Ab dem 17. August ist das bewegende Drama DIE HÜTTE – EIN WOCHENENDE MIT GOTT endlich als DVD und Blu-ray erhältlich. Auch Life- & Business-Coach Steffen Kirchner war bereits beim Kinostart von dem Film schwer angetan und konnte einige Erkenntnisse für sich und seine Arbeit daraus ziehen.
Steffen, was waren deine ersten Gedanken, als du dir den Film angesehen hattest?
Ganz ehrlich: Der erste Gedanke war, dass der Film vielleicht sogar etwas zu krass für bestimmte Leute ist, um ihn sich anzuschauen. Das Feedback des Publikums war wirklich fantastisch und das Buch war auch thematisch super, obwohl ich es nicht so sehr im Detail gelesen habe. Ich war also noch relativ unbefleckt, was das angeht. Ich fand den Film großartig, habe mir aber auch gedacht: Wenn man sich selbst damit verbindet und auch einen schweren Verlust erlitten hat, der vielleicht noch nicht emotional verarbeitet wurde, dass der Film dann richtig aufreißen kann. Das kann gut, aber auch schlecht sein. Eigentlich sollte der Film ein Anstoß für Leute sein, welche merken: „Boah, der lässt mich an mir arbeiten und stößt an.“
Der Protagonist des Films kann nach einem schweren Schicksalsschlag mit einer Reise zu sich selbst sein Leben von Grund auf verändern. Inwieweit bist du als Life Coach auch als eine Art Psychologe tätig?
Also ich bin ja kein Psychologe in dem Sinne. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Unterscheidung zwischen dem, was ich mache und das, was ein Psychologe oder auch ein klassischer Therapeut macht, ist, dass sich letztere mit klassischen Krankheitsbildern beschäftigen. Und ich als Life Coach darf das schon rein gesetzlich nicht. Wenn also jemand mit einer Sucht, einer Störung oder Ähnlichem zu mir kommt, dann darfst du als Coach nicht an diesem Thema arbeiten.
Ich bin eher dafür da, um den Leuten zu helfen, ein Leben aufzubauen – wir arbeiten zukunfts- und ressourcenorientiert. Der Übergang zur seelischen Verletzung ist da immer sehr fließend, aber wenn wirklich tiefliegende Störungen vorliegen, dann gehört das in die Hände vom Psychologen und nicht mehr in meine. Egal ob ich es könnte oder nicht – die Frage ist, ob es zulässig ist.
Steffen Kirchner
Welchen Ratschlag gibst du Menschen, um sich selbst oder auch anderen vergeben zu können?
Natürlich kann ich auch Ratschläge geben, aber man muss dann immer unterscheiden, ob ich daran arbeite oder ob ich jetzt privat einem Freund einen Ratschlag gebe. Wenn ich dafür bezahlt werde und wirklich mit tiefen Depressionen konfrontiert werde, und im Film hat man ja auch ein Krankheitsbild erkannt, dann kann ich das nur in Zusammenarbeit mit dementsprechenden Kollegen, welche auf Psychologie spezialisiert sind. Ich würde auf jeden Fall dazu raten, sich psychologisch behandeln zu lassen, falls ein derartiges Krankheitsbild vorliegt.
Es gibt auch viele Psychologen, die mit Coaching Tools arbeiten – gerade im Bereich der „Positiven Psychologie“ nach Seligman ist man äußerst fortgeschritten. Hier wird einfach ressourcenorientiert gearbeitet und nicht so sehr in die Vergangenheit geschaut. Deshalb würde ich natürlich beraten, aber ich empfehle: Hole dir auf alle Fälle erst einmal Hilfe bei einem Psychologen, wenn ein Krankheitsbild vorliegt. Natürlich würde ich dann auch aus meiner Coaching-Sicht zuarbeiten. Jeder muss an seiner eigenen Baustelle abgeholt werden und da hat der Coach nichts zu suchen.
Unter einem Business Coach kann man sich schon eher etwas vorstellen, aber was sind deine typischen Aufgaben als Life Coach?
Die Aufgaben eines Life Coachs gehen in die Richtung, dass Leute zu mir kommen und sagen, sie brauchen Hilfe, um etwas aufzubauen. Sei es die Beziehung, die gerade nicht so läuft oder der Job, in dem man sich einfach nicht einfinden kann. Am besten kannst du dir das mit einer Zahlenskala vorstellen. Nehmen wir an: Jeder Mensch hat eine Glücklichkeitsskala von eins bis zehn. Menschen, welche bei minus zehn stehen und auf plus zehn wollen, sind bei mir an der falschen Adresse, denn solch unglückliche Menschen haben meist ein traumatisches Ereignis zu verkraften.
Wiederum Leute, die von minus drei auf plus drei kommen wollen, sind bei mir schon eher richtig, da sich hier keine Krankheitsbilder wiederfinden. Auch Menschen, die bereits auf plus drei stehen und auf plus zehn kommen wollen, kommen zu mir. Sie haben schon etwas erreicht, sind z.B. selbstständig und wollen Unternehmer werden oder ihr Umfeld, welches sie blockiert, auflösen, um einfach Leistung und Erfüllung zu stärken.
Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott
In wieweit spielt das Thema Liebe bei deiner Arbeit als Coach eine Rolle?
Das Thema Liebe kommt oft vor. Meistens geht es nicht um das Thema, das mir die Leute nennen. Man muss sich ja auch fragen, was hinter der obersten Schicht des Problems liegt. Es geht entweder um Liebe zu dem, was ich tue, Liebe zu einer anderen Person oder Liebe zu mir selbst. Diese drei Beziehungen im Leben gibt es. Wir identifizieren uns über unsere Tätigkeit, und nicht selten fragt man andere Menschen, was sie machen.
Probleme mit Liebe zu anderen Menschen sehe ich auch oft, aber am meistens geht es um die Liebe zu sich selbst, also um das Selbstwertgefühl. Da steckt meistens der Hase im Pfeffer, denn die meisten Probleme im Leben sind eben Selbstwertprobleme.
Glaubst du selbst an Gott bzw. bist du religiös?
Nein, ich bin überhaupt nicht religiös in dem Sinne, aber ich bin schon gläubig. Allerdings nicht einer Religion gegenüber, aber ich glaube durchaus an eine Macht oder Kraft, die es da auf alle Fälle gibt – also etwas Höheres. Aber ich sage immer: In meiner Glaubensrichtung gibt es nur ein Mitglied und weitere Aufnahmen sind leider ausgeschlossen. (lacht)
Zum Film
Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott
Erscheint am: 17. August 2017
Spieldauer: 128 Minuten
Fotos: Steffen Kirchner; Concorde Filmverleih GmbH
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