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Max Giesinger über sein neues Album „DIE REISE“ und seine rastlose Art zu leben

Max Giesinger, unser Lieblings-Wahl-Hamburger, kann nicht ohne Musik leben. Selbst im Urlaub greift er zur Gitarre und kreiert so seine neuen Texte. Zuhause besitzt er zwar keinen CD-Player, steht aber dafür extrem auf Vinyl. Er hat sich für sein neues Album „Die Reise“ viel Zeit gelassen, um dieses auf 100% zu bringen. Am 23. November erscheint seine neue Platte und wir konnten bereits in die Songs reinhören. Worüber sie gehen und wie Max mit dem aktuellen Hype um ihn umgeht, was ihm wirklich wichtig ist und wie er mit Texthängern umgeht, haben wir ihn hier in Berlin gefragt.
 

Du hast im Mai mit dem Song „Legenden“ die erste Singleauskopplung deines neuen Albums „Die Reise“ gehabt. Viele deiner Fans freuen sich, dass es am 23. November endlich soweit ist und das Album erscheint. Wie aufgeregt bist du selbst?

Extrem aufgeregt! Es ist zum ersten Mal in meinem Leben so, dass ich ein Album rausbringe und ich gleichzeitig darauf hoffen kann, dass Leute es erst einmal hören. Das war bei den beiden Alben zuvor nicht der Fall. Da wussten wir nicht, ob das überhaupt jemanden interessiert und ein paar Leute erreicht. Es ist schon ein sehr schönes Gefühl, diese Tür durchstoßen zu haben und zu wissen, dass egal wie stark das Album jetzt ist, die Fans es sich erst einmal anhören, da es doch eine gewisse Relevanz hat. Hierfür bin ich sehr dankbar, denn es war unfassbar viel Arbeit. Vom Aufwand fast wie eine Doktorarbeit (lacht), auch wenn ich die natürlich noch nie gemacht habe.

In der neuen Platte steckt so viel Liebe drin – egal, ob es um die Bilderauswahl geht, die Geschichte und was die Platte ausdrücken möchte und natürlich die Songs. Insgesamt liegen eineinhalb Jahre harte Arbeit in ihr versteckt und ich habe schon etwas Respekt vor der Frage, ob es die Leute auch längerfristig erreicht oder nicht. Was ich aber sagen kann ist, dass ich sehr happy damit bin und ein sehr gutes Gefühl habe, denn ich weiß, dass es dreizehn Songs sind, die allesamt etwas mit mir machen und ich zu jedem etwas erzählen kann. Damit bin ich persönlich sehr glücklich und ich hoffe, dass dieses Gefühl auch bei anderen ausgelöst werden wird.

Dein letztes Album „Der Junge, der rennt“ erreichte in Deutschland Platinstatus mit über 240.000 verkaufen Platten. Seitdem ist viel passiert und es ging steil bergauf. Lässt sich all das, was passierte, noch begreifen? Oder ist es unwirklich?

Es ist definitiv unwirklich. Das ist auch für den menschlichen Verstand eine Ausnahmesituation, wenn so etwas passiert. Du arbeitest jahrelang darauf hin und auf einmal ist es soweit. Ich habe mit zehn angefangen Gitarre zu spielen und als ich dreizehn wurde, war klar, dass es mein Traum ist, mit Musik auf Tour zu gehen. Plötzlich passiert das und du bist nur noch unterwegs und Leute fangen an, dich auf der Straße anzusprechen. Dazu kommt dann ein sehr großer Teil, der gar nichts mehr mit Musik an sich zu tun hat. Promotion machen, TV-Shows und du denkst dir: „Krass! Was habe ich da losgetreten?“ Ich gehe auf Tour, steige in den Night-Liner ein und da sind 20 Personen mit im Bus, die alle von meiner Musik leben und ihre Familien damit finanzieren. Das ist dann schon so, dass man sich auf einmal in einer völlig anderen Situation wiederfindet und natürlich daran anknüpfen will. Und genau deshalb ist es manchmal schon schwierig, sich davon loszutreten und zu sagen „ich mach mal meine Musik – egal ob das erfolgreich wird oder nicht“. Da hängt jetzt einfach viel mit dran. Aber ich denke, wenn man sich ab und zu eine Auszeit gönnt und in den Urlaub fliegt oder man mal wieder nach Hause fährt und die Zeit mit Leuten verbringt, mit denen alles cool ist und die einen noch von früher kennen, dann schafft man das alles schon und es hält einen am Boden.

Dein Song „Zuhause“ lässt erahnen, dass du es liebst, unterwegs zu sein und deinen Job zu machen, dich aber dennoch nach Sesshaftigkeit sehnen könntest. Wie schafft dein Kopf diesen Spagat?

Als ihr und ich uns beim letzten Mal unterhalten haben, war es noch so, dass ich es liebte, ständig unterwegs zu sein. Aber irgendwann kam ich zu einem Punkt, an dem ich realisiert habe, dass die ständige Reiserei auch sehr anstrengend sein kann. Du kannst dann einfach nicht mehr abschalten. Anfang 2017 war ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten im Urlaub und war von der Stille völlig überwältigt und wusste gar nicht, was ich mit der ganzen Zeit anfangen solle. Keine Auftritte und keine Termine und ich hatte vergessen, wie sowas sein kann. Ich denke, es ist hier wichtig, eine gute Balance zwischen draußen unterwegs sein und Momenten, in denen du einfach zuhause bist und zur Ruhe kommst zu finden. Ich habe im Urlaub ziemlich schnell gemerkt, dass nur zu chillen allerdings auch nichts für mich ist und mir manchmal langweilig war, denn ich bin ein Mensch, der recht schnell Hummeln im Hintern hat und dann ist es vorbei mit der Entspannung (lacht).

Ich denke, dass man sowohl den Job, als auch die Freizeit nur zu schätzen weiß, wenn man sich immer mal wieder aus beidem rauszieht, bevor eins von beiden zu viel wird. Und genau dieses Thema verarbeite ich im Song „Zuhause“, wo es um die Frage geht, wann man eigentlich ankommt und wo zuhause überhaupt ist. Hamburg, wo ich wohne, ist für mich zum Beispiel eine Zwischenstation. Ich bin dort sehr glücklich und liebe diese Stadt. Aber es könnte auch sein, dass ich in fünf Jahren wieder im Badenländle wohne und mich in einer ganz ruhigen Ecke wohlfühle.

Denkst du, es gelingt dir jemals anzukommen? So, dass auch dein Kopf sagt „Eben haben wir es erreicht“?

Könnte ich mir vorstellen. Wäre definitiv ein erstrebenswertes Ziel und ich glaube schon, dass ich zur Ruhe kommen kann. Wenn ich die letzten Jahre reflektiere, dann stelle ich fest, dass ich schon durchaus ruhiger geworden bin. Mittlerweile bin ich 30 und muss nicht mehr jede Nacht bis morgens um fünf unterwegs sein und durch die Clubs ziehen. Ich war gerade in London und wir saßen zusammen in der Runde, als es hieß, dass wir alle noch losziehen sollten. Aber ich hatte so null Bock, war einfach müde und habe mich auf mein Bett und eine Serie gefreut. Heute mache ich es so, dass ich einfach nicht mehr weggehe, wenn ich keine Lust dazu habe. Früher hätte ich mich noch dazu „gezwungen“, doch diese Zeiten sind irgendwie vorbei. Man muss einfach öfter mal auf sich hören und das tun, was der Körper möchte.

Du hast ja mittlerweile musikalisch unglaublich viel erreicht. Ist es denn irgendwie schade, dass es nur noch so wenig zu geben scheint, was sich in deinem Job zu ersten Mal erleben lässt?

Das ist tatsächlich seit sehr langer Zeit die beste Frage, die mir gestellt wird. Es ist so, dass ich mich mit diesem Thema auch schon auseinandergesetzt habe. Mein bestes Jahr 2016 ist unwiderruflich vergangen und es wird nie wieder so sein, wie damals. Da hatte ich so viele Dinge zum ersten Mal. Es war einfach toll. Ich hatte den Durchbruch und plötzlich fährst du Auto, dein Song läuft die ganze Zeit im Radio und du denkst dir, dass das doch gerade nicht wahr sein kann. Du fühlst dich wie in einem ganz großen Traum und kannst es nicht realisieren. „80 Millionen“ war ein riesen Erfolg und dann kam die nächste Nummer, bei der wir uns alle vorher überlegten, ob wir sowas nochmal hinkriegen. Dann kam „Wenn sie tanzt“ und ging genauso durch die Decke und du realisierst, dass dein großer Traum in Erfüllung gegangen ist. Du stellst dir dann die Frage: „Was jetzt, ich habe mein Lebensziel erreicht“. Darauf habe ich ja immer hingearbeitet und plötzlich ist es wahr.

Auf einmal kam ich in die Situation, wo ich mich gefragt habe, was ich jetzt eigentlich mache. Denn du gewöhnst dich als Mensch natürlich auch ein Stück weit an Erfolg und ausverkaufte Hallen. Ich denke, es würde dich irre machen, wenn du dies jeden Tag von vorne als so unglaublich empfinden würdest, denn dieses Gefühl lässt dich nicht runterkommen. Ich habe das dann akzeptiert und zu schätzen gelernt, dass dieser Erfolg da ist, aber es ist nicht mehr so, dass ich jeden Morgen aufwache und darüber nachdenke, wie krass das alles ist. Obwohl man es eigentlich machen sollte, denn es ist ein so tolles Geschenk und dafür muss man dankbar sein.

Max Giesinger

Bereits jetzt stehen zwischen dem 19.12. und 10.03.19 ganze 20 Konzerte fest und weitere folgen. Was überwiegt mehr – die Vorfreude hierauf oder der Respekt vor diesen vielen Auftritten und den Strapazen, die diese mit sich bringen?

Gerade freue ich mich nur darauf, denn wir haben drei Jahre das gleiche Set gespielt und es ist so, als hättest du jeden Abend die gleiche Kost gegessen. Von mir aus Pizza Salami. Die schmeckt immer noch gut, es wird Zeit, dass du mal eine Pizza Hawaii probierst. Jetzt ist es so, dass es eine neue Pizza Hawaii gibt, die man sogar noch kombinieren kann (lacht). Es sind jetzt drei Alben da und wir können dramaturgische Spannungsbögen bauen. Ich feiere die neuen Songs schon sehr, denn ich denke, es sind 13 wirklich gute Popsongs. Wir haben beim letzten Konzert bereits zwei neue angespielt und das hat mich sehr berührt und abgeholt, etwas Neues zu spielen, dass ich mich jetzt einfach nur extrem darauf freue. Ich bin gespannt, was die Leute dazu sagen. Mich hat es jedenfalls zu Tränen gerührt.

Thema Texthänger?

Klar – direkt auf Anhieb verkackt (lacht). Ich war so aufgeregt, als ich die Songs zum ersten Mal gesungen habe, dass ich den Text vergessen habe. Aber zum Glück verstehen das die Leute, denn man muss ja nicht perfekt sein und darf schon mal scheitern. Dazu muss man dann stehen und ich denke, dass einen dieses Verhalten dann noch sympathischer macht. Bei mir war es so, dass immer, wenn ich einen Texthänger hatte, direkt danach das Eis gebrochen war.

Wie kriegst du all diese Auftritte mit deinem Privatleben auf die Reihe? Stellt sich das einfach hinten an in diesen Monaten?

Es gibt schon Phasen, wo du mal vier Wochen gar kein Privatleben hast, dann abends ins Hotelzimmer gehst, eine Serie schaust und realisierst, dass dir etwas fehlt. Man kann schon ein paar Wochen ohne Privatleben auskommen. Irgendwann fällt dir jedoch auf, dass es zwar eine krasse Zeit war, aber du stellst dir dann die Frage, was eigentlich mit deinen ganzen Freunden außerhalb dieses Musikkreises ist. Ich bin da manchmal so in diesem Modus drin, dass ich gar nicht an andere Leute denke, bis ich den WhatsApp-Verlauf durchsuche und merke, dass ich seit einer Woche eine Antwort an jemanden schicken wollte und einfach nicht dazu gekommen bin. Ich bemühe mich aber sehr daran zu denken, dass es auch außerhalb noch viele Menschen gibt, die mir sehr wichtig sind. Ein Stück weit ist Normalität schon wichtig, um seine Batterien wieder aufzuladen.

Du warst dieses Jahr sechs Wochen in Thailand. Wie notwendig war diese Auszeit und was war das Wichtigste, was dieser Break in dir hervorgerufen hat?

Ich habe mich in dieser Zeit sehr gut kennengelernt. Für mich war es auch irgendwie eine Challenge, ob ich gut alleine sein kann, denn ich habe das komplett alleine durchgezogen. In der ersten Woche war noch ein Kumpel dabei und wir haben gemeinsam gechillt, aber dann war ich alleine. Und ich hatte auch Momente, in denen ich tatsächlich einsam war. Dann quatschen dich draußen Menschen an, aber nicht um dich kennenzulernen, sondern weil sie dich erkennen. In Thailand! Das heißt, dass diese Giesinger-Komponente mitspielte und mich hat das ein Stück weit verunsichert. Es fühlte sich nicht mehr wie früher an, als man einfach Leute kennenlernte, die mich wegen mir als Mensch kennenlernen wollten. Also habe ich aktiv nach anderen Nationalitäten gesucht, um mich selbst zu feedbacken und zu checken, ob ich als Person noch cool bin oder ob ich ein abgehobener Typ bin. Aber es war alles gut und die Zeit war toll.

Zum Schluss unsere 3 Fragen – 3 Antworten:

a) Das beste an einer Reise ist…
das Essen. Ich liebe Essen.

b) Und wenn ich könnte, würde ich…
vier Wochen in der Heimat chillen und nichts tun; mit allen Freunden von damals, die dann alle wieder da wären.

c) Hamburg ist für mich…
ein erfüllter Traum.

Max Giesinger und Daniel Heilig im Interview
Max Giesinger und Daniel Heilig im Interview

 

Fotos: Christoph Köstlin; AJOURE´ Redaktion

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Ajouré MEN Redaktion
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