„Du bist meine letzte Hoffnung!“
„Sei doch bitte so nett und…“
„In zwei Tagen, selbe Stelle selbe Welle, okay?“
„Ohne dich macht es doch gar keinen Spaß.“
Bedeutet im Klartext:
▷ Wenn du mir nicht hilfst, hat es nur an dir gehangen.
▷ Wenn du es nicht tust, ist das gar nicht nett von dir!
▷ Es wäre echt enttäuschend von dir, wenn es nicht wieder so gut klappt.
▷ Wenn du nicht mitmachst, wärst du ein ziemlicher Spielverderber.
Freizeit wird weniger und stattdessen werden Verabredungen, Meetings und Erledigungen immer mehr. Problematisch wird es, wenn die wichtigen Dinge unter dem Wahn der vielen Gefallen und Versprechen zu kurz kommen und man sich damit Probleme einhandelt. Ja, Nein zu sagen kann manchmal wirklich schwerfallen. In den besten Fällen bekommt man zum Dank ja auch ein Stück von dem Kuchen und eigentlich ist die Dankbarkeit eines Freundes Geschenk genug.
Dennoch, Nein sagen ist wichtig!
Nein – ein Wort, das wir vor allem von unseren Eltern schon oft gehört haben. Wieso? Natürlich weil sie uns damit geschützt und erzogen haben. Solange wir als Kind abhängig von unseren Eltern waren, entschieden sie, was wir mit einem Ja oder einem Nein bewerteten. Zumindest im entferntesten Sinne, da wir automatisch die gleichen Dinge wie unsere Eltern ablehnten oder mochten. Wir kannten es ja auch schließlich nicht anders.
In der Pubertät lernten wir dann auch selber einmal Nein zu sagen. Wir fingen an, unsere eigenen Interessen zu verfolgen und uns selbständig zu machen. Es war also nur natürlich, irgendwann etwas von unseren Eltern auch mal abzulehnen.
Nur wer erklärt das unseren lieben Eltern? Die Armen lernen auch erst dazu und wissen häufig nicht damit umzugehen. Daraus folgt, dass wir schnell merkten, dass ein Nein Differenzen und Stress bedeuten kann. Und wer will das schon, wenn ein nachgebendes Ja die Sache doch viel einfacher macht. Dies ist allerdings auch nur ein Stereotyp und es gibt viele andere Faktoren im Sozialwesen die uns zu einem Jasager gemacht haben. Doch de facto sagen wir lieber Ja statt Nein.
Das Jetzt
Inzwischen hat sich dein Charakter komplett selbständig und individuell geformt. Das Verständnis von Ja und Nein ist dennoch in deinem Gewissen verankert. Die Gründe, warum wir immerzu Ja sagen, können nun wie folgt sein:
Das Bedürfnis gebraucht zu werden – steckt in vielen von uns und gibt uns innige Befriedigung.
Den Anschluss verpassen – ist eine tiefsitzende Angst alleine zu sein, da wir auch nur Rudeltiere sind.
Druck durch Selbstreflektion – erinnert uns immer wieder daran, dass man um jeden Preis sympathisch und nicht herzlos auf andere wirken will.
Angst vor Konsequenzen – ist die Angst vor äußerst unangenehmen und noch unbekannten Folgen.
Ablehnung – empfinden wir ebenfalls als eine gravierende Strafe.
Menschen, die gut überzeugen, können dich weitestgehend sogar damit manipulieren. Nicht jeder Mensch macht es bewusst, jedoch ist es relativ einfach, die oben genannten Gefühle auszulösen.
Diese Auslöser können so aussehen:
Man…
…löst Schuldgefühle aus,
…setzt unter Druck,
…fördert den Leichtsinn,
…erpresst z. B. mit einem Ultimatum,
…fällt mit der Tür ins Haus,
…spielt die Mitleidskarte aus,
…schmeichelt und bringt in Verlegenheit,
…verspricht das Blaue vom Himmel,
…verunsichert und bekräftigt Misstrauen,
…appelliert an die Vernunft
Soweit die Theorie.
Um dies zu erkennen, haben wir für dich drei Situationen vorbereitet, bei denen du eigentlich lieber Nein gesagt hättest, es aber dennoch nicht getan hast. Ordne zu jeder Situation einen der oben genannten Gründe und einen Auslöser, der dich ansprechen würde aus. Wie du dich entscheidest, unterliegt deiner subjektiven Wahrnehmung.
Situation 1.
Ein Freund zieht um und braucht Hilfe beim Umzug. Er würde es schon ohne dich schaffen, dennoch wärst du ihm eine gute Hilfe. Danach gibt es einen Kasten Bier für alle, die dabei waren. Obwohl du dich von einem anstrengenden Tag erholen wolltest, hast du trotzdem zu gesagt.
Situation 2.
Du triffst dich das erste Mal nach drei Monaten mit deiner Ex-Freundin zum Kaffee. Du konntest einfach nicht Nein sagen, als sie sogar extra zu dir gefahren ist, um dich danach zu fragen. Dabei bist du eigentlich schon glücklich neu verliebt.
Situation 3.
Das Projekt auf der Arbeit steht kurz vom Abschluss. Du hast gefühlte drei Tage von Zuhause aus durchgearbeitet und bist immer noch vollmotiviert, dir keine unnötige Pause zu erlauben. Die Freundin eines Kumpels hat Geburtstag und statt dich zu erklären, konntest du es nicht fertigbringen abzusagen.
Zu welchen Gefühlen passen die Situationen und wie wurden sie ausgelöst?
Meistens fällt es gar nicht auf, wenn du langsam anfängst nein zu sagen. Du kannst aber auch deinen Freunden und Kollegen davon erzählen, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Achte nur darauf, dass du sensibel bleibst und du nicht im falschen Moment ein fettes Nein raushaust. Nun gibt es aber auch Menschen, die es einfach nicht schaffen, diese vier Buchstaben mangels Selbstbewusstseins auszusprechen. Für diese Patienten haben wir auch ein paar Tipps, um sich dieser Hürde zu stellen.
Selbstwertgefühl
Wer ein unterdurchschnittliches Selbstwertgefühl besitzt, ist von der Meinung anderer meist sehr abhängig. Möglicherweise möchte so eine Person viel mehr beachtet und gebraucht werden, den Anschluss nicht verlieren und nicht mit Ablehnung gestraft werden. Deshalb sagt dieser Mensch zu allem Ja und Amen. Solltest du so jemand sein, dann musst du an deinem Selbstwertgefühl arbeiten. Das ist jedenfalls machbar und passiert häufig auch ganz von alleine. Sobald du neue Menschen von deiner guten Art überzeugen konntest und sie deine Freunde werden, pusht das dein Ego enorm. Das Nein sagen kannst du step by step an dir schon vertrauten Personen üben.
Bedenkzeit
Wenn es nicht an deinem Selbstwertgefühl liegt und du einfach ein herzenzguter Mensch bist, so richte dir wenigstens Bedenkzeit ein. Fragen fordern schnell beantwortet zu werden, aber das muss nicht immer so sein und das ist es auch nicht. Du kannst der fragestellenden Person ruhig sagen, dass du dir das erst überlegen musst. Dies ist dann allerdings nur ein Vorwand, um sich noch einmal zu sammeln oder um sich eine passende Antwort zurechtzulegen, da man die Frage ja mit einem Nein beantworten möchte. Das kann auf Dauer einen etwas unentschlossenen Eindruck hinterlassen, aber es ist ja nur für den Übergang gedacht und soll dich daran gewöhnen, auch nein sagen zu können. Diese Anwendung gilt logischerweise für Bedenkzeit-Längen aller Art. Ob es sich um Minuten, über Nächte bis zu Tage oder Wochen handelt, kommt dann immer auf die Situation an.
Körperhaltung
Deine Körperhaltung, sowie Mimik und Gestik sind in der Regel wie ein offenes Buch. Nicht jeder macht sich die Mühe es zu lesen, doch kommunizieren wir permanent unterbewusst miteinander. Wenn du an deiner eigenen Entscheidung zweifelst und am liebsten mit einem Ja nachgeben möchtest, dann gibt dir einen Egopush mit folgenden Dingen:
Eine gerade Haltung – steht für Standhaftigkeit. Wer krümmt, der verliert.
Arme verschränken – Sie schützen dich und machen dich größer.
Gestikulieren – Gestikulation mit den Armen unterstreicht visuell deine Meinung und hilft sogar beim Verständnis.
Muskeln anspannen – balle deine Fäuste und lasse deinen Körper von Energie durchströmen.
Lächeln – Ob echt oder unecht, ein Lächeln schüttet Endorphine aus und verbessert deine Laune. Deinem gegenüber wirst du dann auch gleichzeitig sympathischer.
Sei dir deiner bewusst
Jeder Mensch ist egoistisch. Wären wir nicht so, dann wären wir wohl kaum lebensfähig. Wie reagierst du auf ein Nein? Stell dir mal vor, dass du umziehst. Jede Hilfe ist Gold wert, darum spendierst du deinen Freunden später einen Kasten Bier. Es tut einem deiner Freunde sehr leid absagen zu müssen, da er nicht in der körperlichen oder mentalen Verfassung ist. Wie wäre das für dich?
Anderes Beispiel: Du bist noch nicht ganz über deine Ex-Freundin hinweg. Sie hingegen hat quasi schon einen neuen Freund. Würdest du dieser Person, der du mal ganz viel Verständnis geschenkt hast, es übelnehmen, dass ihr Leben gerade wieder positiv verläuft und sie darum einem verfrühten Treffen nicht einwilligt?
Wie sagt man also Nein?
Arabisch: laa
Armenisch: votch
Aserbaidschanisch: xeyir
Baskisch: ez
Weißrussisch: Не
Bengalisch: na
Bosnisch: ne
Bretonisch (keltisch): nann
Bulgarisch: né
Burmesisch: ma hoke phu / hmar te
Katalanisch: no
Chinesisch: pù shi
Korsisch: nò
Kroatisch: ne
Tschechisch: ne
Dänisch: nej
Persisch: kheyr / na
Niederländisch: Nee
Foto: Westend61 / Getty Images