AjoureTechnikJoyn im Überblick: Was kann der neue Streaming-Service?

Joyn im Überblick: Was kann der neue Streaming-Service?

Die nächste Runde ist angeläutet: Im Juni sind ProSiebenSat.1 und Discovery mit ihrer gemeinsamen Streaming-Plattform Joyn in den Ring gestiegen, nachdem die RTL-Mediengruppe in Form von TVNOW bereits im vergangenen Dezember vorgelegt hat. Der Quasi-Nachfolger von 7TV verspricht dabei nicht weniger als „die größte kostenlose Free-TV-App“ für deutschsprachige Zuschauer, wobei darüber hinausgehende Pläne längst geschmiedet werden. Doch widmen wir uns zunächst einmal dem Status Quo – was kann Joyn und für wen lohnt es sich?

Joyn möchte den zunehmend hart umkämpften „deutschen Streaming-Markt verändern“, wie CEO und Geschäftsführer Alexandar Vassilev schon im Rahmen des Beta-Launches selbstbewusst verlautbaren ließ. Als Mittel zum Erfolg soll ein Fokus auf Kundenbedürfnisse und direktes Feedback gerichtet werden, was sich in der allerersten Auffälligkeit von Joyn prompt bemerkbar macht: Bis auf weiteres ist das gesamte Angebot komplett kostenlos und ohne vorherige Anmeldung erhältlich; als Abspielgeräte dienen sowohl Android- und iOS-Mobilgeräte als auch der Fire TV Stick von Amazon und bestimmte Smart-TVs.

Live auf Sendung

Die übersichtlich aufgebaute App liefert unter dem Reiter Live TV, was der Name verspricht. Nutzer können das Programm von über 50 Sendern abrufen, die sich nicht nur aus dem Content von ProSiebenSat.1 und Discovery zusammensetzen: Mehr als einem Dutzend eingefädelten Kooperationen ist es zu verdanken, dass Zuschauer außerdem durch Musikender wie MTV und Deluxe Music oder Sport 1, Welt, Comedy Central sowie die öffentlich-rechtlichen Kanäle zappen dürfen. Während letztere in HD empfangen werden, gibt es Privatsender lediglich in SD zu sehen – insbesondere, wenn du einen Fernseher nutzt, empfiehlt sich deshalb ein gewisser Abstand zum Endgerät. In Anbetracht von TVNOW fehlen die Sender der RTL-Mediengruppe selbstverständlich, auf 3Sat und Arte müssen Nutzer von Joyn ebenfalls verzichten.

Wenn du dem „klassischen“ TV-Erlebnis auch ohne entsprechenden Anschluss so nahe wie möglich kommen möchtest, ist Joyn dennoch eine geeignete Alternative zum Kabelfernsehen: Neben dem tagesaktuellen Programm gängiger Hauptsender wie Sat.1, ProSieben, KabelEins, ARD oder ZDF sorgen Spartensender wie DMAX, TLC, KiKA oder Sixx für inhaltliche Vielfalt. Wer schon das eine oder andere Jahrzehnt vor der Flimmerkiste miterlebt hat, wird sich manch ein nostalgisches Schmunzeln angesichts des retro-freudigen Programms einiger dieser Nischensender zudem kaum verkneifen können!

Best of Joyn & Live TV

Die Zukunft ist non-linear

Der Service selbst richtet seinen sprichwörtlichen Blick hingegen gezielt nach vorne und geht in mehrerlei Hinsicht auf zeitgemäße Nutzungsgewohnheiten ein. Neben der App für mobile Endgeräte bedeutet das etwa ein relativ umfangreiches On-Demand-Angebot, denn jeder der enthaltenen Privatsender verfügt über eine eigene Mediathek. Verpasste Sendungen können dort – üblicherweise innerhalb von einem Monat – aufgeholt werden.

Auf der anderen Seite sind ausgewählte Inhalte schon Tage vor ihrer Ausstrahlung im linearen Programm abrufbar. Wenn du und deine bessere Hälfte die neuen Episoden von „Grey’s Anatomy“, „Seattle Firefighters“, „Abenteuer A8“ oder „American Housewive“ kaum erwarten können, bist du mit Joyn also nicht länger an die offizielle Ausstrahlungszeit gebunden. Aber nicht vergessen: Niemand mag Spoiler!

Nichts geht über Originale?

Zum Start von Joyn offenbart sich Nutzern ein recht überschaubares Portfolio an Eigenproduktionen. Eine davon – die dritte Staffel der herrlich respektlosen Erfolgsserie „jerks.“ mit Christian Ulmen und Fahri Yardim in den Hauptrollen – war das Prunkstück der Werbekampagne, mit der die Streaming-Plattform zum Launch ins Bewusstsein vieler Haushalte trat. Daneben steht mit „Die Läusemutter“ ein weiteres Comedyformat aus eigenem Hause bereit, während ferner auch eingekaufte Produktionen exklusiv angeboten werden. Beispielweise die umstrittene Dokumentation „Leaving Neverland“, die ProSieben im Frühling im regulären Programm gezeigt hat.

Ausblick: Premium und Prominenz

Aussagen der Führungsetage zufolge sieht sich Joyn grundsätzlich nicht als direkte Konkurrenz zu Netflix oder Amazon Prime. Gleichzeitig deutet sich an, dass der mit „jerks.“ eingeschlagene Weg zur Vermarktung des Dienstes weiterhin beschritten wird: Noch Ende des Jahres sollen sowohl „Check Check“ als auch „Frau Jordan stellt gleich“ exklusiv auf der Streaming-Plattform erscheinen, wobei mit Klaas Heufer-Umlauf respektive Katrin Bauerfeind erneut zwei namhafte Persönlichkeiten der deutschen Unterhaltungsbranche als Galionsfigur fungieren. Weitere Originals sind zu erwarten!

Derzeit ist vorgesehen, dass Nutzer auch diese Eigenproduktionen bei Erscheinen kostenlos gucken können. Dennoch lassen sich die Verantwortlichen die beliebte Möglichkeit zum Bezahlmodell nicht nehmen. Noch im späten Sommer soll eine Premium-Variante von Joyn an den Start gehen, deren größter Selling Point zumindest nach aktuellem Stand der Empfang der Privatsender in HD-Qualität ist. Damit wird einem der schärfsten Kritikpunkte, nämlich der eher zweckmäßigen Bildqualität der Standardversion, aktiv entgegengewirkt. Es bleibt abzuwarten, ob und inwiefern die bereits in Aussicht gestellte Integration der Inhalte von maxdome und des Eurosport Players ebenfalls Teil des freiwilligen Upgrades sind. Sicher scheint indes, dass ein Großteil der derzeit geschalteten Werbeblöcke beim Premium-Modell entfallen wird; Live TV ausgenommen.

Fazit

Joyn ist also weniger als Alternative zu den gängigen Streaming-Giganten, sondern eher als senderübergreifende Entertainment-Plattform zu verstehen. Vor diesem Hintergrund macht es seine Sache wenige Wochen nach Launch zweifelsohne gut. Luft nach oben ist jedoch gegeben: Neben dem obligatorischen Content-Nachschub wären Inhalte in Originalsprache mittelfristig schön, während einige zusätzliche Funktionen – zum Beispiel eine Merkliste – für die alltägliche Handhabung ebenso wünschenswert sind. Weitere sinnvolle Verbesserungen verspricht das kommende Premium-Abo. Insgesamt ein starker Start samt solidem Fundament, auf dem sich gewiss aufbauen lässt!

Wenn du Joyn selbst testen möchtest, kannst du dich durch das Angebot klicken und direkt losstreamen.

 

Foto: OFC Pictures / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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