Nur die wenigsten Websites haben so viele Nutzer wie die sozialen Medien. Die meisten Menschen haben zumindest einen Account bei einer sozialen Plattform, wenn nicht sogar auf mehreren – jedenfalls ist das bei den jüngeren Generationen in der Regel der Fall. Da das Phänomen „Soziale Medien“ noch nicht sehr lange existiert, sind ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft weitestgehend unbekannt. Die „Royal Society for Public Health“ hat nun mit Hilfe von circa 1500 14–24-Jährigen die Auswirkungen von fünf sozialen Medien ermittelt. Die von ihnen untersuchten Seiten waren Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und Snapchat. Wir stellen dir die Ergebnisse vor, damit du dir ein Bild machen kannst, wie sich diese Seiten auf dich auswirken können.
Wie beeinflussen uns soziale Medien?
Von den Teilnehmern gaben 91% an, dass sie soziale Medien nutzen. Diese Nutzung hatte bei manchen von ihnen eine Sucht zur Folge, die zum Teil stärker war, als die Sucht nach Zigaretten. Doch ist Sucht nicht die einzige Auswirkung auf den Konsumenten. Vor allem bei Diensten wie Instagram kommt es schnell dazu, dass sich die jungen Nutzer mit fremden Inhalten vergleichen. Viele dieser Inhalte bzw. Bilder werden allerdings im Vorfeld stark bearbeitet und vermitteln somit eine falsche Realität. Der Vergleich mit anderen Nutzern ist daher das eigentliche Hauptproblem, welches verschiedene Folgen haben kann:
Depressionen
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen, die unter Depressionen oder Angstzuständen leiden, um 70 Prozent gestiegen. Diese Depressionen können hervorgerufen werden, wenn man beispielsweise Leuten auf Instagram folgt, die stets Bilder von ihrem teuren Lifestyle posten und gleichzeitig auch noch perfekt aussehen. Da kommt schnell der Gedanke auf, dass man benachteiligt ist. Ein weiterer Grund für Depressionen ist das Cybermobbing, welches vor allem deswegen gefährlich ist, da die Anstifter anonym agieren können. Von den Teilnehmern der Studie waren 70% schon einmal Opfer von Cybermobbing gewesen, davon nahmen knapp die Hälfte diese Erfahrung als Belastung wahr, die z.B. Selbstverletzung und Schlafstörungen nach sich zog. Im Bereich Cybermobbing ist Facebook die Plattform mit den gravierendsten Folgen, sie sorgt in diesem Zusammenhang für starke Minderwertigkeitskomplexe.
Körperbild
Von den weiblichen Teilnehmern gaben 90% an, nicht mit ihrem Körper zufrieden zu sein. Interessant ist, dass sich sogar 70% der Teilnehmerinnen eine Schönheitsoperation wünschten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Körperkult und -wahn in den sozialen Medien unglaublich schlechte Auswirkungen auf das nicht gefestigte Selbstbewusstsein eines Jugendlichen haben kann. Ein übertrieben perfektes Körperbild wird zwar auch über andere Medien verbreitet, allerdings bleibt es dabei, anders als in den sozialen Medien, eher passiv.
Positive Effekte
Selbstverständlich haben die sozialen Medien nicht nur negative Auswirkungen auf den Menschen, denn sonst würden sie wohl kaum jemand nutzen. Instagram kann dir beispielsweise eine digitale Bühne zur Selbstdarstellung geben. So wird es jüngeren Menschen ermöglicht, sich auszuprobieren und herauszufinden, wie sie auf andere wirken können. Der Benutzer lernt also auch ein bisschen etwas über sich selbst. Außerdem befindet man sich durch soziale Medien inmitten eines großen Netzwerks, innerhalb dessen man sich mit anderen Menschen austauschen kann. Vor allem introvertierte Menschen können so die Seiten nutzen, um Verbindungen aufzubauen oder schon bestehende Freundschaften zu pflegen. Hinzu kommt, dass man sich auf solchen Seiten auch indirekt mit anderen austauschen kann, z.B. über Likes. Dies hat einen vergleichbaren Effekt, wie in einer Selbsthilfegruppe, da eine gewisse Zugehörigkeit simuliert wird.
Die sozialen Medien haben also nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesellschaft, jedoch überwiegen bei allen getesteten Seiten die negativen Auswirkungen, mit der Ausnahme von YouTube, welches bei der Studie das soziale Medium mit den positivsten Auswirkungen war. Auf den zweiten Platz kam Twitter, wo sich negative und positive Auswirkungen die Waage halten können. Wie wir uns schon gedacht hatten, schnitten Facebook, Snapchat und Instagram am schlechtesten ab. Wir hoffen jedoch, dass du deine Accounts nach diesem Artikel nicht löschst, sondern dass du das Wissen nutzt, um die sozialen Medien aus einem anderen, aufmerksameren Blickwinkel zu betrachten.
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Fotos: RSPH-YHM Social Media & Mental Health Report; Robert Daly; Oscar Wong / Getty Images