Er ist jung, ein musikalisches Ausnahmetalent und humorvoll wie nur wenige. Jonas Monar hat am 1. März seine neue Single „Nirvana“ auf den Markt gebracht und auch sein Album erscheint im Herbst 2019. Er fliegt von Auftritt zu Auftritt und organisiert zwischendurch noch seine neue Tour durch Deutschland, die am 3. Oktober startet. Welchen Bezug er zum Hashtag #dubistmirwichtig hat, was Nirvana für ihn bedeutet und was das ganz große Alleinstellungsmerkmal seiner „2 Planeten“-Tour ist, erfährst du jetzt. Wir haben uns mit Jonas getroffen und selten so viel gelacht.
Über Linkshänder sagt man, sie seien intelligenter als Rechtshänder. Was sagst du dazu? *grins*
Natürlich! :) Nein, ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Ich habe mal irgendwann gehört, dass Linkshänder die Gehirnhälften irgendwie anders connecten können, aber ich denke, das ist Quatsch, denn ich kenne ein paar Linkshänder und die würden das Gegenteil zu dieser Theorie beweisen, denn die sind wirklich nicht die hellsten Leuchten (lacht). Auf der anderen Seite ist Emilia Clarke auch Linkshänderin und sie ist echt heiß. Sogar meine Freundin findet sie gut. Aber das hat ja nichts damit zu tun, dass die alles mit Links macht.
Du hast ja dreieinhalb Jahre in Berlin gewohnt. Gefällt dir die Großstadt denn nicht besser als das Landleben in Wetzlar oder verbringst du in beiden Ecken gerne Zeit?
Ich möchte auf keinen Fall eines davon missen, denn ich mag tatsächlich beides. Für mich ist es wichtig, dass ich jetzt, wo ich Berlin „durchhabe“ und alles mal gemacht habe, etwas sesshafter werden kann. Ich habe hier die schrägsten und abgefahrensten Partys gefeiert, habe eine tolle Zeit erleben dürfen und beinahe alles erlebt, was Berlin zu bieten hat. Für mich war es irgendwann eine Beziehungsfrage, denn als ich nach Berlin gegangen bin, ist meine Beziehung kaputtgegangen und ich war mit meiner Freundin über vier Jahre zusammen. Wir waren daraufhin eine ganze Zeit lang getrennt und jetzt bin ich wieder mit ihr zusammen. Ich habe mir dann meine letzten Jahre in Berlin angesehen und bemerkt, dass ich keinen einzigen Monat mehr als 13 Tage in Berlin war, da ich sehr viel unterwegs gewesen bin. Ich war auf Konzerten, Interviews, hatte Bandproben und vieles mehr. Und deshalb war klar, dass ich ohne Probleme woanders leben kann und die paar Tage in Berlin bei Freunden oder in Hotels unterkommen kann.
Mein großes Glück ist, dass meine Freundin so gut wie nicht eifersüchtig ist und akzeptiert, dass ich oft unterwegs bin. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie damals mit mir in das ganze Leben eines Sängers reingewachsen ist. Ich war ja nicht in Castingshows und von heute auf morgen unterwegs, sondern habe den ganz klassischen Weg beschritten. Wir hatten damals eine Band, aber kein Management und auch kein Label und mussten selbst zusehen, dass wir uns etwas aufbauen. Dennoch haben wir es geschafft, damals über 50 Gigs zu realisieren und dadurch wuchs meine Freundin in dieses Leben mit hinein.
Vom Lehramtstudium, das du nicht ganz abgeschlossen hast, über Erzieherausbildung zum Musiker. Kam die Idee für dieses Business so spät, oder wollest du erst eine Basis schaffen, falls das mit der Musik nicht so funktioniert, wie du es dir vorstellst?
Ich glaube, die Wenigsten haben auf dem Schirm, dass du nicht einfach einen Song schreibst und über Nacht berühmt wirst. Dieses Glück haben nur die Allerwenigsten und es ist super selten. Um in diesem Business erfolgreich zu werden, musst du akzeptieren, dass der Weg nach oben ein schleichender Prozess ist. Dahinter steckt so viel Arbeit und so viel Kreativität, denn selbst manche unserer bekanntesten deutschen Sänger haben zwei oder mehr Alben releasen müssen, bevor überhaupt mal eins in die Charts einstieg. Man muss hier einfach die Zähne zusammenbeißen und „hustlen“ (engl.: sich anstrengen) und das war mir von vorneherein klar.
Ich wäre zwar auch gerne der eine von Eintausend gewesen, der es über Nacht schafft, aber das ist einfach unrealistisch. Mir war damals aber immer klar, dass, solange ich Job-technisch zweispurig fahren und etwas Safes machen kann, dann werde ich das durchziehen, bis es nicht mehr geht.
Siehst du dich selbst in einer Sparte wie unsere ganzen deutschen Popsänger wie Mark Forster, Andreas Bourani und Max Giesinger?
Musikalisch auf jeden Fall. Ich mache Straight-Pop und das war auch schon immer so, denn ich habe mein ganzen Leben lang Popmusik gehört und war nie ein Indi-Kind, das meinte, es muss den coolen Kram hören. Ich bin einfach ein Pop-Opfer (lacht). Das Gute an Pop ist, dass es eine eingängige Musik ist, bei der du einfach mitsingen kannst und hieran liegt als Künstler auch der größte Anspruch. Es ist sehr schwer, einen Song zu schreiben, auf den sich alle einigen können, wie zum Beispiel „Au revoir“ von Mark Forster. Viele Songwriter werden dir das mit Sicherheit bestätigen. So ein Singer-Songwriter-Dude, der irgendwo alleine mit seiner Gitarre steht, hat es da viel einfacher, denn er ballert seine Gefühle raus. Es muss sich auch nicht zwingend reimen und sagt, dass genau das sehr real sei. Aber einen Song zu machen, bei dem das Radio sagt: „wow, darauf können sich alle einigen“ – das ist schon sehr schwer und passiert nur drei bis vier Mal im Jahr.
Du bist in einer super musikalischen Familie aufgewachsen und hast schon sehr früh Instrumente gespielt. Ebenso deine Brüder. Gab es nie die Idee, deine Bros mit ins Boot zu nehmen?
Das ist ja mal eine schöne Frage! Tatsächlich habe ich mit zwei von drei meiner Brüder, David und Sam, immer viel Musik gemacht. David spielte Klarinette und fantastisch Flöte und mit ihm war ich viel auf Hochzeiten, wo wir gemeinsam gespielt haben. Mein jüngster Bruder Sam (22 Jahre alt) ist, zumindest behaupte ich das, musikalisch der talentierteste. Er spielte Bass und durch ihn habe ich damals Nirvana kennengelernt, sowie auch alle anderen coolen Bands. Er hat irgendwie immer den heißen Scheiß am Start gehabt (lacht).
Ich habe damals einen Chor geleitet, um mir nebenher etwas Geld zu verdienen und das war eine echt geile Zeit. Hier stieg auch Sam oft mit ein und hat Bass gespielt. Aber er hatte zum einen nie den Hunger nach Erfolg im Musikbusiness und zum anderen glaube ich, war ich ihm einfach zu uncool (lacht).
Mit der Single #DuBistMirWichtig hast du auf Suizidprävention aufmerksam gemacht. Was bedeutet dieses Thema für dich persönlich und wie kam es dazu?
Ich war in einem Writing-Camp für mein zweites Album, welches im Herbst kommt. Vor ziemlich genau einem Jahr waren wir in einem Studio in Malaga, wo wir Songs geschrieben haben. Eines Abends kam eine E-Mail von meinem Management rein, dass Caritas eine Kampagne zum Thema „Suizidprävention“ für Jugendliche und junge Erwachsene startet – so wie jedes Jahr. Ich wurde gefragt, ob ich nicht einen Song hierzu schreiben möchte. Die Kampagne lief unter dem Hashtag #DuBistMirWichtig. Natürlich reicht ein Song nicht, um diese Probleme zu beheben, aber es ist ein Thema, welches mich sehr interessiert und bewegt, denn eine Kindheitsfreundin von mir hat sich damals das Leben genommen.
Überraschenderweise ging uns der Song sehr schnell von der Hand und wir haben dann über unser Smartphone eine Memo aufgenommen und es abgeschickt. Das Studio in Berlin war total begeistert und bat mich, sofort zu kommen, um eine Piano-Version einzusingen. Das wurde dann an die Agentur geschickt, die hat das sofort abgenickt und fand es hammermäßig. So kam eins zum anderen. Ich habe mich dann mit meiner Plattenfirma zusammengesetzt und wir haben eine offizielle Single daraus gemacht. Am 10. September hatten wir dann ein Charity-Konzert im Columbia Theater, wo ich den Song zum ersten Mal live performt habe. Das war ein ganz besonderer Moment für mich.
Wie sieht eine normale Woche bei dir aus? Du hast in dieser Branche sicherlich nicht viel Freizeit.
Ich sitze tatsächlich sehr viel im Auto oder im Flugzeug und bin viel unterwegs. Gerade war ich im Fernsehgarten drei Tage auf Gran Canaria, dann Bandproben, Songwriting-Sessions in Mannheim, jetzt gerade bin ich in Berlin, Radiointerviews, Gesangsaufnahmen und vieles mehr. Ich habe schon viele Termine momentan, aber das ist toll, es macht mir viel Spaß und ich bin sehr dankbar für all das. Ich erlebe dadurch natürlich auch Dinge, die andere vielleicht nicht erleben dürfen.
Zum Beispiel war ich für ein Musikvideo-Dreh in Südafrika. Diese Schönheit vor Ort hat mich gepackt. Als wir dort ankamen, war ich 18 Stunden unterwegs und habe den tollsten Sonnentergang ever erlebt. Hierfür bist du dann einfach nur dankbar und weißt, welches Privileg dir zugutekommt.
Die Band Nirvana hat eine ganze Generation geprägt. Ihre Blütezeit hast du aber nicht unbedingt mitbekommen. Wie bist du dazu gekommen und was bedeutet das Wort Nirvana für dich?
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Song aufzufassen. Zum einen das Nirvana – sprich, das Leben nach dem Tod. Aber darum geht’s in diesem Fall nicht. Bei mir geht’s einfach nur um die Band Nirvana. Dieser Song ist ein Stück weit eine Hommage an meinen Bruder Sam. Er hat mir diese Band ja sozusagen vorgestellt und eines seiner ersten Lieder, die er spielen konnte, war „Come As You Are“. Ich zitiere diesen Song sogar an einer Stelle. Eine Hommage an die Freundschaft und an dieses „ich bin jederzeit für dich da, wenn mein Bruder mich braucht“. Diese besondere Hingabe, die man für manche Menschen hat, die wollte ich zum Ausdruck bringen. Von diesen Menschen hat man nicht viele und man muss sie sich warmhalten, denn es sind die wichtigsten Personen in deinem Leben.
Gibt es bei dir einen Masterplan für das Songschreiben?
Tatsächlich nicht, denn ich habe schon an den verschiedensten Orten geschrieben. Den Song, der wohl als nächste Single kommt, habe ich im Flugzeug geschrieben, als ich auf dem Weg zur Fernsehgarten-Aufzeichnung war. Er heißt „Beste Version“. Man muss sich das so vorstellen. Ich saß in der Condor auf dem Weg nach Fuerteventura und war alleine unterwegs. Neben mir saß noch so ein Dude und über mir tropft die Klimaanlage – auf meine Hose. Der Dude neben mir schaut mich an und grinst nur. Und das Ding tropft und tropft… In dieser bescheidenen Situation sitze ich also da und das Personal bringt mir eine Decke, damit es nicht länger auf meine Hose tropfen muss. Völlig blöde! Aber auf einmal war ich extrem inspiriert und schreibe in meinem Handy diese Worte rein. So entstand der Song „Beste Version“. Egal was du machst, egal wie reich du bist, so wie du bist, bist du die beste Version. Aber mehr will ich noch nicht verraten. Ich habe auch mal einen Song auf einer ICE-Toilette geschrieben. Ich war so vertieft und irgendwann bin ich dann aus dieser Toilette wieder raus und da stand eine alte Oma und schaute mich fragend an, was ich denn so lange auf der Toilette getrieben haben könnte (lacht).
Was macht die 2 Planeten-Tour anders als andere Tourneen? Und worauf dürfen sich deine Fans ganz besonders freuen?
Ich bin bei Konzerten extrem spontan. Wir hatten schon große Lachmomente. Ich habe zum Beispiel mit einem Kumpel einen Song geschrieben, als er bei mir zuhause war. So ist der Kaffee-Song entstanden. Diesen Song habe ich dann auf den Social-Media-Plattformen geteilt und das war’s. Auf dem Konzert riefen die Fans auf einmal, ich soll den Kaffee-Song spielen. Das war in Kiel beim Abschlusskonzert. Ich setze mich also ans Klavier, während meine Band den Song aber gar nicht kannte. Die haben ihn zwar in meiner Insta-Story gesehen, aber das war’s auch schon. Die Band stand natürlich blöd da und wusste nicht, was sie machen soll. Aber nach und nach stieg die Band ein und improvisierte. Der ganze Track ging dann über fünf Minuten und es war toll. Aber weder meine Band, noch mein Ton- und Lichtmann finden das sonderlich cool, denn niemand weiß, was zu tun ist. Ich glaube aber, meine Fans schätzen es, dass ich bereit bin, so einen Quatsch zu machen. Ansonsten haben wir beim Konzert eine tolle Lightshow. Diese habe ich extra für mich designen lassen. Die war sehr teuer und nimmt richtig viel Platz weg, aber es hat sich gelohnt und sieht mega aus. Für das Level, auf dem ich mich befinde, ist das auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal.
Wofür würdest du alles stehen und liegen lassen?
Für meine Freunde, meine Familie und die wichtigen Menschen in meinem Umfeld. Ich bin wirklich gesegnet mit liebevollen Menschen und dafür bin ich unendlich dankbar. Sollten diese Leute Hilfe brauchen, bin ich sofort für sie da.
Vielen Dank Jonas für dieses tolle und lustige Interview. Viel Glück für deine kommenden Gigs und bleib so spontan wie du bist!
Jonas Monar mit Daniel Heilig im AJOURE´ Men Interview
Fotos: Ben Wolf