Dass man sich von anderen Menschen immer verlässliche Ehrlichkeit wünscht, ist eigentlich selbstverständlich. Dennoch machst du dir wahrscheinlich keine Gedanken darüber, was dieses kleine Wort alles mit einbezieht. Was bedeutet es wirklich, absolut ehrlich zu sein – für dich und für andere?
Zunächst betrifft Ehrlichkeit sowohl die Äußerungen als auch das Verhalten. Du kennst bestimmt diese Situationen, in denen jemand das Eine sagt, aber etwas Anderes tut. Das fühlt sich als Betroffener genauso an, als wäre man offensichtlich belogen worden. Dass man keine Lügen aussprechen soll, weiß eigentlich jeder. Dass dazu aber genauso gehört, auch absolut ehrlich zu handeln, fällt oft unter den Tisch.
Für die Ehrlichkeit spielt auch die Offenheit eine große Rolle. Wichtige Informationen einfach für sich zu behalten, stellt zwar für viele Menschen keine wirkliche Lüge dar, doch zur ehrlichen Person wird man dadurch nicht. Nichts zu verschweigen ist ein wichtiges Kriterium für wahrhaft ehrliche Menschen, denn nur so wird man authentisch. Diese Authentizität ist vertrauenerweckend und sympathisch, denn Mitmenschen wissen, woran sie sind. Dazu gehört auch die Selbstreflexion und die damit einher gehende Ehrlichkeit. Das bedeutet, eigene Fehler einzugestehen und auch offen zugeben zu können. Wer zu seinen Fehlern steht und sie auch aussprechen kann, wird als absolut ehrlicher Mensch eingeschätzt.
Die Vorzüge ehrlicher Menschen
Wir alle wünschen uns Ehrlichkeit von den Menschen um uns herum, aber warum ist das so? Zunächst sind ehrliche Personen vertrauenswürdig und zuverlässig. Wenn sie etwas sagen, stehen sie auch dahinter und wenn sie etwas versprechen, wird das auch passieren. Außerdem sind sie nicht manipulativ, das bedeutet, wenn sie etwas tun, dann nicht, um etwas Anderes damit zu erreichen.
Generell sind sie nicht nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und wir müssen uns nicht sorgen, dass sie lügen und betrügen, um ihr Ziel zu erreichen. Solche Menschen sind eine angenehme Gesellschaft und können gute Kollegen oder Freunde werden. Auch Vorgesetzte profitieren von ehrlichen Angestellten und stellen gerne Menschen ein, die einen aufrichtigen Eindruck machen.
Warum Ehrlichkeit so schwerfällt
Nun könnte man sich fragen: Wenn sich doch jeder Ehrlichkeit von den Mitmenschen wünscht, warum fällt sie selbst so schwer? Leider kommt uns dabei die Angst in die Quere. Angst vor Auseinandersetzungen, wenn wir unsere Meinung sagen oder Angst vor Ablehnung, wenn wir die Erwartungen anderer nicht erfüllen.
Lügen tragen aber auch dazu bei, dass man das eigene Selbstbild erhalten und sich im besten Licht darstellen kann. Da wird beschönigt, angepasst und korrigiert, was nicht dem allgemeinen Bild entspricht, denn jeder möchte schließlich mehr oder weniger in die Gesellschaft passen und in möglichst gutem Licht wahrgenommen werden.
Zu guter Letzt wird auch gelogen, um andere Menschen nicht zu enttäuschen oder zu verletzen. Das gilt als sogenannte Notlügen und wir verwenden sie tatsächlich selbst dutzende Male täglich. Aber sind diese Lügen wirklich schädlich für unsere menschlichen Beziehungen?
Wann Ehrlichkeit schadet
Es gibt durchaus Situationen, in denen du gut abwägen musst, ob die absolute Ehrlichkeit für dich und die andere Person mehr Schaden oder Nutzen bringt. Dabei solltest du überlegen, ob der Betroffene von deiner Ehrlichkeit verletzt oder belastet wird und ob die Unwahrheit oder das Verschweigen ihn oder sie schädigen kann.
Es gilt auch zu bedenken, ob die Unwahrheit dir selbst oder der anderen Person mehr einbringt. Überlegst du, zu schweigen oder zu lügen, weil es dir selbst entgegenkommt? Oder willst du tatsächlich völlig uneigennützig jemand anderen schützen?
Vor allem wenn Ehrlichkeit und fehlende Empathie zusammenkommen, entstehen verletzende Situationen. Fragt dich etwa jemand, ob er in seinem Outfit dick aussieht, wäre die verletzende Version ein ehrliches „Ja“. Die emphatische, aber etwas unehrliche Antwort wäre, nur zu erwähnen, dass die Kleidung nicht unbedingt die Vorzüge betont. Komplett zu verneinen wäre jedoch wiederum eine unnötige Lüge, die nur dir dient, weil du wahrscheinlich das Thema vermeiden möchtest.
Auch wenn es zum Beispiel darum geht, das eigene Gewissen zu entlasten, ist die Wahrheit nicht immer dienlich. Etwas, das in der Vergangenheit liegt, kann nicht verändert werden. Du solltest also abwägen, ob das Ansprechen der vergangenen Lüge einer betroffenen Person nutzt (etwa, indem sie eine eigene Entscheidung danach treffen kann) oder ob es nur um dein reines Gewissen geht.
Die Folgen der Unehrlichkeit
Schauen wir uns zum Schluss noch an, welchen negativen Einfluss das Fehlen von Ehrlichkeit auf dein Leben haben kann. Zunächst einmal wird es anderen Menschen schwerfallen, dir zu vertrauen, wenn du von ihnen bereits beim Lügen erwischt wurdest. Und fehlendes Vertrauen hat extrem schlechte Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen jeder Art.
Jemand, der gelogen hat, trägt außerdem ein Stigma des Lügens mit sich, durch das ihm zukünftig nicht einfach generell geglaubt wird. Hinzu kommt, dass vermutlich in künftigen Fällen immer erst nach Beweisen gesucht wird oder man selbst beweisen soll, dass man die Wahrheit sagt. Die Zusammenarbeit, die Freundschaft oder Beziehung wird dadurch für eine lange Zeit erschwert.
Menschen, die erwiesenermaßen lügen oder einfach nur nicht offen und aufrichtig sind, werden natürlich auch niemals die beliebtesten Mitmenschen sein. Nur wer einen ehrlichen und authentischen Eindruck hinterlässt, ist auch eine angenehme Gesellschaft und man fühlt sich sicher bei ihm oder ihr.
Für dich selbst führt fehlende Ehrlichkeit zu einem nicht zu unterschätzenden Stress im Alltag. Ständig musst du überlegen, wem du die Wahrheit gesagt und wann du wo aus welchem Grund gelogen hast. Du verstrickst dich immer mehr in Geschichten und am Ende kommt sowieso immer die Wahrheit ans Licht. Also spare dir deine Kräfte und versuche, so oft wie möglich ehrlich und aufrichtig zu sein – für dich und deine Mitmenschen.
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