AjoureLifestyleWie erkenne ich, ob ich sexsüchtig bin?

Wie erkenne ich, ob ich sexsüchtig bin?

Jeder Mensch und jeder Mann hat ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sex. Manchen reicht es, einmal die Woche Sex zu haben und masturbieren gar nicht. Anderen gelüstet es täglich oder gar mehrmals täglich nach Sex. Dann haben sie vielleicht häufiger Sex, masturbieren aber sicherlich auch häufiger. Alles kein Problem, alles normal soweit. Wer aber so oft an Sex denkt, so dass fast jeder Gedanke um Sex kreist, gelangt in eine kritische Situation. Sexsüchtig ist man dann, wenn die sexuellen Gedanken und die sexuelle Aktivität anfangen sich erheblich negativ auf sämtliche berufliche Tätigkeit, den Alltag oder zwischenmenschliche Beziehungen auszuweiten.

Sexsüchtigen wird dies oftmals bewusst, sie sehen sich aber außer Stande ihr Verhalten zu ändern. Erst wenn negativen Folgen auftreten und nicht überwunden werden können, kann daher von Sexsucht gesprochen werden. Allein häufiger Sex oder häufige Masturbation ist kein Kriterium. Im Zusammenhang mit der Sexsucht stellt sich häufig auch eine großes Schamgefühl, eine Depression und mangelnde sowie sehr kurzlebige sexuelle Befriedigung ein.

Vorab: Psychologen versuchen oftmals Sexsucht mit frühkindlichen Traumata oder fehlendem Kontakt zur Mutter oder ähnlichem zu erklären. Diese Erklärung ist vor allem bei Tiefenpsychologen beliebt, die sich allein darauf fokussieren, die Kindheit ihrer Patienten aufzuarbeiten. Das kann auch zutreffen, muss es aber bei weitem nicht. Sexsucht tritt in höherem Alter auf und kann genauso gut, wenn nicht sogar viel häufiger, in schlechten Angewohnheiten und Verhaltensweisen begründet sein. Ein Fokus auf die Kindheit versperrt dann oft die Sicht auf diese erlernten und einstudierten Verhaltensweisen, die für eine Überwindung der Sucht verändert werden müssen. Sexsüchtige werden so nicht in die Lage versetzt, ihrer gegenwärtigen Verantwortung nach zu kommen.

Wie jede Sucht, kann auch Sexsucht therapiert oder durch geeignete Verhaltensänderungen überwunden werden. Dafür ist es aber zunächst einmal wichtig, sich seiner Sexsucht und Verhaltensweisen bewusst zu werden. Bist du sexsüchtig? Hier eine Checkliste mit den wichtigsten Fragen:
 

Ist deine Sexualität zum alles bestimmenden Lebensbereich geworden?

Wenn die Gedanken an und die Ausübung von Sex in deinem Leben die Hauptrolle spielen, dann kann es gut sein, dass du sexsüchtig bist. Oftmals schauen Sexsüchtige jeden Tag stundenlang im Internet Pornos und masturbieren, etwa gar bis die Intimregion wund wird – und verspüren trotzdem keine großartige sexuelle Befriedigung. Findest du vor lauter Pornos, Masturbation und Sex keine Zeit mehr zum Arbeiten oder Lernen? Vernachlässigst du zwischenmenschliche Beziehungen in extremer Weise für sexuelle Aktivitäten? Dann kann es sein, dass du sexsüchtig bist.

Die Art, wie diese Zügellosigkeit ausgelebt wird, kann variieren. Häufiger Pornokonsum allein muss auch nicht zwingend auf eine Sexsucht hinweisen. Es ist die negative Beeinträchtigung anderer Lebensbereiche, die auf eine Sucht hinweist. Mancher gibt auch unvernünftig viel Geld für käuflichen Sex aus, ein anderer mag übertrieben häufig anonymen Sex suchen oder Swinger Clubs aufsuchen.
 

Bist du sexsüchtig?
Hast du das Gefühl, die Kontrolle über dein Sexleben zu verlieren?

 

Macht dich Sex oder Masturbation glücklich? Bist du generell glücklich?

Vermutlich viel häufiger als durch ein Kindheitstrauma tritt Sexsucht als Nebenerscheinung oder Folge eines Gefühls der inneren Leere, etwa im Kontext eines Burn-Outs oder einer Depression auf. Masturbation und Sex hilft dem Betroffenen, sich selbst gegenwärtiger zu fühlen. Erlebtes oder gespürtes Unglück wird strategisch versucht durch das vermeidliche Glück sexueller Erfüllung zu überspielen. Dies hilft meistens nur kurzfristig und auf Dauer sinkt der Effekt: Sex macht weniger glücklich. Als Folge versuchen Betroffene meist ihre sexuellen Aktivitäten zu intensivieren und vor allem zu erhöhen. Die negativen Auswirkungen der Sucht auf den Alltag verstärkt das dann leider nur weiter, sodass es zu einem Teufelskreis kommt.
 

Fühlst du dich nach dem Sex schlecht? Leidest du unter Kontrollverlust?

Der im Zuge einer Sexsucht auftretende Kontrollverlust wird von Betroffenen oft selbst bemerkt. Wer angesichts der negativen Auswirkungen unfähig ist, sein Verhalten selbstständig zu ändern, verliert ganz augenscheinlich die Kontrolle über sich selbst. Beziehungen scheitern, das Selbstbild verschlechtert sich weiter – und wird paradoxerweise wiederum versucht mit Sex aufzubessern.
 

Versuchst du, dich in immer extremere Praktiken hineinzusteigern ohne dass sich ein Glücksgefühl einstellen will?

Aufgrund des abnehmenden Glücksgefühls bei sexuellen Handlungen und Gedanken versuchen Betroffene dieses oftmals durch extremere Praktiken wieder zu erlangen. Dazu können etwa sehr häufig wechselnde Geschlechtspartner zählen, das Aufsuchen von Swinger Clubs, das Hineinsteigern in S&M-Fantasien und Praktiken oder gar kriminelle Handlungen wie Stalken oder Exhibitionismus. Um eines klar zu stellen: Abgesehen von zuletzt genannten kriminellen Handlungen, stellen erstere Vorlieben per se wieder kein Problem dar. Jeder Mensch hat andere Vorlieben, die alle vollkommen legitim sind. Einen Hinweis auf Sexsucht stellen diese nur da, wenn sich auch dann kein oder nur ein sehr kurzlebiges Glücksgefühl einstellt. Der Betroffene ist also auf der andauernden Jagd nach neuen Reizen, ohne Befriedigung zu empfinden.
 

Ein Ausweg

Je nach Art der Ursachen für eine Sexsucht, kommen verschiedene Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten in Frage. Während manche ein Sexverbot auferlegen, empfehlen andere ein positives und inniges Sexualleben in Form einer Partnerschaft aufzubauen. Egal ob mit oder ohne Therapie: Angeeignetes schädliche Verhalten muss abgebaut und ein positives Verhältnis zur Sexualität aufgebaut werden. Sind etwa Depressionen oder andere Abhängigkeiten oder Süchte im Spiel und ursächlich für die Sexsucht, so müssen diese zuerst angegangen werden. Nur dann kann sich der Teufelskreis lösen und Sex wieder als das wahrgenommen werden, was er ist: Etwas Wunderschönes.

 

Foto: erhui1979, SimmiSimons/iStock.com

Ajouré MEN Redaktion
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