Wir kennen sie alle – diese Glückspilze, die immer gut gelaunt im Büro erscheinen und auch dann noch lächeln, wenn sie nach einem Halb-Marathon einen Wadenkrampf haben. Sie begrüßen dich, als seist du ihr bester Freund, und wenn der Chef vollkommen unerwartet auf Überstunden pocht, pfeifen sie ein kleines Liedchen und freuen sich, dass sie nicht nach Hause müssen, weil dort die Schwiegermutter auf Besuch oder die Freundin eh gerade schlecht drauf ist.
Sind diese Menschen echte, wahre Glückspilze? Bei näherer Betrachtung haben die meisten dieser schrecklich gut gelaunten Personen die gleichen Probleme und Sorgen wie du und ich – sie gehen nur anders damit um. Das merkwürdige ist: Obwohl sie ebenfalls mit den Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen haben, überstehen sie Krisen schneller und finden einfacher eine Lösung. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg sind nämlich ihre positiven Gedanken.
Deshalb kommt für alle Pessimisten hier die gute Nachricht:
Jeder kann lernen, positiv zu denken!
Die Macht der negativen Gedanken
Es stimmt natürlich: Negative Gedanken haben anthropologisch betrachtet ihre Berechtigung. Der Steinzeitmensch musste immer auf jede Gefahr vorbereitet sein. Hätte ein Steinzeitmensch immer nur positiv gedacht, wäre er beim Betreten einer Höhle sofort von einem herunterfallenden Stein erschlagen oder von einem wütenden Bären gefressen worden. Steinzeitmenschen mussten erst einmal alle Gefahren durchdenken und alle negativen Möglichkeiten ausschließen, bevor sie sich über den Fund der neuen Höhle wirklich freuen konnten.
Der erfolgreiche Steinzeitmensch fand jedoch den goldenen Mittelweg. Er erkannte alle möglichen Gefahren, war aber dennoch so voller Selbstvertrauen, dass er diese Gefahren aus den Weg räumen konnte.
Negative Gedanken helfen beim Fokussieren und sind wichtig, wenn man ein Problem lösen muss. Wer jedoch nicht in der Lage ist, einen Schlussstrich unter diese negativen Gedanken zu setzen und einen zukunftsorientierten, positiven Weg zu finden, der erstarrt.
Der erfolglose Steinzeitmensch ist am Ende erfroren, weil er bei jeder Höhle nur die Gefahren sah. Er erstarrte angesichts des Problems und kam mit seinem Leben keinen Schritt weiter.
Genauso geht es dir als modernen Mann, wenn du dich nur noch mit negativen Gedanken herumschlägst. Du findest keine Lösung mehr! Falls du einen Job suchst, wirst du bei jeder Stellenanzeige denken, dass deine Fähigkeiten sowieso nicht ausreichen. Eine Bewerbung lohnt sich also gar nicht. Falls du fitter und schlanker werden musst, wirst du denken, dass das morgendliche Jogging ja eh nichts bringen wird. Schließlich war dein Vater auch dick, und dein Großvater sowieso.
Deine negativen Gedanken stellen dir hier ein sehr gemeines Bein! Denn dadurch, dass sie dich hemmen, verwirklichen sie sich auch noch. Du bekommst wirklich nie den passenden Job, und du bleibst dick und wirst auch nie fit werden! Für einen Pessimisten ist das wunderbar. Du hast wirklich Recht gehabt mit deiner Skepsis. Es klappt wirklich nicht.
Positiv denken – und alles wird anders
Eines der schönsten Sprichwörter lautet: „Wenn du dich selbst veränderst, veränderst du die ganze Welt“. Gerade dann, wenn du lernst, positiv zu denken, wirst du merken, dass dieses Sprichwort stimmt! Du wirst zwar immer noch dieses und jenes Problem haben, aber du wirst schneller und leichter Wege finden, die Probleme zu lösen und mit der Zeit werden die Probleme und Sorgen sogar immer geringer werden.
Die Forscherin Barbara Fredrickson von der University of North Carolina hat dazu ein spannendes Experiment durchgeführt:
Fünf Gruppen von Versuchspersonen sahen verschiedene Videos.
Gruppe 1 sah Videos, die glücklich machten.
Gruppe 2 sah Videos, die Zufriedenheit auslösten.
Gruppe 3 war eine Kontrollgruppe, die emotionsfreie Videos sah.
Gruppe 4 sah Videos, die Angst einflößten.
Gruppe 5 sah Videos, die wütend machten.
Anschließend sollten alle Teilnehmer ein Problem mit zwanzig Zeilen lösen. Der Satz begann mit den Worten: „Ich würde …“. Die Teilnehmer der beiden negativen Gruppen hatten weit weniger Lösungsvorschläge als die Teilnehmer der beiden positiven Gruppen. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe lagen im Mittelfeld.
Dieser Versuch zeigte eindeutig:
Wer einen Weg aus einer Krise sucht und braucht, findet ihn bei einer positiven Grundeinstellung schneller und einfacher.
Besonders interessant ist jedoch, dass das Hirn dieses Erlebnis als Erfahrungswert speichert. Das heißt, wer aufgrund seiner negativen Gedanken nie einen Fortschritt macht, wird mit der Zeit lernen: Ich erreiche sowieso nichts! Wer aufgrund positiver Gedanken Lösungen findet, wird sich diese Erfahrung aber ebenfalls merken. Das Hirn weiß dann: Ich muss positiv denken, wenn ich was erreichen will!
Es entsteht ein Umkehreffekt. Für die einen ist ein böser Zirkel, den sie durchbrechen müssen. Für die anderen ist ein Glücksrad. Einmal aufgesprungen, läuft es immer weiter! Deshalb sollte jeder daran arbeiten, diesen Sprung zu schaffen und auf das Glücksrad zu kommen. Wer einmal oben ist, fällt so leicht nicht wieder runter.
Tipps und Tricks – so lernst du, positiv zu denken
Es gibt ein paar einfache Tricks, mit deren Hilfe man aus dem bösen Zirkel ausbrechen kann.
Tipp 1 – Freue dich über das Leben und zeige es!
Lächeln ist angesagt. Manche gehen ständig mit einem griesgrämigen Gesichtsausdruck durchs Leben und wundern sich, dass sie von anderen nur angemeckert werden. Versuch einmal, ganz bewusst zu lächeln! Hör Musik, die dich zum Lächeln bringt oder denke an kleine Geschehnisse und Witze, die du amüsant findest. Schau dich bewusst um und lächle über schöne Dinge. Nimm alle guten Dinge auf dieser Welt bewusst war und lächle dazu. Lächeln schüttet Glückshormone aus. Wenn du einen Tag lang lächelnd durch die Welt gegangen bist, wirst du dich abends besser fühlen als morgens.
Tipp 2 – Mach dir eine Spaß-Liste
Dieser Tipp stammt von der Forscherin Barbara Frederickson. Schreib auf eine Liste alle Dinge, die dir Spaß machen. Das können die verrücktesten Dinge sein: Hund kämmen, einmal ums Haus laufen, neue Krawatte kaufen oder laut unter der Dusche Arien singen. Immer wenn du etwas Zeit hast, dann solltest du eines dieser Dinge tun. Du kannst natürlich auch Wandern, Tauchen, Reisen und Shopping auf die Liste schreiben. Wichtig ist jedoch, dass du auch kleine Dinge für Zwischendurch notierst!
Tipp 3 – Denke bewusst an die guten Dinge in deinem Leben!
Das ist vor allem dann wichtig, wenn du gerade in der Krise bist. Der Job ist schwierig, die Frau ist weg, die Bank schickt böse Briefe? Setz dich hin und schreib auf, was alles gut ist. Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Schau dich um und schreib auf, was du schon alles erreicht hast. Schreib auf, wenn du einen guten Freund hast oder einen Hund, den du besonders liebst. Schreib auf, wenn du gesund bist und regelmäßig Sport treibst. Schreib auf, wenn deine Nachbarin dir gestern was zum Essen gebracht und dir dein Vater vorgestern sein altes Briefmarkenalbum geschenkt hat. Schreib all diese kleinen netten Erlebnisse auf. Dein Leben hat viele positive Seiten!
Tipp 4 – Übernimm Verantwortung!
Das ist schwierig, aber wichtig. Wenn du einen neuen Job brauchst, eine Partnerin suchst oder etwas für deine Gesundheit tun musst, dann kannst nur du alleine etwas dafür tun. Hör auf, immer Opfer zu spielen. Es liegt nicht daran, dass du vom Pech verfolgt bist, wenn du immer nur die falsche Frau triffst. Es liegt eher an deinem Frauengeschmack. Wenn du nie Geld hast, musst du dich damit auseinandersetzen, wie vernünftige Menschen mit Geld umgehen. Und wenn du dringend einen neuen Job oder eine größere Wohnung brauchst, dann musst du dich eben auf die Suche machen. Mit einer positiven Grundeinstellung wirst du die Probleme lösen. Du darfst dich nur nicht als Opfer sehen.
Tipp 5 – Umgib dich mit positiven Menschen!
Das ist schwierig, wenn deine Freunde zur Meckerfraktion gehören. Man kann ja schließlich nicht alles seine Freunde und Verwandte austauschen. Trotzdem sollte man ganz bewusst Kontakt zu den Leuten suchen, die eine positive Ausstrahlung haben und die nicht ständig negativ sind. Du weißt instinktiv, wer dir guttut! Menschen mit einer negativen Ausstrahlung sind oft bitter oder neidisch. All diese negativen Gefühle können selbst den größten Optimisten traurig stimmen.
Tipp 6 – Meditiere oder schreibe
Forschungen haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig meditieren oder auch schreiben, optimistischer sind und leichter eine positive Grundeinstellung haben. Was man wählt, ist wohl Geschmacksache. Es scheint in erster Linie darauf anzukommen, den Gedanken freien Lauf zu lassen. Die einen machen das beim Meditieren, die anderen beim Schreiben. Wenn dir das alles zu kompliziert und zu esoterisch ist, hilft ein kleines Tagebuch: Jeden Abend mit ein paar Sätzen aufschreiben, was an diesem Tag passiert ist. Wichtige Regel für alle, die noch lernen müssen, positiv zu denken: Es dürfen nur positive Dinge in diesem Glückstagebuch stehen. Wenn das Auto beispielsweise kaputt ist, steht im Glückstagebuch: „Endlich habe ich einen Grund, jeden Tag ins Büro zu laufen. Zeit für Fitness!“
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