„Lindenberg! Mach dein Ding“ & „Auerhaus“ sind erst der Anfang
Max von der Groeben legte den Grundstein für seine gelungene Karriere schon als kleines Kind. Heute gehört er zu den bekanntesten deutschen Gesichtern auf der Leinwand und dies trotz seines noch relativ junges Alters. Seine Rolle als Daniel Becker in „Fack ju Göthe“ verschaffte ihm die Aufmerksamkeit, auf die er viele Jahre lang hinarbeitete. Dass er als Schauspieler noch viel mehr zu bieten hat als Komödien im Klassenzimmer, stellt er jetzt unter Beweis. In „Lindenberg! Mach dein Ding“ spielt er den besten Freund Udo Lindenbergs und zeigt beinahe im selben Atemzug bei „Auerhaus“, dass er auch zu sehr tragischen Rollen fähig ist. Max hatte seine Ziele schon immer vor Augen, doch wie er sie erreichen konnte, weshalb ihm die Schauspielschule so gut getan hat und was 2020 noch alles auf dem Programm steht, erfährst du jetzt.
Auch wenn du schon seit 2004 vor der Kamera stehst, war doch für viele Zuschauer dein Durchbruch nach „Fack ju Göthe“ im Jahr 2014. Erst drei Jahre später hast du deine Schauspielausbildung in München und New York absolviert. Jetzt stehen die beiden Kinofilme „Auerhaus“ und „Lindenberg – Mach dein Ding!“ in den Startlöchern. Das hört sich alles nach einer wohlüberlegten Karriere an. War das so geplant oder manchmal göttliche Fügung?
(lacht) Ich habe schon während meiner Schulzeit viel mit Schauspielerei zu tun gehabt und mir bereits früh die Frage gestellt, ob ich diesen Beruf denn mein Leben lang ausüben möchte. Natürlich möchten viele Kinder in diesem Alter Schauspieler werden, denn es ist einfach ein toller Beruf. Nach meinem Abitur habe ich mich dann intensiver mit dem Berufswunsch Schauspieler beschäftigt und mir überlegt, mich einfach mal an Schauspielschulen zu bewerben. Mein Plan war, diesen Beruf voll durchzuziehen, sofern mich eine dieser Schauspielschulen annehmen würde. Glücklicherweise ging mein Plan voll auf. Mein zweiter Plan bzw. Traum war es, in New York auf die Lee Strasberg Schauspielschule zu dürfen, was ebenfalls geklappt hat. Meine Pläne bezüglich Ausbildung sind also aufgegangen; was meine Rollen angeht, so kann ich das natürlich nur bedingt beeinflussen. „Fack ju Göthe“ war ein großes Glück für mich und dass dieser so gut angenommen wurde, war großartig. Die Aufmerksamkeit, die mir dadurch zuteilwurde, war für mich durchaus lebensverändernd. Doch das lässt sich im Vorfeld nicht planen. Heute freue ich mich darüber in einer Situation zu sein, wo ich teilweise überlegen darf, ob ich eine Rolle annehme oder nicht.
Viele deiner Schauspielkollegen kamen zur Schauspielerei wie die Jungfrau zum Kind. Gibt es denn in deinen Augen merkbare Unterschiede was das Können angeht, wenn man wie du eine Ausbildung oder Studium in diesem Gebiet hinter sich hat?
Ich glaube, dass das sehr Typ-abhängig ist und dass viele Leute auf einer Schauspielschule auch gar nicht klarkommen oder dass diese Schule sie nicht wirklich weiterbringt. Dieser learning-by-doing-Prozess direkt vor der Kamera kann für viele sehr gut passen. Fakt ist aber, dass wenn man Theater spielen möchte, worauf ich große Lust habe, man um eine Ausbildung nicht herumkommt. Hier kommt es dann auf verschiedene Techniken an – zum Beispiel wie man atmen muss, um richtig sprechen zu können, wie muss man sich bewegen, um einen Ausdruck bestmöglich transportieren zu können und wie geht man mit Texten und Sprache um. Ich persönlich glaube, dass mir die Schule definitiv gutgetan hat und ich mich als Schauspieler weiterentwickeln konnte. Eine Schauspielschule ist also wirklich nicht verkehrt, schon allein, um seinen eigenen Horizont zu erweitern. Auch heute überlege ich noch immer, vielleicht noch weitere Fortbildungen auf Schauspielschulen zu machen, um einfach noch einen Schritt weiterzukommen. Am Ende des Tages muss dies aber jeder Schauspieler für sich selbst entscheiden, ob eine Schule infrage kommt oder nicht.
Am 05. Dezember erschien der Kinofilm „Auerhaus“. Der Film spielt in den 80er Jahren mit den Themen Erwachsenwerden, Depressionen, der erste Sex, Homosexualität, Teenager. Was erwartet die Zuschauer genau?
Es geht um eine Gruppe von Jugendlichen, die zusammenziehen, denn meine Rolle „Frieder“ hat Selbstmordgedanken. Jeder dieser jungen Leute hat natürlich seine eigenen Probleme, wie das in diesem Alter ebenso ist. Die Hauptfigur „Höppner“ sucht sich sozusagen selbst und will herausfinden, was er von der Welt erwartet und umgekehrt. „Frieder“, der unter Depressionen leidet, sucht nach dem Sinn des Lebens. Am schönsten würde ich finden, wenn die Zuschauer mit zwei weinenden Augen aus dem Film gingen – eines tränend vor Lachen und das andere, weil es eben auch durchaus traurige und ernste Themen sind. Die Mischung aus der anfänglichen Leichtigkeit und der dann steigenden Tragik und Ernsthaftigkeit ist in meinen Augen sehr gut gelungen und macht diesen Film so „rund“.
Du bist ja erst 1992 geboren und somit ein 2000er Kind, während „Auerhaus“ in den 80ern spielt. Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet oder war das für dich eher easy?
Ich habe mich in diesem Fall gar nicht so richtig mit der Zeit auseinandergesetzt, da diese meines Erachtens für meine Rolle nicht so wichtig war. Ich muss aber dazu sagen, dass wir mit unserer Regisseurin Neele Vollmar in einem Auto durch diese ländliche Gegend gefahren sind und eine 80er Playlist hörten (lacht). Für mich persönlich lag die Vorbereitung darin, mich mit den Auswirkungen von Depressionen auseinanderzusetzen. Ich habe mir diesbezüglich also viel Lektüre durchgelesen und versucht, mich bestmöglich darauf einzustellen. Natürlich handelt es sich um eine schlimme Krankheit und ein „gesunder Kopf“ wird das sicherlich nicht zu einhundert Prozent nachvollziehen können, doch ich habe versucht, diese Krankheit so gut als möglich zu verstehen. Wenn ich jetzt von „Auerhaus“ zu „Lindenberg! Mach dein Ding!“ switche, muss ich sagen, dass ich mich für meine Rolle dort durchaus mit der Zeit auseinandergesetzt habe. Dieser Film spielt in den 70er Jahren und hier hat Musik nochmal eine ganz andere Rolle gespielt. Hinzu kommt, dass ich einen Musiker spiele, was eine Vorbereitung auf die 70er Jahre etwas wichtiger machte.
Max von der Groeben in Auerhaus
Am 16. Januar 2020 erscheint dann bereits der nächste Film mit dir. In „Lindenberg! Mach dein Ding!“ spielst du den Bassgitarristen Steffi Stephan, einen der wichtigsten Menschen in Udo Lindenbergs Leben. Jetzt ist Udo Lindenberg ja ein echtes deutsches Urgestein, der hierzulande sehr bekannt ist. Wie war es denn für dich, bei diesem Film mit so einer wichtigen Rolle mitzuspielen? Sind die Anforderungen an einen selbst andere als sonst?
Ich habe mich wahnsinnig gefreut, bei diesem Projekt dabei sein zu dürfen. Ich will nicht sagen, dass ich mit Udo Lindenberg aufgewachsen bin, aber mein Vater hörte Udo und dadurch kannte ich sehr viele seiner Songs, die ich bis heute mitsingen kann und diese Musik auch mag. Einen wichtigen Teil in diesem Film spielen zu dürfen, hat mir also viel bedeutet. Ich habe mir nicht mehr oder weniger Druck gemacht als sonst, denn ich versuche mich auf alle meine Projekte sehr gut vorzubereiten und mit dem gleichen Maß an Professionalität und Leidenschaft heranzugehen. Es war eine tolle Zeit.
Konntest du Udo und Steffi Stephan persönlich im Zuge deiner Vorbereitungen kennenlernen?
Ich habe mir zu Steffi Stephan viele Interviews angeschaut sowie natürlich auch zu Lindenberg. Auf der Premiere habe ich Steffi Stephan dann endlich kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und hatten Spaß. Zudem sagte er mir, dass ich ihn im Film bestens vertreten habe, was mich natürlich sehr freut. Udo habe ich während den Drehzeiten getroffen, da er zu uns ans Set kam. Das war tatsächlich cool (grinst).
Worauf dürfen sich die Zuschauer denn bei „Lindenberg!“ freuen?
Natürlich stehen Udo und seine Musik im Vordergrund und ich finde, dass seine vielen großartigen Songs sehr gut in den Film integriert wurden. Auf die Musik können sich die Zuschauer also schon einmal freuen. Sie können sich aber auch auf einen Film über Freundschaft freuen – nämlich die zwischen Udo und Steffi Stephan. Hier geht es auch wieder darum, seinen eigenen Weg zu finden. Gerade bei Udo, der immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hat und es dennoch schafft, seine Ziele und Träume nicht aus den Augen zu verlieren. „Lindenberg!“ ist zwar völlig anders als „Auerhaus“, aber ebenfalls ein tolles Projekt, auf das ich stolz bin und mich sehr freue, wenn er in die Kinos kommt.
Max von der Groeben in Lindenberg!
Man sagt ja oft, dass früher alles besser war. Jetzt hast du zwei Filme gedreht, die in den 70er und 80er Jahren spielten und hast den direkten Vergleich zum heutigen Internetzeitalter mit YouTube, Instagram und Facebook. War denn in deinen Augen früher tatsächlich alles besser?
Das würde ich so nicht sagen. Ich bin eher der Meinung, dass früher einfach alles anders war. Jede Zeit hat seine Vor- und Nachteile und natürlich war es in den 70er und 80er Jahren schön, als es noch keine Handy gab und Menschen nicht immer erreichbar sein mussten. Heute hat sich vieles komplett verändert, doch auf der anderen Seite ist es ja auch toll, was wir heute für Möglichkeiten haben. Wir können mit der ganzen Welt kommunizieren und ist für seine Freunde immer erreichbar, was in diesem Fall ja etwas Gutes ist. Die Welt hat sich also irgendwie verkleinert und ich finde das gar nicht schlecht. Binnen Sekunden können wir uns sämtliche Informationen aus dem Internet besorgen, mit Freunden kommunizieren und vieles mehr. Diese Möglichkeiten sind großartig und machen ein Leben in unserer Zeit natürlich auch lebenswert.
Wenn man deinen Instagram-Account anschaut, dann postest du nicht wirklich viel Privates, sondern eher alles rund um deine Projekte. Viele deiner Kollegen handhaben das anders. Wieso du nicht?
Ich mache das einfach anders, denn mich nervt so ein bisschen diese Selbstdarstellung, die man heute in allen sozialen Medien zu sehen bekommt. Ich nutze diese Kanäle beruflich und da stehen meine Projekte einfach im Vordergrund. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch wichtig und schön, seine Privatsphäre etwas zu schützen, denn es muss nicht immer jeder wissen, was ich gerade esse, wie ich dusche und wo ich mich gerade aufhalte (lacht).
Jetzt hast du in den letzten Jahren in deinem Job schon viele Genres bedient. In einer perfekten Welt: Was möchtest du in den nächsten Jahren beruflich noch erleben, was dich ganz besonders reizt?
Zunächst einmal bin ich aktuell sehr glücklich und kann mich wirklich nicht beschweren (grinst). Ich habe gerade ein weiteres tolles Projekt namens „Hinterland“ abgedreht, auf welches ich mich jetzt schon freue. Das Besondere hieran ist, dass wir im Prinzip alles vor einem Blue-Screen gedreht haben, was eine ganz besondere Erfahrung für mich war. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren mit vielen weiteren interessanten Projekten weitergeht. Es ist aber auch so, dass ich während meiner Zeit in der Schauspielschule immer mal wieder Theater gespielt habe und hierauf wieder große Lust hätte. Ich könnte mir also eine Rolle auf der Bühne durchaus wieder vorstellen. Doch vielleicht kommt wieder alles anders (lacht).
Fotos: Mathias Leidgschwendner; Warner Bros. Germany; DCM