AjoureKinoOnce Upon a Time… in Hollywood – Unser Review

Once Upon a Time… in Hollywood – Unser Review

Der neunte Tarantino handelt von Rick Daltons später Schauspielkarriere und den Abenteuern von Cliff Booth. So könnte man den Film ganz gut beschreiben. Es geht aber auch um Sharon Tate und ihr Schicksal, welches durch die ebenfalls präsente Manson Family herbeigeführt wurde. Once Upon a Time… in Hollywood ist ein Film über Erfolg, die Fassaden Hollywoods, Schauspielerei und Schicksal.

Die Story

Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) fällt es Ende der 60er Jahre, im goldenen Zeitalter Hollywoods, etwas schwer relevant zu bleiben. Gleich in einer der ersten Szenen ist ihm klar, dass er nur noch dazu gut ist, um Bösewichte in Serien zu spielen, damit andere Schauspieler gut dastehen. Zur Seite steht ihm sein bester Freund Cliff Booth (Brad Pitt), der auch sein Stunt-Double ist. Die beiden sind die Hauptcharaktere des Films und buckeln den Großteil der Story mal eben im Alleingang.

Als Nebengeschichte wird Sharon Tate (Margot Robbie) verfolgt. Ihre Ehe mit Roman Polanski wird ebenfalls beleuchtet. Zu der Zeit war sie mit so ziemlich jedem Promi der High Society von Hollywood befreundet und ihr Party- und Privatleben wird zu genüge unter die Lupe genommen. Im Film wohnt sie neben dem fiktiven Rick Dalton.

Der Film spielt zu der Zeit, als die Manson Family für ihre Morde traurige Berühmtheit erlangte. Die eigentliche Story dreht sich jedoch um Rick und Cliff. Außerdem bekommt man Tarantinos Fußfetisch (?) deutlich zu sehen – in mehr als nur einer Szene.

Der Film hat ein langsames Tempo mit überraschend wenig tiefgründigem Dialog. Das schadet dem Film in keiner Weise, weil die schauspielerische Leistung von Leo in den meisten Szenen im Vordergrund steht. Er spielt schließlich einen Schauspieler, der schon viele Filme gemacht hat. Davon wirst du sehr viele Ausschnitte sehen. Diese sind so gut gemacht, dass es etwas surreal wirkt, Leo in den Ausschnitten zu sehen. Es ist faszinierend, wie er das damalige Flair eingefangen hat.

Leos Szenen als Rick sind überragend. Ein Schauspieler, der einen schauspielernden Schauspieler spielt, ist schon eine Kunst für sich. Die beiden Spannungsspitzen des Films bekommt aber Cliff. Dort herrscht ein ganz anderer Ton. Es wirkt so, als würde sich Cliff wirklich in Gefahr begeben und nicht „nur“ wie Rick eine unechte Pistole vor der Kamera halten. Dieser Atmosphärenwechsel zieht sich wie ein Spiel durch den Streifen.

Die Charaktere

Der Hauptcharakter Rick Dalton ist der klassische Schauspieler der späten 60er Jahre, der ausgemustert wird. Er hat versucht mit Hochglanzfilmen das große Geld zu machen, was aber nicht funktioniert hat. Der Großteil seiner Karriere bestand darin, Western-Streifen zu drehen. Er spielt aber auch in diversen Kriegsfilmen mit. Der Höhepunkt seiner Laufbahn scheint aber vorbei.

Rick Dalton (Leonardo DiCaprio)
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio)

Cliff Booth ist das Stunt-Double von Rick Dalton und übernimmt somit alle gefährlichen Einsätze für ihn. Nebenbei ist er aber auch sein bester Freund und Mädchen für alles. Wenn er nicht gerade auf die Hollywood Hills Villa seines Freundes aufpasst oder ihn umherkutschiert, verbringt er seine Freizeit mit Brandy, seiner Pitbull-Hündin.

Die Manson Family ist quasi der böse Schatten des Films. Zwischendurch ist sogar der Kopf der „Familie“, gespielt von Damon Herriman, zu sehen. Er und seine Gefolgschaft haben es sich auf der Spahn Ranch bequem gemacht. Dort findet sogar eine Szene statt, in welcher Cliff gleich zweimal zeigen darf, was er draufhat.

In einer anderen Szene, an einem Filmset, kämpft er mit Bruce Lee, der von Mike Moh gespielt wird. Dazu haben wir sogar auf unserem YouTube-Kanal einen kurzen Clip hochgeladen.

Sharon Tate ist fast schon eine Nebenrolle. Sie redet zwar kaum, hat dafür aber einen schönen Charakter-Ark bekommen. Das fängt schon in der Kinoszene an, in der sie eigentlich nur auf die Reaktionen der anderen Gäste achtet und ganz begeistert davon ist, wie begeistert die anderen von ihr sind.

Sharon Tate (Margot Robbie)
Sharon Tate (Margot Robbie)

Die Geschichten von Sharon und dem Duo Rick und Cliff werden bis zum Schluss hin getrennt erzählt. Die Schicksale zweier Parteien werden dann im Höhepunkt des Films miteinander verflochten.

Ein Film über Hollywood braucht viele große Namen. Neben den drei Hauptdarstellern haben es außerdem Al Pachino, Dakota Fanning, Damian Lewis, Kurt Russel und noch viele andere mit in das Script geschafft. Eigentlich sollte auch Tom Selleck einen Auftritt haben, dieser ist aber leider kurz vor Beginn der Dreharbeiten verstorben.

Typisch Tarantino

Im Vorfeld hat Tarantino gesagt, dass sich der Film am ehesten nach Pulp Fiction anfühlen wird und wir hatten auch auf jeden Fall den Eindruck danach. Was aber noch viel mehr seinen persönlichen Stempel aufdrückt, sind die vielzähligen Referenzen auf alte Western. Quasi alles, womit Tarantino aufgewachsen ist, ist in dieser Hommage an das goldene Hollywood zu finden.

Brutalität darf natürlich auch nicht fehlen, diese hat sich aber in Grenzen gehalten. Das Hauptaugenmerk richtet sich eher auf die Geschichte und den Werdegang von Rick und Cliff. Außerdem wirst du unverkennbaren Tarantino-Humor erkennen.

Cliff Booth (Brad Pitt)
Cliff Booth (Brad Pitt)

Fazit

Once Upon a Time.. in Hollywood wirkt wir eine Quersumme seiner bisherigen Werke. Ein bisschen Jacky Brown, zwischendurch Django-Vibes und ganz viel Pulp Fiction. Dieser Film macht einfach so viele Sachen gut. Der Soundtrack ist komplett gelungen und untermalt den Film beispiellos.

Die schauspielerische Leistung von Leo, Brad und Margot ist ganz einfach spitze. Die einzige Sache, die uns negativ aufgefallen ist, sind die Szenenbilder mit Hornhaut im Vordergrund. Ansonsten hat Once Upon a Time… in Hollywood einfach nur Lust auf mehr gemacht. Am liebsten hätten wir noch eine halbe Stunde im Kino gesessen, obwohl der Film schon stolze 159 Minuten Laufzeit auf die Leinwand bringt.

Von uns bekommt Once Upon a Time… in Hollywood 9/10 Punkten in seinem Genre und 8/10 Punkten allgemein als Film gesehen. Ein Besuch im Kino lohnt sich in jedem Fall.

 

Fotos: Sony Pictures Germany

Ajouré MEN Redaktion
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