Es ist bekannt, dass das am schwersten zu spielenden Genre im deutschen Fernsehen und Kino die Komödie ist. Hieran wagen sich zurecht nur die Profis der Film- und Fernsehwelt. So auch Berlins Sunnyboy Emilio Sakraya, der seit Jahren zu den bekanntesten jungen Schauspielern gehört, die unser Land zu bieten hat. Zuletzt brillierte er noch als „Issam“ in der Mega-Serie „4 Blocks“ und jetzt steht er als Einbrecher in der neuen Komödie „Kalte Füsse“ in den Kinos. An der Seite von Heiner Lauterbach und Sonja Gerhardt bringt er sein Publikum gekonnt zum Lachen. Wie die Dreharbeiten waren, weshalb er sich am Set teilweise totgelacht hat, wo die Probleme lagen und wie er zu all dem Stress beim Dreh auch noch seinen Body fit hält, erfährst du hier.
Vom Drehbuch bis zur Umsetzung des Films – wie gut findest du, ist er geworden?
Ich persönlich war sehr überrascht, als ich ihn gesehen habe. Es verstreicht immer viel Zeit nach einem Dreh. Man macht sich viele Gedanken, sieht wenig und irgendwann bekommst du die ersten Fotos geschickt. Und um so mehr Material bei mir ankam, desto mehr stieg die Vorfreude auf den Film. Wie macht man sich über einige Dinge Sorgen – du überlegst, was man hätte besser machen können. Nach dem Screening wusste ich, dass die Zuschauer nach dem Film happy aus dem Saal gehen werden.
Wir gehen mal davon aus, dass die Penis-Szene, in der dir dein bestes Stück an der vereisten Fensterbank festfror, gestellt war?
(lacht) Ja, die war in der Tat gestellt. Wir sind ja schließlich beim Film. Das war ein Gummipenis, der tatsächlich noch länger war, als man es im Film sieht. Das Problem war nämlich dieses Fenster. Das hatte sowohl innen, als auch außen ein Fensterbrett. Es wäre also rein proportional gar nicht anders möglich gewesen (lacht).
Was war der ausschlaggebende Grund, die Rolle anzunehmen?
Ich kann das auf Anhieb gar nicht beschreiben. Bei mir ist es immer so: Ich lese ein Drehbuch und wenn ich bereits hierbei anfange, mit der Geschichte mitzugehen, dann merke ich hieran schon sehr früh, dass mich die Rolle fasziniert und abholt. Hinzu kam, dass Kollegen mitspielen, die ich teilweise schon lange kenne – wie zum Beispiel Heiner Lauterbach, mit dem ich bereits gedreht habe. Mich hat ebenfalls die Idee des Kammerspiels sehr gereizt. Dass sich alles an einem Ort abspielt und man endlich mal Zeit hat zu spielen und zu erzählen, was dort genau passiert. Diese Dinge trugen dazu bei, mich für diese Rolle zu entscheiden.
Wie viele Drehtage hattet ihr denn und wo wurde gedreht?
Ich glaube, es waren so um die 38 Drehtage. Wir waren in Niederösterreich in einem ganz kleinen Dorf. Und trotz der eigentlich relativ sicheren Schneelage des Ortes hatten wir richtige Probleme mit dem Schnee. Wir hatten einen kompletten Plan, wann wir was innen oder draußen drehen, aber das Wetter hat überhaupt nicht mitgespielt. Es lief also darauf hinaus, dass uns in den letzten beiden Drehwochen täglich über 40 LKWs Schnee aus den Bergen geliefert haben. Es war also ziemlich tricky, alles weiß zu bekommen. Letztendlich hat es zum Glück geklappt. Wobei das ein oder andere, so wie bei fast jedem Film, am Computer nochmals überarbeitet wurde. Die Technik ist hier heute einfach wahnsinnig gut. Dennoch war es sehr aufwändig, was wir uns anfangs so nicht gewünscht hatten. Es war ein komisches Timing, denn wir hatten das Gefühl, als hätte sich der Winter nach hinten verzögert. Als wir mit den Dreharbeiten fertig waren, fing es dort richtig an zu schneien. Immerhin waren wir Ende Januar dort, da kann man schon der Meinung sein, dass es Schnee ohne Ende geben wird.
„Kalte Füsse“ ist eine Komödie. Für welche Altersgruppe würdest du sagen ist der Film perfekt?
Das ist für mich eine echt schwere Frage, denn ich kann so etwas nie wirklich gut einschätzen. Immer wenn ich mit den Leuten spreche, die das anscheinend können oder wissen, merke ich, dass ich meist falsch liege. Ich denke aber, am Ende des Tages ist es immer eine Frage des Trailers. Schafft es der erste Eindruck, die Leute dazu zu bewegen ins Kino zu gehen oder nicht. Ich denke dennoch, dass sich die ganze Familie im Film wohlfühlen wird.
Was ist in deinen Augen das Beste an dem Film?
Das Beste am Film ist, dass die Lachmuskeln ordentlich beansprucht werden und ein bisschen Romantik gibt es auch noch. Außerdem natürlich der Schnee und Winter. Der fehlt mir auch tatsächlich sehr hier in Berlin, besonders zum Ende des Jahres hin, wo es eigentlich sehr schön wäre, wenn wir eingeschneite Straßen hätten. Ich finde, das passt und gehört zu Weihnachten einfach dazu. Doch da haben wir Berliner immer etwas schlechtere Karten, als vielleicht alle anderen Leute in Süddeutschland.
Waren die Stunts im Film denn alle von dir selbst gespielt oder von einem Stuntman durchgeführt?
Die meisten Sachen habe ich selbst gemacht und das war immer ganz lustig. Einige Sachen durfte ich leider nicht selbst spielen, obwohl ich sie echt gerne gemacht hätte. Die ganzen Flucht-Szenen vor dem Hund und einige andere sind mit mir gedreht worden. Beim Skifahren ist ebenfalls viel von mir, einiges aber auch wiederum nicht – ein guter Mix, würde ich behaupten. Ich habe es sehr genossen, mit den Hunden zu drehen. Wir hatten zwei Hunde am Set, die abwechselnd zum Einsatz kamen. Ehrlich gesagt ging es sogar erstaunlich gut, denn man sagt ja immer, dass Tiere am Set immer der größte Stressfaktor sind. Bei uns war das nicht der Fall und es hat einfach sehr viel Spaß gemacht.
Während des Films rennst du wie bei der Sportart Parkour durchs Haus. Woher kommen deine Skills hierzu?
Ich habe Parkour tatsächlich mal sehr lange gemacht. Ich kannte auch unser Stunt-Team gut, denn mit ihnen habe ich schon öfter gedreht. Deswegen habe ich auch sehr stark darauf bestanden, dass ich eben diese Parkour-Szenen selbst machen darf. Wenn man die Leute kennt, ist das natürlich ein Vorteil. Meistens sind es die Stunt-Leute, die es einem verbieten, irgendwelche Szenen zu drehen. Da wir allerdings eine gewisse Vertrauensbasis hatten, war es kein großes Problem für mich, die Parkour-Einlagen selbst zu spielen.
Während des Films passieren immer mal wieder lustige Unfälle. Gibt’s denn irgendwelche lustigen Momente, die wir im Film nicht gesehen haben, aber während des Drehs passiert sind?
Ich glaube, wir haben mehr Outtakes als Filmmaterial (lacht). Wir haben einfach verdammt viel gelacht. Zum Beispiel die Degenhardt-Szene, in der sich meine Figur vorstellt. Die ist in meinen Augen nur so unfassbar lustig, weil wir in Wirklichkeit auch so viel während dieser Szene lachen mussten. Unser Regisseur meinte, er hätte diesen Teil des Films gar nicht anders schneiden können. Nach jedem Satz kam sozusagen ein Cut, denn wir konnten einfach nicht mehr vor Lachen. Schaut es euch an, dann wisst ihr, wovon ich spreche (grinst).
Mal weg vom Film und hin zu dir. Du schreibst Sport bekannterweise sehr groß. Das fällt natürlich auch im Film auf, wenn du die eine oder andere Szene oben ohne drehst. Wie sieht denn dein Sportprogramm aus?
Tatsächlich gar nicht so großartig, denn das ist bei mir immer sehr unterschiedlich. Ich habe meine Zeiten, in denen ich drei bis vier Wochen extrem viel Sport mache und dann lasse ich es aber auch gerne mal wieder hängen und gönne mir am Tag so fünf bis sechs Burger und mache erst mal gar nichts. Zumindest bis ich merke, dass ich mich mal wieder etwas bewegen sollte (lacht). Im Großen und Ganzen merke ich aber, dass ich mich bewegen muss, denn ich mache das von klein auf und bekomme schlechte Laune, wenn ich längere Zeit nichts tue.
Wie sehr achtest du auf gesunde Ernährung? Pfeifst du dir abends um 23 Uhr auch mal ne Pizza rein oder musst du eisern verzichten, da das nicht zum Training passen würde?
Ich muss hier leider mal ehrlich die Wahrheit sagen. Ich habe wohl das Glück, dass es genetisch einfach passt. Denn ich bin ja noch jung und ich gönne mir durchaus abends hin und wieder Müll. Aber ich würde trotzdem behaupten, dass ich jemand bin, der morgens aufsteht und erst mal einen Sellerie-Shake trinkt und zum Frühstück nur Avocado isst. Ich achte also etwas darauf, ignoriere aber auch immer mal wieder, dass ich eigentlich darauf achte (lacht).
Du spielst mittlerweile schon einige Jahre. Was ist denn das Schönste, was sich verändert hat, seit du so erfolgreich geworden bist?
Ouh… ich würde sagen, das Schönste ist, dass ich dem nachkommen kann, was ich schon immer machen wollte. Das ist ein bisschen so, als wäre man ein Designer, der seine Sachen an den Mann bringen möchte und vielleicht irgendwann einen Laden eröffnen will. Es ist dann toll, wenn die Leute diese Marke kennen und positiv darüber sprechen. So in etwa sehe ich das. Ich bin dankbar dafür, die Möglichkeit zu haben, spielen und arbeiten zu können. Projekte machen zu können, für die mein Herz schlägt und nicht immer nur Absagen zu bekommen bzw. warten zu müssen. Ich freue mich natürlich auch über Fans, die zu mir kommen und ein Foto machen möchten. Auch hierfür bin ich dankbar. Es ist ein sehr schönes Gefühl, aber es ist mir nicht so wichtig, ob ich erkannt werde, wenn ich im Restaurant sitze. Ich sehe es als Bestätigung meiner Arbeit und bin immer gerne bereit, Fotos mit Fans zu machen. Es ist nur ein komisches Gefühl, wenn ein wildfremder Mensch zu dir kommt, so viele Dinge über dich weiß und du selbst weißt über diesen Fan gar nichts. Dennoch: Schöne Sache und ich weiß es zu schätzen.
Was kannst du uns über dein Engagement bei UNICEF Deutschland YOUTH erzählen?
Ich habe mich über die Jahre immer gefragt, was man mit der Aufmerksamkeit, die wir in unserem Business so haben, machen könnte. Irgendwie ist es wie eine Art Macht, die man hat. Ich kann ein paar Menschen von etwas überzeugen, indem ich es positiv vorlebe. Die finden dann vielleicht cool, was ich so treibe und möchten es deshalb auch machen. Ich grübelte also eine ganze Weile, wo ich etwas Gutes tun könne. Es wurde mir allerdings relativ schnell klar, dass es die Kinder sind, die früher oder später diesen Planeten übernehmen und dafür Sorge tragen müssen, dass es hier gut läuft. Ich denke, dass es hier in vielen Aspekten teilweise sehr kritisch aussieht. Deswegen habe ich mich im Juni dafür entschieden, über meine sozialen Netzwerke Kinder auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Ich kläre meine Follower darüber auf, dass sie auch als Kinder und Jugendliche Rechte haben und auf diese bestehen dürfen. Kinder haben besondere Rechte verdient. Hier habe ich für mich beschlossen, meine Aufmerksamkeit einzusetzen und eine wertige Information weiterzugeben. Es sollte nicht wichtig sein, welcher Kajal-Stift der Beste ist und so. Etwas Gutes zu tun erscheint mir hier sehr wichtig.
Auf was dürfen sich deine Fans 2019 von dir freuen?
Es kommt neben „Kalte Füsse“ noch ein „Tatort“ im Februar, was ja eine ganz andere Richtung Film ist als die, die ich sonst drehe. Und dann geht’s schon los mit der Musik.
Eine Einleitung in eine mögliche Musikkarriere bekamen wir gegen Ende des Films. Jetzt sind wir neugierig – was hat es damit auf sich?
Ich mache Musik tatsächlich schon sehr sehr lange und möchte das jetzt noch mehr machen, als sonst. Ich singe einfach extrem gerne. Ich denke, das könnte ganz interessant werden. Meine Musik, so würde ich behaupten, ist ziemlich tiefgründig und in deutscher Sprache. Nennen wir es mal deutschsprachige urbane Popmusik – wenn man es überhaupt so nennen kann, denn ich habe das Gefühl, dass es etwas sehr Eigenes ist, was gar nicht so richtig in irgendeine Kategorie reinpasst. Es geht um das Leben, welches wir alle führen und die Genration „Y“, die ich quasi bin sowie um die Werte, die wir vermittelt bekommen. Wir sind alle immer unterwegs und dennoch kommen wir abends alle Heim und sind irgendwie einsam. Ich hoffe, dass es spannend wird und den Leuten gefällt.
Emilio Sakraya mit Daniel Heilig im Interview
Fotos: Jens Koch