Jeder, der jemals Poker gespielt hat, kennt diesen Moment. Die Karten werden verteilt und man schaut, ob es der Dealer gut mit einem gemeint hat. Hast du ein schlechtes Blatt, musst du schnell entscheiden, ob du es oder ob du es nicht spielen möchtest. Hast du ein gutes Blatt, stellt sich die Frage des „ob“ nicht. In beiden Fällen steht eines fest: Niemand darf dir ansehen, welche der beiden Kategorien du auf der Hand hältst, denn dein Ziel ist es, dieses Turnier zu gewinnen. Beruhige dich also schon, bevor du das erste Mal deine Karten aufdeckst. Es könnten zwei Asse darunter versteckt sein und darauf musst du gefasst sein. Also setze dein bestes Pokerface auf. Ein dämliches Grinsen versaut dir an dieser Stelle vielleicht die Tour.
Jeder hat es schon mal gesehen, erlebt und auch selbst vollzogen: Einen Bluff. Der Begriff des Bluffens ist mittlerweile allgegenwärtig und nicht mehr nur beim Pokern ein fester Bestandteil des Jargons. Ob im Privatleben, bei der Arbeit, unter Freunden, beim Kauf eines neuen TV im Fachhandel oder eben wie hier, beim Pokern. Es wird geblufft, was das Zeug hält, und allzu oft setzen wir ein Pokerface auf. Doch hast auch du das Zeug zum perfekten Bluff? Kann man Bluffen lernen? Und worauf musst du achten, um zu erkennen, ob und wann andere Mitspieler bluffen? Wir verraten es dir.
Was dein Pokerface nicht für sich behalten kann:
Es gibt ja so einige Meinungen, wie man Menschen während einer Pokerpartie beim Bluffen erwischen kann, selbst wenn das Pokerface noch so gut ist. Hier handelt es sich natürlich nicht um eine 100 % genaue Wissenschaft, aber dennoch, es gibt sie: Anzeichen für einen Bluff und diese Anzeichen verstecken sich NICHT nur im Gesicht. Genau genommen gehören die Anzeichen eines Bluffs im Gesicht sogar zu den ungenauesten und am leichtesten beeinflussbaren. Daher raten dir Wissenschaftler von der Columbia University vom Blick ins Gesicht ab. Und auch die weit verbreitete Meinung, eine pulsierende Halsschlagader würde den Eindruck von Nervosität erwecken, stimmt nicht wirklich.
Korrekt ist, dass unser Puls steigt, wenn wir aufgeregt sind, doch den Unterschied vom Ruhepuls zu einem schnellen zu erkennen, das Ganze während einer Pokerpartie, mit vielleicht schlechtem Licht, ist schier nicht machbar. Hinzu kommt, dass Spieler, die sich damit auskennen, nicht selten mit der eigenen Hand am Hals am Tisch „fläzen“, um genau diese Schlagader zu verbergen. Doch auch das kann ein Bluff sein. Vielmehr ist es so, dass der ausschlaggebende Punkt die Hände sind. Richtig gehört. Hände. Wieso, weshalb, warum? Das Stichwort ist: „Smoothness of Motion“. Was ist damit genau gemeint?
„Smoothness Of Motion“: Wenn dein Körper die Kontrolle übernimmt.
Wissenschaftler führten mit Poker-Laien Tests durch. Bei den Laien handelte es sich um amerikanische Studenten. Ziel war es, die Wertigkeit der beiden Karten des Gegenspielers beim Pokern einzuschätzen. Probanden, die die Aufgabe hatten, sich nur auf das Gesicht zu konzentrieren, hatten ein beinahe heiteres Rätselraten. Nichts als Zufall und Glück. Bei den Probanden, die die Hände im Auge zu behalten hatten, sah es schon ganz anders aus. Mit großer Erfolgsquote erkannten diese, wann ein Gegenspieler bluffte und wann nicht.
Das Geheimnis liegt schlichtweg in der „Smoothness of Motion“ oder anders gesagt, in der Gleichmäßigkeit unserer Bewegungen. Diese Gleichmäßigkeit, so wurde herausgefunden, wird massiv gestört, sobald unser Inneres auf „Aufregung“ umschaltet. Dein Pokerface verliert damit automatisch den Zweck. Die Auswirkungen erkennen am Tisch sitzende Spieler dann, wenn der Bluffer an der Reihe ist seinen Einsatz zu legen. Anhand der Tatsache wie er die Chips reinschiebt, legt oder schmeißt, lässt sich mit etwas Übung und Konzentration erkennen, ob er aufgeregt ist oder nicht. Hier muss das Auge natürlich ein bisschen dran gewöhnt werden, aber wenn Laien dies mit großem Erfolg geschafft haben, dann sollte das auch am heimischen Pokertisch funktionieren.
Wir wünschen dir jetzt schon viel Erfolg beim Testen und beim Ausnutzen deines eigenen, jetzt gut geschulten, Pokerface.
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Fotos: LightFieldStudios / Getty Images