Die NASA entdeckte in den letzten Wochen den erdähnlichsten Planeten seit Anbeginn der Suche nach Leben im All. Dummerweise ist dieser Planet, der auf den Namen Kepler-452b hört, minimale 1.400 Lichtjahre entfernt. Eine Entfernung, die momentan mit keiner Rakete erreichbar wäre. Wir würden an diesem Punkt gerne intervenieren: Schon mal in einem Zenvo ST1 gesessen? Genau – wir auch nicht, aber das Gefühl beim Beschleunigen lässt einen zumindest vermuten, dass man hier drin absolut jeden Planeten in Windeseile erreichen könnte. Einziges Hindernis: Fehlende Auftankstationen in der Galaxie, denn weit kommt man mit dem Zenvo ST1 nicht – zumindest nicht unter Volllast.
Sein Aussehen: Einzigartig. Sein Charakter: Biestig. Sein Klang: Unmenschlich. Kurz um: So etwas hat die Menschheit definitiv gebraucht.
Zugegeben, der Zenvo ST1 ist kein neues Fahrzeug. Bereits seit 2009 wird das Supersportwagen-Coupe vom dänischen Kleinserienhersteller Zenvo Automotive hergestellt. Es sollen lediglich 15 dieser Fahrzeuge hergestellt werden, von denen keiner günstiger als 830.000,00 Euro ist.
Für diesen Preis dürfen die glücklichen Piloten dieses „PKWs“ dann allerdings auch einiges erwarten. Das Herz des Supersportlers wird Kompressor – UND Turboaufgeladen. Eine Tatsache, die unseren Puls auf 375 bringt. Apropos 375 – hierbei handelt es sich direkt um die elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit des Zenvo ST1.
Kommen wir zum Wichtigsten: Daten, Ausstattung, Power!
Der Body: nichts Geringeres als Kohlefaser. Das Chassis: Vorderer und hinterer Rahmen bestehen aus leichtem Stahl, das Monocoque aus Aluminium. Der handmontierte 6.8L V8 Leichtmetall Motorblock leistet, je nach Einstellung, bis zu 1.104PS bei sagenhaften 6.900 Umdrehungen pro Minute. Ob er die Kraft auf die Straße bringt? Also bitte! Brachiale 1.430 Newtonmeter geben dem Vortrieb erst das richtige Feeling. Unter die Dreisekunden-Marke von 0-100 km/h schafft der Zenvo ST1 es zwar nicht, aber er liegt auch nicht darüber. Binnen 3.0 Sekunden fliegt die Tachonadel an der 100 vorbei – schier unaufhaltsam immer weiter…und weiter…und…da wird er elektronisch abgeriegelt. Im Tiefflug geht es mit 375km/h über den Asphalt und die innenbelüfteten Keramikbremsen warten wie ein Löwe vorm Angriff darauf zuzugreifen.
Sicherheitsprogramme gibt es im Zenvo auch. Naja, zumindest Airbags und ein ESP, welches allerdings nur im „Wet“-Modus aktiviert ist. Bieten die Straßen und das Wetter allerdings Top-Voraussetzungen, dann hat der Fahrer die Wahl zwischen drei Fahrstufen: Power-Modi, Sport und Rennen. Je nach Fahrstufe unterscheidet sich die PS-Zahl, die der Wagen abgibt. Im Power-Modi stehen dem Zenvo 650 PS zu Verfügung. Sehr anständig, wenn man gemütlich durch die Stadt fährt, um bei Bioland der daheim gebliebenen Frau einen Salat zu besorgen. Wacht man allerdings morgens auf und stellt fest: Heute ist ein Tag zum Helden zeugen, dann gehorchen 850 PS im Sportmodus auf das, was unser Fuß dem Gaspedal befehlt. Reicht noch nicht? Na gut, es gibt da ja noch den Renn-Modus. Nur fliegen ist schöner: 1.104 PS. Die volle Leistung. Einatmen, drauflatschen und an der nächsten Tankstelle auftanken, denn der Tank fasst leider nur 69 Liter. Bei einem angegebenen Durchschnittsverbrauch von 13.7 Liter auf 100 Kilometer reicht dieser zwar eine Weile – aber wir glauben nicht an die Verbrauchsmarke, denn wir fahren nicht im Standgas. Offiziell gibt Zenvo Automotive einen innerstädtischen Verbrauch von 15 Liter an. Auf der Autobahn sollen 10.2 Liter ausreichen. Im Schnitt also lustige 13.7 Liter. Nöööö, wir glauben, das klappt nicht!
Allrad Fehlanzeige! Der Zenvo wird heckangetrieben. Ein 7-Gang-F1 Getriebe mit Schaltwippen und einem Auto-Modus wachen über die Gangwechsel. Dreifach verstellbare Rennsportdämpfer sorgen dafür, dass uns je nach Wunsch ein „Hauch“ Straßenbelag-Feeling durchs Mark fährt, während sich die vorne und hinten befindenden Stabilisatoren manuell einstellen lassen.
Es ist nicht alles Gold was glänzt. Ein paar Nachteile hat man ja bekanntlich überall. In der 21. Staffel der britischen Autosendung „Top Gear“ testete man den ST1 und stellte folgende Probleme fest:
Es gab bei den ersten Tests Probleme mit den hinteren Bremsen, die Scheinwerfer setzten Kondenswasser an und die Kupplung fiel aus. Man machte einen zweiten Termin aus, doch auch hier ging etwas schief: Durch einen Defekt der Motorkühlung geriet der Testwagen in Brand. Kein Grund zur Panik, man setzte das Fahrzeug wieder in Stand und erreichte auf nasser Fahrbahn schlechtere Rundenzeiten als mit einem BMW M5 unter gleichen Bedingungen.
Fazit: Auf dem Weg zu Kepler-452b regnet es nicht, es kommt kein Gegenverkehr, wofür also bremsen und wegen fehlendem Sauerstoff brennt die Kiste auch nicht ab.
Fotos: Zenvo PR