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Bye bye Hipster – Willkommen Yucci!

Holzfällerhemd und Retrobrille sind absolut last season und versprechen nicht zwingend den erwünschten Erfolg! Ein Upgrade ist daher dringend notwendig und dieser nennt sich Yucci!

Einst gab es den Yuppie – jung, reich, hedonistisch, ein unangenehmer Karrieretyp, wie er im Buche steht. Leo Di Caprio in „The Wolf of Wall Street“ oder Christian Bale in „American Psycho“ waren die aalglatten Prototypen des Yuppies. Viele Jahre später, nachdem die Börse zusammengefallen war, wurde er vom Hipster abgelöst, der von außen durch die obligatorische Gesichtsbehaarung, das Karohemd und die Nerdbrille meilenweit zu erkennen war. Von innen war der Angehörige der urbanen Mittelschicht dem Mainstream gegenüber so negativ eingestellt, dass er in Windeseile selbst zu einem Teil desselben wurde.

Nun ist auch in dieser Geschichte… Vorhang auf für den Yucci! Der Young Urban Creative stellt ein aufregend neues Hybrid aus den vorangegangenen Generationen dar. Woran er zu erkennen ist, was er wirklich will und wie er sich von anderen Phänomenen der städtischen Subkultur unterscheidet, erklären wir dir hier:
 

1. Der Yucci lebt, wie der Name schon sagt in der Stadt. Der Erfinder des neunen Phänomens, der Onlinejournalist David Infante, entnahm den Prototyp der Subkultur den gehypten Vierteln in Brooklyn und San Francisco, wo die horrende Miete für ein durchschnittliches Loft in nahezu unerreichbaren Fernen liegt. Vorzugsweise ist er somit in den hippen Vierteln der angesagten Großstädte mit vielen Kreativbüros, Restaurants mit Bio-Essen auf der Karte und Sommerterrassen auf den viel zu schmalen Gehsteigen und unbekannten Pop-Up-Bars zu finden.

2. Er gehört der berühmt-berüchtigten Generation Y an. Gepflegt und gehegt von Eltern, die sich nach dem intensiven Studium tausender Ratgeber auf die These: „Du kannst alles werden, was du willst!“ beschränkt haben. Das Aufwachsen als Digital Native hat dem technikaffinen Yucci mit dem Internet und dem nahezu flächendeckendem WLAN den Zugang zu Informationen ermöglicht, die dieser ständig kritisch hinterfragt.

3. Der Yucci wurde in dem warmen, angenehmen Treibhausklima der klassischen Mittelschicht groß. Die frühste Kindheit verlebte er in Vorstädten, von wo er in der Pubertät in die große Stadt aufbrach, um diese zu erobern. Gut ausgebildet auf renommierten Schulen und Universitäten und gewappnet mit mindestens drei Fremdsprachen, gehört er der überdurchschnittlich gut gebildeten Bevölkerungsschicht an. Er lernte von Kindesbeinen an, dass seine Meinung zählt und gehört werden muss.

4. Er gleicht äußerlich einem Hipster. Jedoch nur auf den allerersten, unaufmerksamen Blick, der einen bärtigen Typ in Normalo-Klamotten auf dem Rad auf sich zukommen sieht. Ein mit fair-trade Ölen aus Marokko gepflegter Bart, ein Underground-Designer Baseballcap mit einem ironischen Schriftzug und eine Brille aus liebevoll abgeschnittenem, nachhaltig angebautem Bambus, gehören zum neuen Bewohner des Großstadt-Biotops genauso dazu, wie das Single-Speed-Bike.

5. Er konsumiert. Im Gegensatz zum Yuppie jedoch geht es nicht um die protzige zur Schau Stellung des Luxus und des Reichtums, sondern um das Wissen, das unter der zerschlissenen Oberfläche des Sweaters das Label eines japanischen Designers, der sich Dekonstruktivismus auf seine Fahnen geheftet hat, eingenäht ist.

6. Um sich den Wein aus einem winzigen Sieben-Personen-Weingut in der hintersten Provinz Kaliforniens leisten zu können, arbeitet der Yucci. Er arbeitet gern und meistens für sich selbst. Als Start-Upper oder Wirtschaftswissenschaftler macht er tatsächlich Geld, dass er später in Bio-Läden im die Ecke oder in sämtlichen Pop-Up-Stores für Bartpflegeutensilien in Berlin-Mitte unter das Volk bringt.

7. Programmierer einer Dating-App für Katzen oder Social Media Berater für ein Bio-Bier-Unternehmen – das sind Berufe, in denen sich der Yucci wohlfühlt. Gewappnet mit der Macht der Bildung, großen Träumen eines Weltverbesserers und der Überzeugung auch von dem Erfolg finanziell profitieren zu dürfen, macht er sich auf diese Welt zu erobern. Hier gehen die Verwirklichung persönlicher Ambitionen und naiver Idealismus mit dem wirtschaftlichen Gewinn, der sich auf dem Weltmarkt gegen sämtliche Konsumgüter tauschen lässt, Hand in Hand nebeneinander.

8. Seine Arbeit richtet sich nach ihm, nicht umgekehrt. Die optimale Work-Life-Balance bewahrt der Yucci durch die Errungenschaften der modernen Technik, die es ermöglichen am blendend weißen Strand Balis die Augen zur Entspannung vom Monitor des iPads über das angenehme Türkis des Meeres streifen zu lassen. Er gehört häufig den Digital Nomads an, die Dank der ständig fortschreitenden Globalisierung auf der Suche nach dem Sinn des Lebens oder dem besten handgemachten Ziegenmilchkäse, durch die Welt ziehen und wie nebenbei am Laptop Geld verdienen.

9. Neue Länder, ein neues Jeanslabel aus Biobaumwolle, das so hip ist, dass es nur in einem einzigen Shop in Tokio verkauft wird oder ein neuer Saft aus exotischen Obstsorten – der Yucci liebt neue Erfahrungen und Veränderungen. Aber nur wenn es nicht das Leben als solches betrifft. Als genetische Reminiszenz an seine Mittelschicht-Vergangenheit hat er sich den Konservatismus in vielen wichtigen Dingen bewahrt und hütet daher den Aufbau der Gesellschaft, die Menschen und den Kapitalismus, der all die kleinen, guten Veränderungen möglich macht, wie einen Schatz.

10. Durch den kleinen Götterkomplex aus der Kindheit fühlt sich der Yucci auserwählt, die neue Elite der Menschheit zu sein. Er ist reich, er ist kreativ, er konsumiert – was braucht es mehr, um diese Welt zu regieren?!

 

Foto: Pinkypills / iStock.com

Ajouré MEN Redaktion
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