Der Megatrend Crossfit ist mittlerweile auch in Deutschland in aller Munde und wir werden euch ab jetzt wöchentlich in unserer Sport-Kolumne die wichtigsten Tipps, Tricks und Neuigkeiten aus dem Sport of Fitness und dem Fitnesstraining ganz allgemein geben.
Lediglich heute wird es etwas länger, denn wer wären wir ohne eine grundlegende Definition des Ganzen anzufangen? Also, lasst die Spiele beginnen! Heute: „Was ist Crossfit überhaupt?“
Crossfit – umfassend, funktionell, variierend – der Versuch einer Definition
Art Claas van der Heide
Crossfit ist ein umfassendes Trainingssystem das darauf abzielt die zehn physischen Grundfertigkeiten kardiovaskuläre Ausdauer, Durchhaltevermögen, Kraft, Geschwindigkeit, Agilität, Flexibilität, Power, Balance, Präzision und Koordination in gleichem Maße zu trainieren, um so „Allround-Athleten“ hervorzubringen, die in keiner Weise spezialisiert sind. Fitness ist im Crossfit-Sinn daher immer auch ein Kompromiss, denn wer sowohl stark als auch ausdauernd sein möchte, der wird niemals so stark werden wie ein reiner Powerlifter und auch niemals so ausdauernd wie ein reiner Triathlet.
Dieser Sport ist eigentlich so umfassend, das man ihn nur schwer in eine kurze und prägnante Definition fassen kann. Crossfit, das seine Athleten auf Grundlage seines umfassenden Systems als „The Fittest on Earth“ bezeichnet definiert sich selbst als „constantly varied, high intensity functional movement“. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, denn das bedeutet im Endeffekt nur, dass die Übungen ständig variieren. Selten wird ein und dasselbe trainiert, um den Körper vor immer neue Herausforderungen zu stellen. Das Training findet, unter der Prämisse technisch korrekter Übungsausführung, unter hoher bis sehr hoher Intensität statt. Diese Intensität kann durch verschiedene Stellschrauben erhöht werden, wie zum Beispiel über schwereres Gewicht, eine erhöhte Wiederholungszahl oder einen längeren Zeitraum in dem die Übungen durchgeführt werden. Trainiert werden dabei Übungen aus dem Powerlifting und dem klassischen olympischen Gewichtheben, dem Kettlebell-Training, dem Turnen wie auch aus dem Ausdauersport. Die absolut wichtigste Grundlage ist jedoch eine ergonomisch korrekte Bewegungsausführung! Erst wenn diese sitzt sollte die Intensität gesteigert werden, um das Verletzungsrisiko auf das absolute Minimum zu reduzieren.
Das WOD
Crossfit’s Workout of the Day (WOD) kann sehr viele unterschiedliche Gesichter haben. Schließlich soll es ja auch „constantly varied“ sein, nicht wahr? Es könnte beispielsweise das Ziel sein in einer festgelegten Zeit eine möglichst hohe Anzahl an Wiederholungen oder Runden von vorgegebenen Übungen auszuführen, das so genannte AMRAP (As Many Rounds/Reps as Possible), es könnte aber der Versuch sein ein maximales Gewicht zu heben und einen neuen Persönlichen Rekord (PR) aufzustellen, oder eine bereits festgelegte Anzahl an Wiederholungen in kürzest möglicher Zeit zu absolvieren. Vor dem WOD wird in der Regel ein Technikteil absolviert, um die korrekte Bewegungsausführung zu erlernen und gerne auch ein Kraftteil, um die Maximalkraft zu steigern.
Zielsetzung
Das Ziel dieser Trainingsform ist die bereits angesprochenen physischen Grundfertigkeiten möglichst ausgeglichen zu trainieren und so die Arbeitskapazität des Sportlers über diverse Zeitspannen und Domänen, also von kurzen knackigen und sehr abwechslungsreichen Workouts mit relativ hohen Gewichten bis hin zu langen eher monotoneren Ausdauereinheiten wie beispielsweise einem Halbmarathon, der nicht zwingend gelaufen sondern auch gerudert werden kann, zu verbessern. Wir sollten allerdings stark differenzieren zwischen Crossfit als Sport und Crossfit als Training. Wer Crossfit als Training betreibt, der nutzt es in dem ursprünglich angedachten Sinn, nämlich um umfassend fit und gesund zu werden und auf alle möglichen Herausforderungen der realen Welt vorbereitet zu sein. Wer jedoch Crossfit als seinen Sport wählt, der setzt dem Ganzen die Krone des etwas Extremeren auf und wird wesentlich mehr Zeit und Opfer aufbringen müssen, um hier bestehen zu können. Das sind in der Regel aber die Elite-Athleten, die hiermit ihren Lebensunterhalt bestreiten und die wir auch bei den jährlichen CrossFit Games, also der Weltmeisterschaft, bestaunen dürfen.
Pat Sherwood, ebenfalls ein sehr bekanntes Gesicht aus der Crossfit-Szene bringt es allerdings für die meisten Crossfitter, nämlich diejenigen die es einsetzen um konstant fitter zu werden, perfekt auf den Punkt: „“The goal is just to get fit, make it the best hour of your day, stay safe, turn up the music, high five some people, and blow off some steam. So remember that. RELAX. HAVE FUN. WORKOUT.“ Und achtet auf die Technik, alles andere gibt Straf-Burpees!
Finish Strong,
Art
Foto: Chris Spealler