AjoureLifestyleDas sollte ein Vater seinem Sohn mit auf den Weg geben

Das sollte ein Vater seinem Sohn mit auf den Weg geben

Weil wir nicht mehr als unsere Kinder lieben

Eltern lieben ihre Kinder. Und Väter lieben ihre Töchter. Oft sogar abgöttisch und mit einer so ausgeprägten Eifersucht, dass bereits vom kleinen Max aus der Vorschulklasse, der offensichtlich für die kleine Marie schwärmt, argwöhnisch ein umfassendes Charakterprofil verlangt wird. Trotz aller Liebe bleiben Töchter ihren Vätern in vielen Dingen oft ein unlösbares Rätsel. Denn sie gehören wie Mütter, Geliebte, Ehefrauen und Chefinnen zur weiblichen Hälfte der Menschheit und diese Hälfte tickt – Himmelseidank! – häufig anders als der männliche Rest.

Wohl auch deshalb verbindet sich die Freude über das übergroße Glück, ein Kind bekommen zu haben, bei jungen Sohn-Vätern nicht selten mit der Erleichterung: „Es ist ein Junge!“ Es erscheint Männern schlicht und ergreifend leichter, sich in die Psyche und Bedürfnisse eines Jungen hineinzuversetzen, als sich mit den fremden Welten komplizierter Befindlichkeiten heranwachsender Girls auseinandersetzen zu müssen. Dabei spielt es noch keine Rolle, dass es statistisch gesehen einige Jahrzehnte später in der Regel eher die Töchter und nicht die Söhne sind, die sich um ihre älter gewordenen Väter kümmern werden. Allerdings machen sich viele Väter bei aller Freude über den neuen männlichen Zuwachs in der Familie oft nicht klar, dass natürlich auch die Vater-Sohn-Beziehung überaus komplex und emotional sein kann.

Wir als Väter haben eine enorme Verantwortung, bei der Entscheidung, was wir unseren Söhne auf dem Weg geben. Jungs orientieren sich ganz wesentlich am Vorbild und den Erwartungshaltungen ihrer Väter. Da passt es gut, dass Väter im Gegensatz zu Müttern oder Lehrerinnen nicht so viel Wert auf die Betonung typisch weiblicher Fähigkeiten wie Schön-Stillsitzen, Schön-ordentlich-Bilder-Ausmalen oder Schön-die-Haare-Kämmen legen, sondern eher die raueren Dinge des Lebens interessant finden.

Auf Augenhöhe miteinander reden

Bei der Aufstellung von Regeln gibt es naturgemäß bei Vater und Sohn oft unterschiedliche Ansichten. Wenn der Vater die Meinung vertritt, dass Minecraft an Schultagen nicht länger als eine Stunde gespielt werden darf oder dass um 21.00 Uhr ins Bett gegangen werden muss, wird der 14-jährige Sohn diese Ansichten mit Sicherheit nicht teilen. In solchen Situationen ist es wichtig, nicht einfach nach Basta!-Manier jede Diskussion abzublocken, sondern zu erklären, warum eine solche Regelung Sinn macht. Der Junge kann seine Gegenargumente einbringen („Deniz darf auch bis zehn aufbleiben!“, „Mann, ich bin doch kein Baby mehr!“) und fühlt sich ernstgenommen. Vielleicht wird sich im Ergebnis auf eine halbe Stunde länger Minecraft und „Ab ins Bett“ um 22.00 Uhr geeinigt. Ich vielen Bereichen muss du der Alleinentscheider bleiben, aber nach und nach wird es immer mehr Bereiche geben, bei denen der Sohn die Entscheidung teilweise oder ganz treffen kann.

Mit Gesprächen auf Augenhöhe kannst du deinem Sohn vermitteln, dass er schrittweise immer mehr Verantwortung übernehmen kann und du es ihm auch zutraust. Dabei bringe ihm bei, wie befriedigend Selbstverantwortung und die Verwirklichung eigener Ideen sind. Wer sich dagegen ständig von seinen Eltern verwöhnen und gängeln lässt, läuft Gefahr auch mit 30 sein Bett nicht alleine machen zu können und als Erwachsener eine Existenz in dauernder Unselbständigkeit zu führen.

Mache deinem Sohn in diesem Zusammenhang auch klar, dass deine (noch) vorrangige Entscheidungskompetenz bei manchen Dingen, die ihn betreffen, nicht auf mangelnde Intelligenz oder einen geringeren Wert seiner Person gründet, sondern lediglich auf deine im Laufe der Zeit erworbene größere Erfahrung und gelerntes Wissen. So gibst du deinem Jungen auch mit, dass er eine einzigartige und gleichwertige Persönlichkeit ist und keine Junior-Kopie seines Vaters, der er zu entsprechen hat.

Fehler eingestehen und Gefühle zeigen

Für die Persönlichkeitsentwicklung des Jungen ist es unbedingt positiv, wenn sein Vater vor ihm Gefühle zeigt und auch ohne Zögern eingesteht, wenn ihm ein Fehler unterlaufen ist. Auch eigenes Scheitern kannst du deinem Sohn gegenüber eingestehen, der so begreift, dass Scheitern normal ist und nicht den Weltuntergang bedeutet oder Liebesentzug aus Enttäuschung zur Folge hat. Wichtig ist, die Gründe des Scheiterns aufzuarbeiten und gegebenenfalls einen neuen Versuch zu starten.

Mit Spott und Widerständen gelassen umgehen

Wichtig ist auch, sich nicht ständig rechtfertigen und beweisen zu müssen. Selbst, wenn der freche Spruch eines Kumpels dich vielleicht vor deinem Sohn dumm dastehen lässt, weil du keine schlagfertige Antwort parat hast, kannst du ihm vorleben, dass es keine Pflicht gibt, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Letztendlich zeigt derjenige mehr Souveränität und Selbstbewusstsein, der sich nicht auf das Spiel des Provokateurs einlässt, sondern es mit einem gelangweilten Achselzucken quittiert.
 

Respekt vermitteln

Kommunikation auf Augenhöhe gehört auch zum für den weiteren Lebensweg wichtigen Bereich „Respekt“. Lebe deinem Sohn vor, dass es insbesondere im Verhältnis zu anderen Menschen ohne Respekt nicht geht. Nicht nur er selbst hat den Anspruch, dass er wertschätzend behandelt wird, sondern auch andere. Dabei kommt Höflichkeit im öffentlichen Raum, aber auch im Familien-und Freundeskreis eine erhebliche Bedeutung zu. Das heißt natürlich nicht, zentralen Wert auf die Beachtung übertriebener Höflichkeits-Floskeln zu legen. Aber „Bitte“ und „Danke“ sollten auch für einen Zehnjährigen selbstverständlich sein. Du solltest aufpassen, wie du dich gegenwärtig in dieser Hinsicht selbst beim Tun und Sprechen verhältst. Insbesondere abfällige Bemerkungen über andere Menschen oder Menschengruppen sollten tabu sein oder nachvollziehbar begründet werden („Hitler war ein Arschloch!“). Gerade negatives Verhalten und Meinungen werden schnell vom Vater auf den Sohn übertragen.
 

Das verlässliche Fundament sein und klare Regeln aufzeigen

Zu den wichtigsten Dingen, die du als Vater deinem Sohn geben kannst und musst, zählt die ihm gegenüber immer wieder deutlich gemachte Vergewisserung immer auf seiner Seite zu stehen. Egal, ob er beim Nachbarn einbricht, seinen Vater dreist anlügt oder eine Sechs im Sport nach Hause bringt: Es kann auf der Welt nichts geben, was die Vaterliebe zerstören kann. Das heißt nicht, dass du nicht wütend auf deinen Sohn sein darfst und alles, was er macht schon im Vorfeld blankoscheckmäßig verzeihst. Mache deinem Sohn unmissverständlich klar, dass es bestimmte Regeln gibt, deren Nichtbefolgung entsprechende Konsequenzen hat. Aber zeige ihm auch genauso klar auf, dass du immer für ihn da bist und Loyalität und Einfühlungsvermögen zu den Grundlagen eines guten Lebens gehören. Der Spruch „Böser Junge, Papi hat dich jetzt nicht mehr lieb!“ ist absolut verboten: Er wirkt verheerend auf die Seele eines Jungen.

 

Foto: Halfpoint / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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