Egal wie, bei jeder menschlichen Begegnung hinterlassen wir einen Eindruck. Mal ganz bewusst, oft sehr unbewusst, die Menschen in unserem Umfeld nehmen uns so wahr, wie wir uns in dem Augenblick geben. Möchten wir Eindruck schinden, so achten wir ganz besonders auf die Kleiderwahl und auf unsere Ausdrucksweise. Nicht weniger bedeutend für den Gesamteindruck ist allerdings unsere Körperhaltung, denn auch sie vermittelt einiges über uns an das Gegenüber. Mehr noch, die eigene Haltung kann einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf und die Stimmungslage einer Begegnung nehmen.
Wie dein Körperausdruck Einfluss auf deine Psyche nimmt
Eine Erklärung für das Phänomen Embodiment (englisch für „Verkörperung“) findet sich in der Gehirnforschung. Nachgewiesen ist, dass wir mit einer bestimmten Körpersprache Emotionen verbinden. Ebenso interessant ist der Aspekt der Einflussnahme auf unsere eigene Gefühlswelt.
Ein anschauliches Beispiel aus der Schlafmedizin: Patienten klagen immer wieder über Schlafstörungen. Einige belasten quälende Albträume, so dass kein erholsamer Schlaf zu finden ist. Die Pharmaindustrie kann kurzfristig Lösungen anbieten, auf lange Sicht sind Medikamente keine Alltagslösung, die zu erwartenden Nebenwirkungen können dafür zu gravierend ausfallen.
Auf der Suche nach einer anderen Abhilfe sind Psychologen auf die körpereigene Sprache als Hilfsinstrument gestoßen. Einerseits konnten sie bei Betroffenen im Schlaflabor beobachten, wie ihre Gesichter beim Einschlafen traurig, niedergeschlagen oder ängstlich aussahen, in jedem Fall mit deutlich heruntergezogenen Mundwinkeln. Die von Albträumen geplagten Probanden schienen bereits in einer inneren Anspannung in den Schlaf zu gelangen, was sich äußerlich deutlich am Gesicht erkennen ließ.
Die Experten stellten zwischen dem Gesichtsausdruck und den darauffolgenden Schlafstörungen einen Zusammenhang her, den sie im nächsten Schritt versuchten aufzulösen. Den Probanden wurde antrainiert, mit einem Lächeln in den Schlaf zu gleiten, also ganz bewusst auf heraufgezogene Mundwinkel beim Einschlafen zu achten. Dadurch wurde im Gehirn eine Diskrepanz zwischen möglichen negativen Gedanken und einem fröhlichen Gesichtsausdruck hervorgerufen, die in der Folge zu einer deutlichen Abnahme der Albträume und somit zu einer positiven Schlafverbesserung führten.
Körperwahrnehmung im Alltag
Eine simple Information unseres Körpers kann also unsere Gedanken- und Gefühlswelt nachgewiesen enorm beeinflussen. Für die Erkenntnis benötigen wir im Prinzip keine wissenschaftlichen Untersuchungen, Alltagsbeobachtungen oder das eigene Erleben dürften ausreichen.
Haben wir einen miesen Tag verbracht, sind wir gerade besonders gestresst, oder ist uns gar ein Schicksalsschlag wie beispielsweise eine Trennung widerfahren, wird uns kaum nach Bäume ausreißen zumute sein. Im Gegenteil, unsere ganze Körperhaltung wird die Niedergeschlagenheit ausdrücken, indem wir zum Beispiel einen gebückten und eingekehrten Gang haben.
Wenn wir wiederum gerade der Liebe unseres Lebens begegnet sind oder einen lukrativen Job eingefahren haben, können wir schon mal leicht „abheben“, so sehr ist unsere Brust mit Stolz und Zufriedenheit gefüllt. Der Rücken ist dann gerade, die Haltung aufrecht, wir fühlen uns absolut souverän, und das strahlen wir auch aus.
Bodyfeedback: Wechselseitiger Informationsaustausch zwischen Körper und Gehirn
Solche Situationen und Beobachtungen kennen wir alle aus unserem Alltag, wir reflektieren sie nur viel zu selten. Dennoch verstehen wir recht schnell, dass ein Zusammenhang zwischen dem inneren Befinden und der äußeren Ausstrahlung besteht. Weniger bewusst ist uns insgesamt der Informationsaustausch auf der sogenannten Körper-Hirn-Achse, welcher eben nicht nur einseitig in eine Richtung verläuft.
Es ist durchaus möglich, dass wir rein psychisch gesehen gesund und stabil sind, „rational“ gesehen also kein Grund für eine deprimierte Stimmung vorliegt, und wir uns dennoch ausgelaugt oder niedergeschlagen fühlen. Weil wir dann unserem Gehirn mit unserer Körpersprache Signale senden, die es als Unzufriedenheit deutet. In solchen Augenblicken vermitteln wir trotz berechtigter guter Laune körperlich ganz andere Botschaften an das Gehirn. In der Folge wirken sich diese Missdeutungen auch auf unsere psychische Verfassung aus. Entscheidend ist dann, dass die Ursache für das Befinden in der eigenen Körpersprache liegt.
Diesen Zusammenhang nennt die Psychologie Bodyfeedback, mit diesem Begriff beschreibt sie die wechselseitige Beziehung zwischen Körpersprache und emotionaler Stimmung (Körper-Hirn-Achse).
Auch interessant für dich: So verbesserst du deine Körperhaltung – und dein Selbstbewusstsein!
Durch deine Körperhaltung kannst du deine Einstellungen beeinflussen
Spätestens seitdem amerikanische Wissenschaftler einen weiteren relevanten Zusammenhang feststellen konnten, findet die These des Bodyfeedbacks in der Verhaltensforschung besondere Beachtung. Diese konnten bei ihrer Forschung mit studentischen Probanden nachweisen, dass durch das Kopfnicken oder durch das Schütteln des Kopfes eigene und zuvor rational anders getroffene Einstellungen revidiert wurden.
Die Probanden hörten hierfür über Kopfhörer einen Beitrag über die Erhöhung der Studiengebühren, wobei einige Studenten während des Zuhörens mit dem Kopf nicken, ein anderer Teil den Kopf schütteln und die übrigen Probanden den Kopf ruhig halten sollten. Das Ergebnis beeindruckte selbst die Untersucher, denn es zeigte sich ganz deutlich, dass die Kopfnicker im Anschluss eine positive Haltung zu der Erhöhung der Studiengebühren hatten, während die Kopfschüttler ihr allesamt negativ gegenüber standen.
Die Studenten, die ihren Kopf während der Hörprobe einfach ruhig halten sollten, sprachen sich mehrheitlich neutral in Bezug auf die Studiengebührenerhöhung aus. Sehr anschaulich ließ sich nachweisen, wie sehr Körperhaltungen und -reaktionen unbewusst Einfluss auf die eigenen Einstellungen nehmen.
„Lass laufen“ – Kreativität braucht Bewegung
Nicht anders verhält es sich mit der Kreativität, auch hier konnten Wissenschaftler Relationen herstellen. Sozialpsychologen ließen für eine Studie ihre Versuchspersonen in zwei Gruppen aufteilen. Die erste Gruppe sollte über einen gewissen Zeitraum durchgehend Schlangenlinien zeichnen, also stets in einer flüssigen Bewegung verbleiben. Während die zweite Gruppe aufgefordert wurde, eckige Linien zu zeichnen, und somit in ihren Bewegungen abgehakt und starr vorgingen.
Anschließend wurden beiden Gruppen die Aufgabe gestellt, eine eigene Zeitung kreativ zu gestalten. Dabei konnte in der ersten Versuchsgruppe, welche zuvor flüssige Bewegungen ausgeführt hatte, bei der Gestaltung der Zeitung bei Weitem eine höhere Kreativität gemessen werden. Die zweite Gruppe wiederum tat sich sehr schwer mit der Umsetzung der gestellten Aufgabe.
Mit simplen Tricks kannst du etwas für deine Stimmung tun
Bedeutet dies nun, dass es für mein emotionales und psychisches Wohlbefinden genügt, wenn ich ab jetzt lediglich auf meine Körpersprache achte? Nicht ganz, da zur psychischen Gesundheit und Stabilität viele unterschiedliche Komponenten einen Beitrag leisten. Sollte dich ein schwerer Schicksalsschlag ereilen, wirst du ihn kaum nur „weglächeln“ können.
Dennoch lohnt es sich den Aspekt des Bodyfeedbacks viel mehr in die eigene Reflexion mit einzubeziehen, um die eigene Körpersprache auf positive Verbesserungen hin zu überdenken.
Wie uns das eingangs erwähnte Beispiel aus dem Schlaflabor verdeutlicht hat: Wir können unseren Körper bewusst nutzen, um unser Gehirn „auszutricksen“. Durch unsere Körperhaltung und -sprache ist es uns so möglich, Einfluss auf unsere Emotionen, Gedanken, Einstellungen und Kreativität zu nehmen.
Du willst noch mehr zu diesem Thema erfahren?
Dann können wir dir dieses Buch ans Herz legen:
erhältlich auf amazon *
Bilder: Tadija Savic, yodiyim, lassedesignen / stock.adobe.com; Amazon / PR