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Wann Unternehmen auf Künstliche Intelligenz setzen sollten

Heutzutage ist der Begriff in aller Munde, jeder redet darüber, jedoch sind die meisten Menschen schon mit der Frage nach einer eindeutigen Definition überfragt: Künstliche Intelligenz (kurz: KI). Was versteht man eigentlich unter künstlicher Intelligenz, wie genau ist die technische Umsetzung und noch viel wichtiger: Was bringt uns künstliche Intelligenz? Ein inhaltsloses Schlagwort, welches maximal die Forschung interessiert, vielleicht noch die NASA bei ihren Projekten unterstützt, aber ansonsten für den Normalbürger obsolet ist? Oder kann uns künstliche Intelligenz im Alltag helfen, ist vielleicht sogar ein Wandel in der Unternehmenskultur notwendig, um künstliche Intelligenz auch wirtschaftlich nutzen zu können?

Heute oder besser erst morgen – Künstliche Intelligenz

Das menschliche Gehirn ist ein biologischer Supercomputer ohne gleichen. Es verknüpft Kausalzusammenhänge eigenständig und zieht daraus Schlussfolgerungen. Der Mensch „lernt“. Verantwortlich hierfür sind komplexe Vorgänge im menschlichen Gehirn, die ein „Lernen“ überhaupt erst möglich machen.

Ein Computer „lernt“ in diesem Sinne nicht. Ein Computer ist programmiert und kann nur das ausführen, was ein Mensch ihm vorher „beigebracht“, sprich, programmiert hat. Also führt ein Computer, oder auch Roboter, vorab festgelegte Handlungen und Abläufe durch. Man könnte jetzt unterstellen, die Geräte „denken“ in dem Sinne, als dass sie auf Umweltparameter entsprechend (richtig) reagieren. Um „Denken“ handelt es sich hierbei allerdings keineswegs. Es sind nur vorab festgelegte Entscheidungswege. Die Forschung rund um die künstliche Intelligenz befasst sich mit der Aufgabe, diese starren (weil vorab festgelegten) Entscheidungswege flexibel zu machen. Die Maschine soll eigenständig „lernen“, richtig auf kausale Zusammenhänge zu reagieren und bei einer ähnlichen Situation die einmal gemachte Erfahrung (das Gelernte) abzurufen und in die neue Entscheidungsfindung einzubinden.

Künstliche Intelligenz im Alltag?

Wo genau kann uns künstliche Intelligenz nun wirklich helfen? Das menschliche Gehirn ist unschlagbar, wenn es um das Erkennen von neuen Situationen und deren Bewertung geht. Allerdings stößt der Biocomputer auch schon mal an seine Grenzen: nämlich dann, wenn es gilt, sehr komplexe Planungs- und Entscheidungsvorgänge miteinander zu verknüpfen und zu steuern. Insbesondere gilt das für betriebliche Prozesse, taktische Managemententscheidungen und komplexe Produktionsketten, die oft übergangslos in einander übergehen. Oftmals sind Tausende von Entscheidungskombinationen möglich, deren Verknüpfungen, Auswirkungen, inklusive verbundener Vor-und Nachteile, sich selbst für erfahrene Prozessingenieure oft als unüberschaubar darstellen. Die möglichen Schäden können hierbei bis in die Millionenhöhe gehen. Dabei muss es sich nicht einmal um spektakuläre, einzelne Fehlentscheidungen drehen. Wenn ein Logistiker falsche Ladevolumen oder falsche Tourendisposition tagtäglich zur Routine macht, fahren ganze Kolonnen von LKW unwirtschaftlich durch die Landschaft. Wenn ein Lagerist die Übersicht über sein Lager verliert, werden unnötige Teile bevorratet, die Kapital binden, während dringend Benötigte fehlen und den Produktionsprozess zum Stillstand bringen können. Einzeln genommen unnötige, aber überschaubare Fehlleistungen. Am Ende des Tages bedeuten sie in Summe jedoch einen erheblichen Wert- und Effektivitätsverlust.

Künstliche Intelligenz ist nicht mit komplexen Parametern überfordert. Kann sie noch nicht wirklich „lernen“, kann SIE jedoch alle wichtigen Einzelentscheidungen miteinander verknüpfen und eine klare Aussage über die zu erwartende Konsequenz machen. Ohne emotionale Beteiligung, ohne „Flüchtigkeitsfehler“, ohne nicht berücksichtigte Faktoren. Die Maschine vergisst nichts. Auch verschiedene Szenarien können von der KI in Sekundenbruchteilen simuliert werden, um abzuchecken, welche Alternative die beste Entscheidung und welche die Ungünstigste wäre. Algorithmen sind unbestechlich.

künstliche Intelligenz

Ersetzt die KI menschliche Entscheider?

Eine Frage mit Brisanz. Tun sich heute Führungskräfte noch schwer damit, die Entscheidung einer Maschine zu überlassen, könnten sie Morgen schon dazu gezwungen sein, sich dies als selbstverständlich zu eigen zu machen. Die Entscheidung nämlich wird nicht von der Maschine selbsttätig getroffen. Sie bewegt ihre Algorithmen nur in den Grenzen der Vorgaben des menschlichen Entscheiders. Eine Delegation der Entscheidung an die Maschine, jedoch gebunden an das Raster der menschlichen Vorgaben. Genau genommen ist dies im Alltag vieler Menschen schon Usus. Millionen Kilometer werden anhand der Vorgaben von Google Maps oder Navigationsgeräten zurückgelegt. Oftmals sogar mit blindem Vertrauen. Niemand, oder nur Einzelne, kommen auf den Gedanken, hier die „Entscheidung“ der „KI“ in Frage zu stellen. In den meisten Unternehmen werden allerdings weiterhin analogen Entscheidungsprozessen den Vorrang gegeben. Obwohl damit in Kauf genommen wird, dass schnellere Prozesse und eine höhere Produktivität durch mathematische Optimierungsrechnungen geopfert werden.

Sind Unternehmen reif für KI?

Hier muss ganz klar gesagt werden: das Ganze muss systemimmanent optimiert sein. Solange ein Unternehmen weiterhin größtenteils „analog“ entscheidet, nutzt eine digitale KI als einsame Insel nichts im Optimierungsprozess. Agilität ist das Stichwort. Wenn alle Prozesse effektiv ineinandergreifen sollen, muss die Unternehmenskultur sich diesbezüglich orientieren. Und wachsen; so wie Rom nicht an einem Tag erbaut worden ist, so lässt sich auch ein Unternehmen nicht von einem analogen Faultier in einem Jahr zu einem digitalen Rennpferd umstrukturieren. Auch wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass, bleiben wir bei dem „Pferdebild“, ein Pferd auch unterhalten werden und hin und wieder zum Hufschmied muss. Sprich, auf eine veränderte Situation muss entsprechend reagiert werden. Anpassungen an die immer wieder auftretenden Störfaktoren von außen sind zwingend notwendig, weil ansonsten die so wunderbar optimierten Prozesse an der Realität vorbeilaufen.

Fazit

Künstliche Intelligenz ist keine Wunderwaffe im täglichen Prozessbetrieb. Sie ist eher ein langfristig und nachhaltig wirkendes Mittel, um komplexe Abläufe und Entscheidungsketten effizienter, schneller und durchschaubarer zu machen. Die Vorgaben und Randparameter sind weiterhin vom menschlichen Entscheider zu treffen. KI allein kann bislang noch keine selbsttätigen Optimierungen schaffen, auch wenn die technischen Grundsteine für die Zukunft schon gelegt sind. Wichtig ist hierbei allerdings: Eine lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Die Voraussetzungen, ein analoges Entscheidungswesen durch KI zu unterstützen, müssen von Unternehmen im eigenen Hause geschaffen werden. Entscheider müssen akzeptieren, eigene strategische Vorstellungen an die KI abzugeben. Die ersten Schritte in diese Richtung müssen vorab konsequent gegangen werden, seien sie auch noch so klein.

 

Fotos: peshkov; monsitj / Getty Images

Ajouré MEN Redaktion
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