AjourePanorama„Cheating“: Warum sich das selten lohnt

„Cheating“: Warum sich das selten lohnt

Der englische Begriff „cheating“ kann viele verschiedene Bedeutungen annehmen. Er kann beschreiben, dass jemand bei einer Prüfung mogelt, dass man im Casino Karten zählt oder auch, dass man den eigenen Partner in einer monogamen Beziehung betrügt. In einigen Situationen kann dem Begriff sogar eine positive Bedeutung zugesprochen werden, etwa wenn es sich während einer Diät um den Cheat-Day handelt, an dem man endlich wieder Kuchen und Schokolade mampfen darf. Aber lohnt es sich wirklich zu „cheaten“ oder belügt man sich damit meist eigentlich nur selbst? Wir sehen uns unterschiedliche Situationen einmal genauer an.

Die Notlüge: notwendig oder vermeidbar?

Der Arbeitskollege lädt auf ein Feierabendbier ein und eigentlich hat man keine Lust. Statt die Stimmung zu ruinieren und eine Kränkung zu riskieren, denkt man sich schleunigst eine kleine Notlüge aus. Leider ist die Katze krank oder die beste Freundin hat gerade mit ihrem Partner Schluss gemacht und muss spontan getröstet werden. Ist die Notlüge ausgesprochen, muss man sich keine Sorgen mehr um die Gefühle des Gegenübers machen und kann trotzdem absagen. Aber ist das eigentlich notwendig?

Notlügen resultieren meist darin, dass das Gegenüber nicht über die eigenen Bedürfnisse Bescheid weiß und es dadurch auch nicht zukünftig besser machen kann. Der besprochene Kollege kommt dann vielleicht regelmäßig an den Schreibtisch und fragt immer wieder nach dem gemeinsamen Feierabendbier. Irgendwann gehen die Notlügen aus oder beginnen lächerlich zu klingen. Am Ende herrscht dicke Luft im Büro, denn der Kollege kommt den Notlügen auf die Schliche und fühlt sich bloßgestellt. Geht das eigentlich auch anders? Wir finden schon!

Notlügen sind oftmals ein Werkzeug, um Konflikten aus dem Weg zu gehen und unangenehme Situationen zu vermeiden. Wer allerdings zu sich und seinen eigenen Bedürfnissen steht, findet oftmals einen diplomatischen Weg, um ehrlich zu sein und trotzdem höflich zu bleiben. Ein guter Tipp ist dabei, nicht im ersten Moment zu reagieren. Kommt eine Anfrage auf ein Treffen, kann man z. B. sagen, dass man noch einen Blick in den Terminkalender werfen möchte und im Laufe der nächsten Stunde Bescheid sagen wird. Damit schafft man Zeit, um eine freundliche, aber bestimmte Absage zu formulieren und muss nicht direkt auf eine Notlüge zurückgreifen.

Cheating Fremdgehen
Wenn eine Affäre in Erwägung gezogen wird, ist die Beziehung oftmals bereits in Schieflage.

Fremdgehen: aufregende Romanze oder unverzeihlicher Betrug?

Das Thema Fremdgehen beschäftigt uns in einem enormen Ausmaß. Zahlreiche Filme – sowohl Liebeskomödien als auch Dramen – erzählen von betrogenen Partnern und gescheiterten Ehen. Dazu sind mittlerweile tausende Ratgeber auf dem Büchermarkt, die sich mit der Frage beschäftigen, warum wir fremdgehen und wie wir dieses Verhalten unterbinden können. Affären scheinen in der Natur der Menschen zu liegen. Eine Umfrage von der Dating-Plattform Elitepartner erhob dazu Daten von 5.600 Menschen, die entweder in dem Moment oder in der Vergangenheit in einer monogamen Beziehung waren. Je nach Alter und Geschlecht variierten die Angaben, durchschnittlich ging jedoch jede dritte Frau und jeder vierte Mann fremd. Der Reiz des Unbekannten scheint dabei ein großer Faktor zu sein. Dazu spielen aber auch Probleme in der Beziehung, Kommunikationsschwierigkeiten und andere Gründe mit, weshalb Menschen ihre Partner betrügen.

Ob es jemals einen Trick geben wird, mit dem sich diese Problematik löst, ist wohl eher fraglich. Stattdessen können Fremdgeher jedoch hinterfragen, welche Situationen bei ihnen zu einer Affäre führen und welche Gefühle damit vielleicht verschleiert werden wollen. Fühlt man sich in der eigenen Beziehung eingeengt, nicht ausreichend begehrt oder sogar einsam? Und haben diese Themen wirklich mit dem Partner zu tun oder liegt der Schlüssel des Problems eigentlich in einem selbst? Wer häufig zum Fremdgehen neigt und sich damit vielleicht sogar die eine oder andere Beziehung verdorben hat, kann von einer therapeutischen Hilfe profitieren, um versteckten Hintergründen und Gefühlen auf den Grund zu gehen.

Ausbildung, Arbeit und Co.: scharfe Konsequenzen für Betrug

Während die Notlüge in der Freizeitgestaltung oder das Fremdgehen in der Beziehung vor allem emotionale Konsequenzen haben, kann Betrügen in anderen Bereichen des Lebens auch rechtliche Folgen haben oder Menschen in unangenehme Situationen bringen. Der Klassiker dabei ist z. B. das Schummeln bei einer Klausur an der Uni. Oftmals ist der Druck im Studium so hoch, dass Studenten keinen anderen Weg mehr sehen, als bei Prüfungen zu mogeln. Das wirkt im ersten Moment harmlos, kann jedoch zu einer Verwarnung oder sogar einem direkten Rauswurf führen. Die Überraschung ist dann groß, die Entscheidung kann jedoch nicht mehr zurückgenommen werden.

Einige Mogeltechniken sind beinahe unsichtbar. Das gilt z. B. für das Kartenzählen im Casino. Viele Spieler wollen dafür Edge Sorting lernen, eine Zählmethode, die als besonders effektiv gilt. Dabei wird das Design auf den Rückseiten der Spielkarten studiert, das oftmals unregelmäßig ist. Für viele klingen Edge Sorting und andere Formen des Kartenzählens als einfache Möglichkeit für große Gewinne. Dass diese Methoden im Glücksspiel jedoch illegal sind, ist vielen nicht bewusst. Kommt einem der Dealer dabei auf die Schliche, wird der gesamte Gewinn nicht ausgezahlt, dazu kann man ein Hausverbot in den Casinos der Region erhalten, das sogar lebenslang ausgesprochen werden kann. Das Hobby kann man dann nicht mehr ausführen.

Viele Menschen scheuen auch nicht davor, im eigenen Lebenslauf zu lügen. Das kann im Bewerbungsgespräch oder auch im späteren Arbeitsalltag jedoch unangenehme Folgen haben. Wer z. B. angibt, eine Fremdsprache fließend zu sprechen, sollte sich darauf gefasst machen, auch im Bewerbungsgespräch darauf getestet zu werden. Plötzlich führt das Gegenüber das Gespräch in Englisch weiter und der Bewerber verfällt in eine Schockstarre. Das Bewerbungsgespräch ist damit gelaufen, denn wer bereits zu Beginn lügt, wird selten eingestellt. Selbst bei den eigenen Hobbys sollte man keine außergewöhnlichen Sportarten oder Leidenschaften erfinden, um interessanter zu wirken. Vielleicht entdeckt der Interviewer nämlich eine gemeinsame Begeisterung und beginnt plötzlich damit, unerwartete Rückfragen zu stellen. Hier sollte man einfach zu sich selbst stehen und den Lebenslauf an das echte Leben anpassen. So kann man oftmals trotzdem Stellen bekommen, mit denen man nicht gerechnet hätte.

Betrügen, Fremdgehen, Notlügen und Mogeln – all das kann im Englischen unter dem Begriff „cheating“ zusammengefasst werden. Wenn man sich die einzelnen Situationen im Detail ansieht, wird schnell klar: Es lohnt sich so gut wie nie. Lügen wird für uns oftmals zum Ausweichmechanismus, wenn wir in einer unangenehmen Situation sind, uns in einer Beziehung nicht mehr wohlfühlen, uns im Job minderwertig sehen oder einfach überlastet sind. Manchmal geht es nicht anders und wir machen Fehler – und das ist in Ordnung! Trotzdem sollten wir hinterfragen, ob „cheating“ wirklich immer der einfachste Weg ist, um mit unserer Umwelt zu interagieren.

 

Fotos: RODNAE Productions / Pexels; freestocks / Unsplash

Ajouré MEN Redaktion
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