Zwei Dinge sind auf dieser Welt so sicher wie das Amen in der Kirche: Zum einen die Tatsache, dass Elon Musk sich nicht an einen zuerst genannten Erscheinungs-Termin hält, sondern diesen locker einige Male verschiebt, und zum anderen, dass Elon mit seinen Visionen und Umsetzungen noch lange nicht am Ende ist. Da im Tesla-PKW-Bereich ja momentan alles zu laufen scheint, dachte er sich wohl, er könne sich mal um Kleinigkeiten wie elektrisch betriebene Lastkraftwagen kümmern. Fahrzeuge, die eigentlich viel zu groß und zu schwer sind, um mit Top-Zeiten auf Tempo Einhundert zu sprinten oder auch nur annähernd cool auszusehen. Also kommt hier sein neues Projekt: Elektrische Weltherrschaft im Güterverkehr. Und hier kommt er: Der Tesla Semi. Ein Truck, der in seiner Endgültigkeit alles zu übertreffen scheint und welchen Elon vielleicht ja in einer modifizierten Art auf seinen Mars-Expeditionen mitschleppen möchte.
Wenn Leistung eine Rolle spielt
Dass der 2020 kommende Tesla Roadster ein unübertroffenes Beschleunigungsmonster wird, ist spätestens seit unserem letzten Artikel darüber klar. Auch ein Tesla Model 3 kann sich mehr als sehen lassen. Doch was, wenn demnächst ein 40-Tonner schneller auf 100 beschleunigen kann, als die meisten PKW im Mittelklassesegment? Genau das wird passieren. Der Tesla Semi spurtet King-Kong ähnlich ohne Anhänger in fünf Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Ein normaler LKW benötigt hier rund 15 Sekunden. Doch damit nicht genug, denn selbst vollbeladen und somit 40.000 Kilo schwer, schafft er den Sprint in 15 Sekunden, anstatt circa eine Minute, wie ein herkömmlicher LKW. Auch hinter ihm fahrende PKW dürften sich freuen, denn der Tesla Semi fährt konstant bis zu 65 Meilen, was umgerechnet knapp 105 km/h entsprechen und somit deutlich schneller, als die bisherigen 80-km/h-Lastkraftwagen.
Im Tesla Semi heißt es: Safety First
Der Semi soll mit seiner vollelektrischen Architektur jeden uns bekannten Sicherheitsstandard im LKW-Bereich bereits von Haus aus übertreffen. Das Herzstück des Semi: Die Batterie. Um diese zu schützen, wird sie von außen verstärkt und ist somit geschützt und bietet gleichzeitig einen extrem niedrigen Schwerpunkt. Da LKW mit defekter Windschutzscheibe in den USA sofort angehalten werden müssen, ganz egal, wo man gerade fährt, besteht die Scheibe beim Semi aus schlagfestem Glas. Eine ungewollte Pause mit Zwangsreparatur wird es also nicht mehr geben. Integrierte Sensoren reagieren vollautomatisch auf eine aufkommende Instabilität und greifen dann in das Drehmoment jedes einzelnen Rades ein. Hierbei arbeiten die Bremsen völlig autark und unterstützen den Stabilisierungsvorgang. Kameras um den Semi erkennen Objekte, warnen den Fahrer und minimieren tote Winkel. Automatische Spurhaltung, Notbremsungen und Ereignisaufzeichnungen sind natürlich mit von der Partie.
Die „inneren Werte“ des Semi
Der Tesla Semi erfreut sich über einen vollkommen neu gestalteten Innenraum, denn dieser ist speziell um den Fahrer herum konzipiert. Über eine frei zugängliche Treppe können die Fahrer bequem ein- und aussteigen. Dadurch, dass die Fahrer in der Mitte sitzen und somit eine zentrierte Fahrerposition haben, erhöht sich die Sicherheit, denn die Sichtverhältnisse verbessern sich immens. Auf der rechten und linken Seite des Fahrers befinden sich zwei symmetrisch angeordnete Touchscreens, die Informationen über Navigation, toten Winkel und Datenerfassung geben. Das Managementsystem einer Flotte hat die Möglichkeit, unterstützend in Planung, Routing und Fernüberwachung einzugreifen. Hierfür müssen heutzutage normale Lastkraftwagen noch mit mehreren Geräten von Drittanbietern ausgestattet werden, was sich für Unternehmen, die auf einen Tesla Semi umrüsten, kostenersparend auswirken wird.
Der Preis ist heiß
Einsparungen in Millionenhöhe werden Unternehmen bei den Energiekosten haben, denn der Semi benötigt vollbeladen weniger als zwei Kilowattstunden pro Meile. Über Hochgeschwindigkeits-DC-Ladelösungen können weitere 400 Kilometer Reichweite in nur 30 Minuten hinzugefügt werden, was immerhin 50% der Maximalreichweite bedeute, denn der Tesla Semi erreicht vollbeladen 800 Kilometer mit einer voll aufgeladenen Batterie. Preislich startet der Semi in der Basisversion (300 Meilen Reichweite) bei 150.000 USD. Der Semi mit 500 Meilen Reichweite soll ab 180.000 USD zu haben sein. Wer jetzt schon bestellt, muss bereit sein, 20.000 USD als Anzahlung auszugeben und kann dann hoffen, dass Tesla eine Lieferung 2019 einhalten kann. Pepsi setzt schon heute auf den Zukunfts-Truck und reservierte bereits 100 Semis, für eine Anzahlung von zwei Millionen Dollalalalar. Ob und wie Thor Trucks, Teslas Konkurrenz, darauf reagieren wird, bleibt abzuwarten. Zumindest könnte man davon ausgehen, dass es im Semi einen Vorteil geben könnte: Musikstreaming von Tesla.
Fotos: Tesla / PR