Unbekannt sind Cryptowährungen mittlerweile nicht mehr. Spätestens seit dem Boom der Währung Bitcoin und der daraus resultierenden Aufmerksamkeit der Medien sind die digitalen Zahlungsmittel vielen Menschen ein Begriff. Bisher sind diese Cryptowährungen aber eher ein exotisches Zahlungsmittel und werden vor allem zum Wertpapierhandel eingesetzt.
Das könnte sich jetzt jedoch ändern. Eine neue Währung, die unter dem Namen Libra veröffentlicht werden soll, hat das ambitionierte Ziel, eines der wichtigsten Zahlungsmittel im Internet zu werden. Die Person, die hinter der Cryptowährung steht? Niemand geringeres als Mark Zuckerberg, Gründer und CEO des sozialen Netzwerks Facebook. Durch die Marktmacht Facebooks und anderer beteiligter Konzerne will Zuckerberg Libra in den Mainstream bringen. Hier erfährst du alles Wichtige zur neuen Cryptowährung Libra.
Die Technik hinter Libra
Um mit der Währung langfristig erfolgreich zu sein, will die Gruppe hinter Libra aus den Fehlern anderer Cryptowährungen lernen. So legte Bitcoin nach dem rasanten Aufstieg eine ebenso rasante Talfahrt hin, die den Hype für viele Cryptowährungen wieder verschwinden ließ.
Libra soll nur gegen Echtgeld tauschbar sein. Das bedeutet, keine großen und riskanten Spekulationsgeschäfte wie bei Bitcoin werden möglich sein. Das soll den Kurs der Währung stabil halten und ihr ein seriöses Image verschaffen. Wenn sich Nutzer der Währung dazu entscheiden, diese zum Beispiel gegen Dollar oder Euro zu tauschen, fließt das so freigesetzte Geld in einen Libra-Fond. Der soll als Reserve genutzt und bei Investment-Banken angelegt werden. So ist die Währung zu 100 % gedeckt und vor Schwankungen geschützt.
Diese Reserven sind in erster Linie zur Absicherung der Währung gedacht, können aber auch Nutzer aktiv bei Transaktionen mit der Währung unterstützen. So werden die durch die Reserveanlagen entstehenden Zinsen dafür genutzt, die Kosten der Transaktionen zu decken. Nutzer werden somit dafür belohnt, wenn sie mit der Währung bezahlen, indem ein Teil der anfallenden Transaktionskosten für sie übernommen werden. Die Gewinne aus den Reserve-Anlagen sollen auch an Anteilseigner der Libra Association ausgeschüttet werden, also an Geldgeber des Unternehmens.
Libras Angebot für Versicherungen
Um als Zahlungsmittel für Verträge oder Versicherungen attraktiv zu werden, wird Libra „Smart Contracts“ unterstützen. Diese Technik wurde bereits bei anderen Cryptowährungen eingesetzt und erspart im Fall einer Auszahlung aus einer Versicherung oder aus einem Vertrag zusätzliche Arbeit. Wird der Vertrag nämlich mit der Unterstützung von entsprechendem Programmcode geschlossen, werden die darin festgehaltenen Bedingungen direkt an Libra übermittelt. So kann zum Beispiel eine Summe aus einer Versicherung nach einer digitalen Prüfung sofort ausgezahlt werden. Ein langer und aufwendiger Prozess, in dem der Versicherungsfall manuell geprüft wird, kann so umgangen werden.
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Etwas andere Blockchain für Libra
Wie auch viele andere Cryptowährungen basiert Libra auf einer Blockchain. Die Technologie ist zentral für die Funktionalität und stellt beispielsweise die Sicherheit der Transaktionen in der Cryptowährung sicher. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Währungen ist die Tatsache, dass bei Libra keine neuen Bestände durch sogenanntes Mining freigesetzt werden können. Durch dieses Verfahren werden, grob umschrieben, bei anderen Währungen wie Bitcoin durch Aufwendung von Rechenleistung neue Währungseinheiten erstellt. Libra will nur selbst neue Devisen freigeben.
Auch für Transaktionen wird kein Mining benutzt, Libra setzt stattdessen auf Validatoren. Dabei prüft zunächst der zuständige Netzwerkknoten die Richtigkeit einer Transaktion, bevor diese mit anderen Transaktionen zusammengefasst und von mehreren Knoten erneut geprüft wird. Stimmt eine Zweidrittelmehrheit der Knoten zu, wird die Transaktion autorisiert und die Blockchain übernimmt die Transaktion.
Die Libra Association
Doch nicht nur Facebook und Mark Zuckerberg stehen hinter der neuen Cryptowährung. Insgesamt 28 Unternehmen haben bereits gemeinsam mit Facebook die Libra Association gegründet, die die neue Währung verwalten soll. Diese Unternehmen haben bereits einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, als sie sich Anfang 2019 in Genf zu einer Libra-Konferenz trafen.
Für den Bereich Zahlung waren Mastercard, PayPal, PayU, Stripe und Visa anwesend. Im Bereich der digitalen Technologie und Marktplätze waren Booking, ebay Farfetch, Calibra, Lyft, Uber, MercadoPago und Spotify vertreten.
Illiad und Vodafone waren als Telekommunikationsunternehmen beteiligt, Achorage, Bison Trails, Coinbase und Xapo sind aus dem Bereich Blockchain dabei. Die Kapitalanleger Andreessen Horowitz, Breakthrough Initiatives, Ribbit Capital, Thrive Captial und Union Square Ventures sind ebenso wie die Nonprofits Creative Destruction Lab, Kiva, Mercy Corps und Women‘s World Banking vertreten gewesen.
Neben diesen Unternehmen plant die Gruppe, noch weitere Mitglieder aufzunehmen, wenn die Organisation entsprechend wächst. Alle Mitglieder der Gruppe haben bei Entscheidungen eine Stimme, Facebook übernimmt als Gründer eine Führungsrolle.
Kritik An Libra durch Zentralbanken und die Politik
Zahlreiche Politiker und Ökonomen haben Libra bereits öffentlich kritisiert, vor allem wegen den laxen Privatsphäre-Regelungen Facebooks. Die sensiblen finanziellen Daten, die bei Transaktionen mit den Währungen offengelegt werden müssten, würden an Facebook übergehen und vom Unternehmen verwaltet werden. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, gab es beim sozialen Netzwerk immer wieder Skandale, bei denen Informationen von Nutzern geleaked wurden.
Unter anderen auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat sich negativ gegenüber der Cryptowährung geäußert und behauptet, Libra würde die Souveränität des Staats in Sachen Geldausgabe untergraben. Denn im Fall einer erfolgreichen Veröffentlichung hätte ein privates Unternehmen die Macht, Geld herauszugeben und so den Wert einer Währung zu beeinflussen. Vor allem Menschen aus eher armen Ländern würden sich wohl an Libra wenden, da die Cryptowährung im Vergleich zu den heimischen Währungen wohl stabiler wäre. Da sich Libra durch die Reserven in Dollar oder Euro legitimiert, wären diese Währungen wohl zunächst nicht unter Konkurrenzdruck.
Doch wenn sich Libra nach einiger Zeit dazu entscheiden würde, nicht mehr die gesamte Währung mit Echtgeld zu decken, könnte der Konzern selbst Geld schaffen, ohne Regulationsmöglichkeit durch eine Zentralbank. Wenn es soweit kommen sollte, werden sich Zentralbanken gegen Libra stellen. Bisher können Zentralbanken nämlich durch ihre Sonderstellung die Wirtschaft stimulieren und Währungskurse beeinflussen. Durch Libra würde sie diese Macht verlieren.
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