

Muss denn ein Song immer du sein? Ist es das, was du verkörpern willst oder kann es auch mal ein Song für die breite Masse sein?

Klar kann der Song auch mal für die breite Masse sein. Aber es ist wie mit einem guten Kleidungsstil. Wenn du einen guten Stil für dich gefunden hast, der deine Persönlichkeit unterstreicht, dann siehst du angezogen aus. In der Musik ist es ähnlich, du kannst dir alles anziehen, aber es sieht halt nicht alles geil aus.

Bei mir ist es so, dass ich ein vielseitiger Artist bin, der theoretisch alles anbieten kann, aber das hat eben nicht alles Kraft. Und vor Publikum merkst du ganz schnell, was Kraft hat und was nicht. Das ist auch ganz unabhängig davon, ob es jetzt kommerziell, poppig oder sonst irgendwas ist, sondern einfach nur räsoniert mit deiner Persönlichkeit.

Du hast in den letzter Zeit viel Zeit mit Samy Deluxe in seinem Hamburger Studio verbracht. Gab es da einen neuen Wind für dich, der dich inspiriert hat? Hat sich dabei irgendwas verändert, da du sagst: Jetzt ist es authentisch!

Ja, das war natürlich ein langer Prozess, der auch schon lange vor Samy losging. Zum Beispiel hatte ich gemerkt, dass ich mit Englisch in einer Sackgasse gelandet bin, in der es für mich nicht mehr weiterzugehen schien. Es lag auch daran, dass man sich natürlich mit der englischen Sprache auch ein Stück weit von seinem Publikum hier in Deutschland distanziert. Die Leute empfinden das automatisch als nicht so authentisch. Wenn sie wissen, dass du einer von ihnen bist, dann bekommst du das auch in irgendeiner Form zu spüren. Man merkt einfach, sobald die Texte deutsch sind, geht auf einmal so eine dritte Dimension auf, das Publikum ist nochmal ganz anders bei mir.

Und um das herauszufinden, hatte ich mir erstmal eine Auszeit genommen. Ich war auf Weltreise, in der ich alleine unterwegs war und habe wirklich fast über ein Jahr keine Note Musik geschrieben und mich erstmal komplett von der Musik distanziert. Ich wollte einfach mal wissen, was ich eigentlich noch bin, außer der Musiker und der Sänger. Und da kam auch die Entscheidung, ich gehe zurück auf Deutsch.

So kam dann auch der Kontakt zu Samy wieder zustande und ich habe ihn gefragt, ob wir nicht was zusammen machen wollen. Ich bin dann nach Hamburg und wir haben einfach mal angefangen zu schrauben. Das war insofern eine inspirierende Kiste, weil dieser Mann einfach sehr befreiend für mich war, in der Form, dass er einfach so ein rebellischer Geist ist, der wirklich komplett darauf scheißt, was die Leute denken. Genau das war für mich immer wieder das Problem, dass ich über die Jahre angefangen habe darüber nachzudenken, was denn die Leute denken, wenn ich irgendetwas mache. Und das ist Gift, das sich irgendwann so einschleicht und man an Grenzen stößt, die einem die Industrie so vorgibt. Dann fängt man an, sich so zu beschneiden und sich kleiner zu machen als man ist, weil man denkt, man kann so besser funktionieren. Samy hat mir gezeigt, dass das totaler Bullshit ist und man sich davon völlig befreien und einfach machen muss, was man liebt und woran man Spaß hat. Ich habe bei ihm gesehen, dass das geht und das auch genau der Grund ist, warum so ein Samy Deluxe so erfolgreich ist, weil er genauso immer schon war. Und ich habe mich daran erinnert, dass ich auch mal so war, nur habe ich es ein bisschen verloren. Er hat mich darin bestärkt, dass das der Weg ist, auf den ich wieder zurückkehren muss, zu dem, was ich fühle. Ich will zwar nicht sagen, dass ich am Ende dieses Prozesses angekommen bin, aber ich bin mittendrin.

Mic Donet Interview

Lässt du dich nicht auch ein wenig beschneiden, wenn du wie viele andere kein klassisches Album bringst, sondern Song für Song, dann eine EP und danach vielleicht ein Album aus den besten Tracks? Oder ist das ein Teil des neuen Plans?

Nein, das gehört ganz klar zum Plan, den ich richtig geil finde. Er ist zwar neu für mich, aber was mich in der Vergangenheit gestört hat, ist, dass man immer so ewig warten musste, bis man endlich das Album fertig hat und endlich wieder rausgehen konnte. Und diese neue Art und Weise ermöglicht uns Künstlern genau das zu machen, was wir immer schon machen wollten. Das heißt, ein Song entsteht – er ist gerade heiß und ich fühle ihn und dann hau ich ihn raus. Auf diesem Weg bleibst du immer präsent und du musst nicht irgendwie die Zeit überbrücken, bis du wieder ein komplettes Album gemacht hast. Da geht ja immer wahnsinnig Zeit ins Land, gerade, wenn du ein Künstler bist, der sich unglaublich viel Mühe gibt und was Geiles machen will. Das ist jetzt vorbei, die Zeiten sind viel zu schnell für sowas, die Zeit hast du eigentlich gar nicht mehr. Auf diese Art kann man aber trotzdem Qualität liefern und kann sich präsent halten, indem man einzelne Songs releast. Das bringt dann wieder Auftritte mit sich und so kann man sich in der Zwischenzeit über Wasser halten und sich langsam aufbauen. Ich finde den Weg sehr geil!

Jetzt läuft es dir ja aktuell in die Karten, dass überall deutsche Musik bzw. deutscher Hip-Hop zu hören ist. Da du selbst ja aus der Szene kommst, dürfen wir in Zukunft etwas in Richtung deutscher Hip-Hop von dir erwarten?

Ja, ich habe mit Samy Hip-Hop-Vibes und elektronische Elemente ausprobiert und das ist ziemlich geil geworden, was wir da gemacht haben. Aber nicht Hip-Hop im Sinne von F***-Deine Mutter-Rap wie er heute populär ist. In dieser Welt sehe ich mich nicht. Klar, ich komme aus dem Hip-Hop und ich bringe meine Bboy-Wurzeln wieder zurück in meine Musik. Es wird eine Mischung aus Hip-Hop-Elementen, aber auch dem klassischen Soul, dem bleibe ich schon treu. Ich nenne es einfach Urban Soul / Swag Pop. Aber was auf jeden Fall etwas anders ist als meine englischen Sachen, ist die Art und Weise wie ich schreibe. Ich gehe wieder zurück, wie ich damals geschrieben habe, als ich mein erstes Album releast habe.

Wie können wir uns das genau vorstellen? Worin liegt der Unterschied?

Englisch ist natürlich etwas anderes, im Englischen musst du dir nicht so viel Gedanken über die Wortwahl machen. Alleine schon durch den Sound, im Deutschen musst du nach drei verschiedenen Synonymen schauen, für das Wort, das du eigentlich sagen willst, weil du ein Wort brauchst, das geil klingt, wenn du singst. Und dann hast du das Problem, wenn du eine Sprache benutzt, die zu einfach ist, die zu romantisch ist, dann landest du schnell im Schlager. Es gibt zwei verschiedene Schreibstile in der deutschen Pop-Szene, abgesehen vom Schlager. Der Schlager verwendet die einfachste und direkteste Sprache, dann hast du die Pop-Schiene, die auf Metaphorik und Bildersprache geht. Da wird nicht gesagt „ich liebe dich“, sondern „du bist der Wind in meinem Haar“ (lacht).

Dann gibt es noch die Rap-Art zu schreiben, also mit Doppel- und Tripple-Reimen und verschachtelten Wortspielen und so. Das ist die Schiene, aus der ich komme, auch damals, als ich noch deutsch geschrieben habe. Ich habe immer geschrieben wie ein Rapper.

Meine Lyrics sind eigentlich Rap-Flows, die ich einfach nur versinge. Das gefällt mir sehr gut und darauf bin ich wieder zurückgegangen, mit einer Mischung aus diesen beiden Schreibstilen. Also die Rap-Flows und wenn es Richtung Refrain geht, wechsle ich gerne in eine leichtere, direktere Sprache, bei der man nicht überlegen muss, wie das gemeint ist. So habe ich für mich eine ganz gute Formel entdeckt, die funktioniert.

Interview mit Mic Donet

Gehen deine neuen Lieder von den Texten her eher in die Richtung von „Plenty of Love“, „Rise and Shine“ oder in eine ganz neue?

Ganz anders. Eher die Richtung „Stille Wasser“, also wie meine allererste Scheibe. Der Ansatz ist schon eher Hip-Hop, viel einfacher, programmierte Beats, keine tausend Instrumente, sondern viel reduzierter und auch mal mit Samples und Loops. Vor allem benutze ich auch mal meine tiefe Tonlage, da ich gemerkt habe, dass dann mehr der Erzähler durchkommt. Gerade im Deutschen funktioniert das echt super. Dann benutze ich meine Vocal-Skills eher nur als Peaks, die man hier und da setzt. So kommen sie dann auch richtig zur Geltung, weil sie sich absetzen.

Du warst gerade mit der Konzertreihe „Michael Jackson – The Symphony Experience“ on Tour. Wie kam das zustande?

Die Idee kam von einem Freund von mir, Sebastiao Pembele, mit dem ich einige Jahre zusammengearbeitet habe. Er hat das alles alleine organisiert und es ist schon beachtlich, was er da aus dem Boden gestampft hat. Er hat dafür ein 40 Mann-Orchester aufgestellt und auch The Black Gospel Voices mit Ingrid Arthur (Weather Girls) sind in diesem Projekt mit dabei. Es ist durch die Bank weg ein super hochwertiges Projekt mit höchstfähigen Leuten. Meines Erachtens hat es richtig Potenzial, das auch weltweit funktionieren könnte. Deshalb arbeiten wir gerade daran, das größer aufzuziehen. Das ist noch ein junges Projekt, das noch wachsen muss.

Es ist auf jeden Fall eine mega Erfahrung, mit so einem großen Orchester und mit so talentierten Leuten was zu machen. Ich habe dafür auch die Sänger ausgesucht, auch Rino Galiano dazu geholt, mit dem ich damals bei „The Voice of Germany“ war, ebenso Alexandra Prince aus Hamburg, die ich über Samy kennengelernt habe. Wir teilen uns zu dritt verschiedene Songs auf und sind einfach nur die Interpreten. Das Ziel war, eine Hommage an die Musik von Michael Jackson hervorzubringen, also nicht zu versuchen, einen auf Michael zu machen. Und ich glaube, das haben wir ganz gut geschafft, das rüberzubringen. Es kam immer beim Publikum an und es gab Standing Ovations. Vor allen Dingen schafft es jeder von uns, sich seinen Song zu eigen zu machen und nicht das zu kopieren, was Michael gemacht hat. Dadurch hat es einen ganz besonderen Charme.

Jetzt im Dezember bist du noch auf Tour, die in Berlin endet. Was steht für dich 2019 auf dem Plan?

Es sind noch 2-3 weitere Single-Auskopplungen sowie das Album am Ende des Jahres geplant, ebenso die Tour dazu. Das wird ein größeres Setup, da ich mit Band unterwegs sein werde. Es steht also jede Menge an und da steckt auch noch richtig viel Arbeit drin.

 

Fotos: Tobias Bojko

Ajouré MEN Redaktion
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