AjoureLifestylePsychosen durch Kiffen: Macht Cannabis verrückt?

Psychosen durch Kiffen: Macht Cannabis verrückt?

Über die gesundheitlichen Folgen des Kiffens scheiden sich die Geister. Während manche gerne den Vergleich zum Alkoholkonsum ziehen und Cannabis sogar als die gesündere Alternative bezeichnen, sehen andere darin ein gefährliches Suchtmittel. So soll Cannabis neben anderen schädlichen Folgen auch Psychosen verursachen. Doch was ist dran an dieser Behauptung und was ist über den Zusammenhang zwischen Kiffen und Psychosen bisher bekannt? Und was sind Psychosen eigentlich genau?

Psychosen – eine kurze Definition

Eine Psychose lässt sich per Definition nur schwer erfassen. So handelt es sich um einen Sammelbegriff aus der Psychologie, der eine ganze Reihe psychischer Auffälligkeiten und Erkrankungen beschreibt, darunter etwa Realitätsverlust, Halluzinationen, Ich-Störungen und Wahnvorstellungen. Die Folgen dieser Symptome sind verheerend. Beispielsweise sind Menschen mit Psychosen häufiger arbeits- und obdachlos, haben eine geringere Lebenserwartung und begehen signifikant mehr Straftaten und Suizid. Zudem variiert die Dauer einer Psychose stark. Während einige Betroffene nur wenige Tage unter den Symptomen leiden, kann eine Psychose auch irreversibel sein, das heißt nicht mehr behandelbar. In diesem Fall benötigen die Betroffenen eine lebenslange Behandlung und Betreuung.

Als Auslöser gelten neben funktionellen Auslösern organische Ursachen wie etwa Autoimmunerkrankungen, Hirnverletzungen oder Infektionen. Und eben hier kommt der Cannabis-Konsum ins Spiel. Würdest du das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, auch mit regelmäßigem Kiffen erhöhen?

Kiffen als Auslöser für Psychosen?

Eins vornweg: Der Konsum von Cannabis kann isoliert wohl kaum eine Psychose auslösen. Eine Entwarnung kann aber leider nicht gegeben werden. So wurde die Wirkung von Cannabis in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht und auch in den letzten Jahren konnten einige Durchbrüche erzielt werden. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Konsum von Cannabis das Risiko für das Auftreten einer Psychose um das circa 1.5- bis 3.5-fache erhöht. Zudem erkranken Menschen, die Cannabis konsumieren, rund zwei Jahre früher. Des Weiteren gilt zu befürchten, dass bereits ein einmaliger Cannabis-Konsum eine Psychose auslösen kann. Wenn du beispielsweise bereits Vorerkrankungen oder eine genetische Disposition hast (ohne es zu wissen), könnte bereits ein Joint die Psychose auslösen, die ansonsten vielleicht erst Jahre später oder nie aufgetreten wäre.

Doch nun etwas genauer. Das Risiko für eine Psychose scheint, wenig überraschend, einerseits davon abzuhängen, wie häufig gekifft wird. Bei Gelegenheitskiffern sind sich die Forscher bisher nicht ganz sicher, ob Psychosen überhaupt wahrscheinlicher werden. Während manche Studien keine Korrelation, also keinen Zusammenhang, nachweisen konnten, legen andere Untersuchungen nahe, dass Gelegenheitskiffer unter einem doppelten Psychoserisiko leiden. Wenn du hingegen regelmäßig und langfristig kiffst, dann steigt dein Erkrankungsrisiko um das bis zu 3.5-fache.

Neben der Dauer und Häufigkeit des Cannabis-Konsums scheint aber auch der THC-Gehalt eine Rolle zu spielen. Bei THC, also dem Delta-9-Tetrahydrocannabinol, handelt es sich um den zentralen psychoaktiven Wirkstoff von Cannabis. Inzwischen gilt als gesichert, dass vor allem ein hoher THC-Anteil das Risiko erhöht. Als kritische Marke nennen viele Forscher einen Gehalt von mehr als 10 %.

Cannabis und Psychosen – ein wachsendes Problem

Der nachgewiesene Zusammenhang zwischen dem Kiffen und der Entwicklung von Psychosen ist aus zwei Gründen bedenklich. Einerseits steht Cannabis in vielen Ländern, darunter auch Europa und in Teilen der USA, vor der Legalisierung. Es ist deshalb damit zu rechnen, dass mehr Menschen das Kiffen als ein neues alternatives Rauschmittel für sich entdecken. Es wird also nur eine Frage der Zeit sein, bis mehr Menschen Psychosen entwickeln, die sonst vielleicht erst deutlich später oder überhaupt nicht aufgetreten wären.

Daneben gibt es aber auch Entwicklungen innerhalb der Branche, die vor dem Hintergrund aktueller Erkenntnisse nachdenklich machen. So steigt der THC-Gehalt dank neuster Züchtungen immer weiter an. Während Cannabis vor einigen Jahrzehnten nur selten die 3 % Marke knackte, erreichen heutige Produkte nicht selten mehr als 15 %. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls interessant, dass Haschisch in der Regel einen höheren Gehalt als Marihuana enthält. Doch während der THC-Gehalt immer weiter ansteigt, verändert sich das Konsumverhalten der Endkunden nicht. Das wiederum führt zu den genannten Problemen aufgrund der erhöhten THC-Aufnahme.

Für die Wissenschaft sind vor allem Regionen und Städte interessant, in denen Kiffen weit verbreitet und teils auch legal ist. So konzentrierten sich Forscher beispielsweise auf die Entwicklung in Amsterdam. In ihren Modellrechnungen konnten sie nachweisen, dass mit einem Rückgang an Psychosen von bis zu 50 % zu rechnen wäre, wenn alle Verbraucher nur „schwaches“ Cannabis mit einem niedrigen THC-Gehalt konsumieren würden.

Cannabis – ein Genussmittel mit Restrisiko

Was bleibt also festzuhalten? Zunächst sollte sich jeder Nutzer dem Risiko bewusst sein. Falls nach dem Konsum dann Symptome auftreten, sind schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen und ein weiterer Konsum zu unterlassen. Der Arzt kann dann einschätzen, ob wirklich eine Psychose vorliegt und ob Medikamente eingesetzt werden sollten. Zum anderen sollten Menschen, die bereits unter psychischen Erkrankungen leiden, am besten komplett auf den Cannabis-Konsum verzichten.

Es bleibt letztlich abzuwarten, wie die EU und deren Einzelstaaten weiter mit der Legalisierung von Cannabis verfahren. Konsumenten, die dann oder aber bereits jetzt regelmäßig Cannabis konsumieren, sollten sich der Risikofaktoren bewusst sein und möglichst auf hochpotentes Cannabis verzichten.

 

Foto: guruXOX / stock.adobe.com

Ajouré MEN Redaktion
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