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Macht Facebook abhängig?

Immer mehr Menschen nutzen soziale Internetplattformen wie Facebook und sind auf diesen sogar täglich mehrere Male unterwegs. Hat Facebook vor einigen Jahren noch die Minderheit der Menschen genutzt, so ist es heute gar nicht mehr wegzudenken. Fast jedem ist der Name Facebook ein Begriff und viele Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen sind dort angemeldet. Waren es zu Beginn vor allem die jüngeren Altersklassen, sind es heute auch ältere Menschen und sogar Großeltern, die das Leben ihrer Enkel im Internet verfolgen möchten. Doch was ist es genau, was uns an Facebook so fasziniert und macht es eigentlich abhängig?
 

Wir erfinden uns neu

Das gut aussehende Mittagessen posten, Berichte mit Freunden austauschen oder einfach die neusten Nachrichten auf der Startseite nachlesen – täglich besuchen wir mehrere Male Facebook, um dort verschiedenen Tätigkeiten nachzugehen. Dabei ist unser persönlich angelegtes Profil ein Abbild unserer selbst. Eine Studie der Universität von Texas aus dem Jahr 2004 kommt zu dem Ergebnis, dass unser Profil so aussagekräftig wie die Gestaltung unseres Wohn- oder Schlafzimmers ist. Genau, wie wenn du in dem Zimmer einer Person stehst, kannst du mithilfe des Profils innerhalb weniger Minuten die wichtigsten Charaktereigenschaften erfassen. Verwundern dürfte das nicht. Schließlich hat jeder die volle Kontrolle über eigene Inhalte. Diese können sorgfältig ausgewählt und konzipiert werden. Die Wörter für den nächsten Post werden genaustens gewählt, Fotos auf denen wir nicht so gut wegkommen gelöscht. Auf diese Weise lassen wir uns selbst in einem positiveren Licht dastehen, als es eigentlich der Fall ist. Wir erfinden uns selbst neu und nutzen die Plattform als Präsentation unseres Ich´s, wie wir es gerne hätten. So lässt sich die Fremdwahrnehmung unserer Freunde aktiv beeinflussen, indem wir das ein oder andere Detail aus unserem Leben zurechtrücken. Wir sind Regisseure in unserem eigenen Film. Gefällt uns eine Szene nicht, verändern wir sie einfach, bis sie uns gefällt. Indem wir unser digitales Erscheinungsbild verändern, können wir das Bild, welches wir von uns selbst haben verändern. Unbewusst haben wir so Einfluss auf unser Selbstbewusstsein und eine positive Grundstimmung.
 

Selbsteinschätzung durch Vergleiche

Obwohl die Inhalte von uns selbst selektiert werden, haben sie wiederum eine Wechselwirkung auf unsere Selbsteinschätzung. Zahlreiche Aspekte in unserem Profil wie Beruf, Bildung oder die Anzahl der Freunde zeigen uns, wo wir stehen. Gleichzeitig ist es für uns Material, um uns mit Anderen auf Facebook zu vergleichen und unsere Selbsteinschätzung gegebenenfalls anzupassen. Durch Facebook nehmen wir das Leben anderer Personen wahr und beurteilen dieses aufgrund der Informationen, die uns zur Verfügung stehen. Gleichzeitig vergleichen wir unser eigenes Leben mit dem der Anderen und erschließen somit unsere Selbsteinschätzung.
 

Abhängigkeit von Facebook

Doch kann Facebook uns tatsächlich abhängig machen und wenn ja, wie abhängig bist du? Facebook erfüllt täglich grundlegende psychische Bedürfnisse. Es verbindet uns mit Freunden und gibt uns die Möglichkeit uns selbst mitzuteilen. Dabei vernetzen sich Nutzer, die am meisten posten und in ihren Inhalten besonders positiv sind, stärker mit Freunden und ziehen eher neue Kontakte an, als Nutzer, die weniger preisgeben. Extrovertierte Menschen sind auch auf der Internetplattform mitteilungsbedürftiger, allerdings nicht immer ganz ehrlich. Der positive Effekt des Mitteilens liegt darin, dass wir immer wieder Feedback erhalten, wodurch wir auch mit schwierigen Situationen besser umgehen können. Eine Untersuchung der University of Akron macht deutlich, dass Menschen, die über Facebook neue Freunde finden, am abhängigsten von Social Media sind. Und auch Nutzer, die über Facebook wichtige Nachrichten erwarten, sind abhängiger. Eine Abhängigkeit bedeutet jedoch nicht gleichzeitig, dass man süchtig ist.
 

Psychische Belohnungen

Facebook teilt verschiedene Formen von Belohnungen aus, die Nutzer befriedigen und den regelmäßigen Gebrauch des Netzwerkes fördern. Das sind zum einen „Gefällt mir“-Angaben, die uns psychisch so positiv wie ein Lob oder eine Belohnung anregen. Auch die Nachrichten, die wir auf Facebook verfolgen können, sind eine Art Belohnung. Sie sorgen dafür, dass wir immer auf dem neusten Stand sind. Wenn wir die Nachrichten nicht immer wieder lesen und aktualisieren, haben wir das Gefühl, etwas zu verpassen. Du kennst doch sicher das Gefühl, wenn du aus dem Urlaub kommst oder einfach ein paar Tage offline warst und alle Berichte und Nachrichten durchgehen musst. Schließlich könnte ja etwas Wichtiges dazwischen sein. Wenn wir regelmäßig die News prüfen, haben wir das Gefühl up to date zu sein und dies gibt uns ein befriedigendes Gefühl. Diese psychischen Belohnungen sorgen dafür, dass wir immer wieder Facebook nutzen und es für uns unterbewusst zu einer Gewohnheit geworden ist. So gesehen entsteht tatsächlich eine Art Abhängigkeit, die uns unterbewusst mit der Plattform verbindet.

 

Foto: Lightcome/iStock.com

Ajouré MEN Redaktion
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